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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
als sie den Arsidas bey jhrem Vatter mit ernsten
Worten vnd Bitten schützete/ gantz gebrannt ha-
be. Daß auch deß Arsidas Sache den Poliarchus
angienge/ wie er jhm dieses hin vnd her für Augen
gestellet/ gerhiete Archombrotus in die Muthmas-
sung/ es muste zwischen jhnen beyden eine heim-
liche Vertrewligkeit seyn. Es fielen jhm zugleich
in die Gedancken die Tugenden deß Poliarchus/
vnd was jhn sonsten zu dergleichen Hoffnung an-
reitzen/ oder die Argenis bewegen können. Weil
er auch seine Ankunfft nicht eröffnen wolte/ so
möchte wol was stattliches darhinder seyn. Dann
sagte er/ ich bin nicht alleine/ dessen Geschlech-
te vnd Standt man auß der Larven vnter wel-
cher ich mich verdecke nicht schätzen sol. Als jhm
aber eyn kam die Gestalt der Argenis/ vnd wer
sie sey/ hielte erden Poliarchus für mehr als glück-
selig/ vnd fieng erst an dasselbe zu loben vnd sich
darüber zu wundern/ was er zuvor vnbeweget
hatte angeschawt. Dann was könte schöner seyn
als Argenis? Bey welchem Menschen würden vber
solche Zierligkeit vnd hohe Geburt so viel Tugen-
den gefunden? Wann man gleich den Stamm
beyseite setzen/ vnd vnter allen Jungfrawen in Si-
cilien die Wahl solte halten/ so were keine für der
Argenis zum Königreiche zu erheben. Ihr Ver-
standt/ jhre Sitsam keit vnd Rede weren nicht weib-
lich/ jhre Schönheit aber auch nicht menschlich.
Hernach kam Archombrotus auff sich selber/ vnd

betrach-

Das Ander Buch.
als ſie den Arſidas bey jhrem Vatter mit ernſten
Worten vnd Bitten ſchuͤtzete/ gantz gebrannt ha-
be. Daß auch deß Arſidas Sache den Poliarchus
angienge/ wie er jhm dieſes hin vnd her fuͤr Augen
geſtellet/ gerhiete Archombrotus in die Muthmaſ-
ſung/ es muſte zwiſchen jhnen beyden eine heim-
liche Vertrewligkeit ſeyn. Es fielen jhm zugleich
in die Gedancken die Tugenden deß Poliarchus/
vnd was jhn ſonſten zu dergleichen Hoffnung an-
reitzen/ oder die Argenis bewegen koͤnnen. Weil
er auch ſeine Ankunfft nicht eroͤffnen wolte/ ſo
moͤchte wol was ſtattliches darhinder ſeyn. Dann
ſagte er/ ich bin nicht alleine/ deſſen Geſchlech-
te vnd Standt man auß der Larven vnter wel-
cher ich mich verdecke nicht ſchaͤtzen ſol. Als jhm
aber eyn kam die Geſtalt der Argenis/ vnd wer
ſie ſey/ hielte erden Poliarchus fuͤr mehr als gluͤck-
ſelig/ vnd fieng erſt an daſſelbe zu loben vnd ſich
daruͤber zu wundern/ was er zuvor vnbeweget
hatte angeſchawt. Dann was koͤnte ſchoͤner ſeyn
als Argenis? Bey welchem Menſchen wuͤrden vber
ſolche Zierligkeit vnd hohe Geburt ſo viel Tugen-
den gefunden? Wann man gleich den Stamm
beyſeite ſetzen/ vnd vnter allen Jungfrawen in Si-
cilien die Wahl ſolte halten/ ſo were keine fuͤr der
Argenis zum Koͤnigreiche zu erheben. Ihr Ver-
ſtandt/ jhre Sitſam keit vnd Rede weren nicht weib-
lich/ jhre Schoͤnheit aber auch nicht menſchlich.
Hernach kam Archombrotus auff ſich ſelber/ vnd

betrach-
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[203/0247] Das Ander Buch. als ſie den Arſidas bey jhrem Vatter mit ernſten Worten vnd Bitten ſchuͤtzete/ gantz gebrannt ha- be. Daß auch deß Arſidas Sache den Poliarchus angienge/ wie er jhm dieſes hin vnd her fuͤr Augen geſtellet/ gerhiete Archombrotus in die Muthmaſ- ſung/ es muſte zwiſchen jhnen beyden eine heim- liche Vertrewligkeit ſeyn. Es fielen jhm zugleich in die Gedancken die Tugenden deß Poliarchus/ vnd was jhn ſonſten zu dergleichen Hoffnung an- reitzen/ oder die Argenis bewegen koͤnnen. Weil er auch ſeine Ankunfft nicht eroͤffnen wolte/ ſo moͤchte wol was ſtattliches darhinder ſeyn. Dann ſagte er/ ich bin nicht alleine/ deſſen Geſchlech- te vnd Standt man auß der Larven vnter wel- cher ich mich verdecke nicht ſchaͤtzen ſol. Als jhm aber eyn kam die Geſtalt der Argenis/ vnd wer ſie ſey/ hielte erden Poliarchus fuͤr mehr als gluͤck- ſelig/ vnd fieng erſt an daſſelbe zu loben vnd ſich daruͤber zu wundern/ was er zuvor vnbeweget hatte angeſchawt. Dann was koͤnte ſchoͤner ſeyn als Argenis? Bey welchem Menſchen wuͤrden vber ſolche Zierligkeit vnd hohe Geburt ſo viel Tugen- den gefunden? Wann man gleich den Stamm beyſeite ſetzen/ vnd vnter allen Jungfrawen in Si- cilien die Wahl ſolte halten/ ſo were keine fuͤr der Argenis zum Koͤnigreiche zu erheben. Ihr Ver- ſtandt/ jhre Sitſam keit vnd Rede weren nicht weib- lich/ jhre Schoͤnheit aber auch nicht menſchlich. Hernach kam Archombrotus auff ſich ſelber/ vnd betrach-

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/247>, abgerufen am 21.11.2024.