Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. sicherten Frewden in grosser vngewißheit war/ fienger endlich also an wider sich selbst zureden: Ists mög- lich daß du so glückselig bist? sol dir die Liebe so gün- stig seyn? Wie? hastu dann auff der Princessin Ant- litz vnd Augen nicht achtung gegeben? Wie du bist hinein getretten/ hat sie nicht gar auffgehüpffet? O ich Vnglückseliger? Wie thöricht thue ich/ daß ich meiner Hoffnung so viel einräume? Die Götter las- sen ein solch grosses Glück nicht so leichtlich hin. Gemeine Heyrathen werden durch Widerwärtig- keit nicht verworren/ vnd durch seltzame Fälle nicht beruffen gemacht. Das Glück mischet sich in Liebe fürnchmer Personen ein/ daß sie durch Mühe vnd Arbeit denen/ welche sie suchen/ desto angenehmer werden. Helffen die Götter daß ich jrre/ vnd daß nit die Begrüssung/ vnd das anmutige Gesicht der Ar- genis/ welches mir jetzundt ein solches Hertz macht/ eine Anzeigung meines Vntergangs sey. Wie elend bin ich doch? (welches ich kaum zu gedencken ver- mag!) Diese Zeichen deß geneigten Willens sol- ten sie nicht wol wegen der Liebe des Poliarchus herrühren? hat sie mich nicht darumb so freundtlich angesehen/ daß ich jhm bey dem Könige wol an Worten gewesen? Oder hat sie mich hiedurch nicht mit stillschweigen gebeten/ daß ich meine Fürbitte wiederholen solte? Die Freundtschafft muß sich so weit nicht erstrecken; gewiß nicht: ich schwere bey der Argenis. Ich wil auch nicht daß ich dem Poliar- chus der Argenis Gunst wegen/ noch daß mir Ar- genis
Das Ander Buch. ſicherten Frewden in groſſer vngewißheit war/ fienger endlich alſo an wider ſich ſelbſt zureden: Iſts moͤg- lich daß du ſo gluͤckſelig biſt? ſol dir die Liebe ſo guͤn- ſtig ſeyn? Wie? haſtu dann auff der Princeſſin Ant- litz vnd Augen nicht achtung gegeben? Wie du biſt hinein getretten/ hat ſie nicht gar auffgehuͤpffet? O ich Vngluͤckſeliger? Wie thoͤricht thue ich/ daß ich meiner Hoffnung ſo viel einraͤume? Die Goͤtter laſ- ſen ein ſolch groſſes Gluͤck nicht ſo leichtlich hin. Gemeine Heyrathen werden durch Widerwaͤrtig- keit nicht verworꝛen/ vnd durch ſeltzame Faͤlle nicht beruffen gemacht. Das Gluͤck miſchet ſich in Liebe fuͤrnchmer Perſonen ein/ daß ſie durch Muͤhe vnd Arbeit denen/ welche ſie ſuchen/ deſto angenehmer werden. Helffen die Goͤtter daß ich jrꝛe/ vnd daß nit die Begruͤſſung/ vnd das anmutige Geſicht der Ar- genis/ welches mir jetzundt ein ſolches Hertz macht/ eine Anzeigung meines Vntergangs ſey. Wie elend bin ich doch? (welches ich kaum zu gedencken ver- mag!) Dieſe Zeichen deß geneigten Willens ſol- ten ſie nicht wol wegen der Liebe des Poliarchus herꝛuͤhren? hat ſie mich nicht darumb ſo freundtlich angeſehen/ daß ich jhm bey dem Koͤnige wol an Worten geweſen? Oder hat ſie mich hiedurch nicht mit ſtillſchweigen gebeten/ daß ich meine Fuͤrbitte wiederholen ſolte? Die Freundtſchafft muß ſich ſo weit nicht erſtrecken; gewiß nicht: ich ſchwere bey der Argenis. Ich wil auch nicht daß ich dem Poliar- chus der Argenis Gunſt wegen/ noch daß mir Ar- genis
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Das Ander Buch.
ſicherten Frewden in groſſer vngewißheit war/ fieng
er endlich alſo an wider ſich ſelbſt zureden: Iſts moͤg-
lich daß du ſo gluͤckſelig biſt? ſol dir die Liebe ſo guͤn-
ſtig ſeyn? Wie? haſtu dann auff der Princeſſin Ant-
litz vnd Augen nicht achtung gegeben? Wie du biſt
hinein getretten/ hat ſie nicht gar auffgehuͤpffet? O
ich Vngluͤckſeliger? Wie thoͤricht thue ich/ daß ich
meiner Hoffnung ſo viel einraͤume? Die Goͤtter laſ-
ſen ein ſolch groſſes Gluͤck nicht ſo leichtlich hin.
Gemeine Heyrathen werden durch Widerwaͤrtig-
keit nicht verworꝛen/ vnd durch ſeltzame Faͤlle nicht
beruffen gemacht. Das Gluͤck miſchet ſich in Liebe
fuͤrnchmer Perſonen ein/ daß ſie durch Muͤhe vnd
Arbeit denen/ welche ſie ſuchen/ deſto angenehmer
werden. Helffen die Goͤtter daß ich jrꝛe/ vnd daß nit
die Begruͤſſung/ vnd das anmutige Geſicht der Ar-
genis/ welches mir jetzundt ein ſolches Hertz macht/
eine Anzeigung meines Vntergangs ſey. Wie elend
bin ich doch? (welches ich kaum zu gedencken ver-
mag!) Dieſe Zeichen deß geneigten Willens ſol-
ten ſie nicht wol wegen der Liebe des Poliarchus
herꝛuͤhren? hat ſie mich nicht darumb ſo freundtlich
angeſehen/ daß ich jhm bey dem Koͤnige wol an
Worten geweſen? Oder hat ſie mich hiedurch nicht
mit ſtillſchweigen gebeten/ daß ich meine Fuͤrbitte
wiederholen ſolte? Die Freundtſchafft muß ſich ſo
weit nicht erſtrecken; gewiß nicht: ich ſchwere bey der
Argenis. Ich wil auch nicht daß ich dem Poliar-
chus der Argenis Gunſt wegen/ noch daß mir Ar-
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/265>, abgerufen am 24.07.2024. |