Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. tete man das Opffer/ dessen Eyngeweyde der Königvnd Lycogenes hielten. Als sie diß verrichtet/ giengen sie in den Tempel/ rühreten das Altar vnd Küssen an/ vnd schwuren widerumb den Frieden heylig zu halten. Nach diesem wandte sich das Gepränge auf die königliche Burgk zu. Aber weder das Volck gab ein Zeichen der Frewden von sich: vnd den Freunden so hierzu Glück wünschten gieng es auch nicht von Hertzen. Nichts desto weniger verbarg doch der Kö- nig seinen Vnwillen/ wie jhm dann auch gebühren wolte; vnd machte sich sehr frölich/ hielte offentlich Pancket; den nachfolgenden Tag sahe er den Co- medien zu/ welche alle in lächerlichen vnd dem ge- meinen Volck behäglichen Sachen bestunden. Dann daß man etwas von königlichen vnd wichti- gen Geschäfften spielen solte/ war damals nicht ge- legene Zeit darzu. In wehrenden solchen Tagen enthielten sich auff deß Königes vnd deß Lycogenes Warnung beyderseits Freunde nicht allein von al- lem Widerwillen/ sondern es lude je einer den an- dern/ vnd beschöneten jhr Mißtrawen mit Sicher- heit vnd Frewden. Argenis auch selber/ welche mit Vorgeben einer Kranckheit jnnen gelegen/ ließ sich offentlich anschawen/ nach dem Arsidas jhr zu- geschrieben/ daß er vnd Poliarchus frisch vnd gesund weren an- gelanget. Johann M iij
Das Erſte Buch. tete man das Opffer/ deſſen Eyngeweyde der Koͤnigvnd Lycogenes hielten. Als ſie diß verꝛichtet/ giengen ſie in den Tempel/ ruͤhreten das Altar vnd Kuͤſſen an/ vnd ſchwuren widerumb den Frieden heylig zu halten. Nach dieſem wandte ſich das Gepraͤnge auf die koͤnigliche Burgk zu. Aber weder das Volck gab ein Zeichen der Frewden von ſich: vnd den Freunden ſo hierzu Gluͤck wuͤnſchten gieng es auch nicht von Hertzen. Nichts deſto weniger verbarg doch der Koͤ- nig ſeinen Vnwillen/ wie jhm dann auch gebuͤhren wolte; vnd machte ſich ſehr froͤlich/ hielte offentlich Pancket; den nachfolgenden Tag ſahe er den Co- medien zu/ welche alle in laͤcherlichen vnd dem ge- meinen Volck behaͤglichen Sachen beſtunden. Dann daß man etwas von koͤniglichen vnd wichti- gen Geſchaͤfften ſpielen ſolte/ war damals nicht ge- legene Zeit darzu. In wehrenden ſolchen Tagen enthielten ſich auff deß Koͤniges vnd deß Lycogenes Warnung beyderſeits Freunde nicht allein von al- lem Widerwillen/ ſondern es lude je einer den an- dern/ vnd beſchoͤneten jhr Mißtrawen mit Sicher- heit vnd Frewden. Argenis auch ſelber/ welche mit Vorgeben einer Kranckheit jnnen gelegen/ ließ ſich offentlich anſchawen/ nach dem Arſidas jhr zu- geſchrieben/ daß er vnd Poliarchus friſch vnd geſund weren an- gelanget. Johann M iij
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Das Erſte Buch.
tete man das Opffer/ deſſen Eyngeweyde der Koͤnig
vnd Lycogenes hielten. Als ſie diß verꝛichtet/ giengen
ſie in den Tempel/ ruͤhreten das Altar vnd Kuͤſſen
an/ vnd ſchwuren widerumb den Frieden heylig zu
halten. Nach dieſem wandte ſich das Gepraͤnge auf
die koͤnigliche Burgk zu. Aber weder das Volck gab
ein Zeichen der Frewden von ſich: vnd den Freunden
ſo hierzu Gluͤck wuͤnſchten gieng es auch nicht von
Hertzen. Nichts deſto weniger verbarg doch der Koͤ-
nig ſeinen Vnwillen/ wie jhm dann auch gebuͤhren
wolte; vnd machte ſich ſehr froͤlich/ hielte offentlich
Pancket; den nachfolgenden Tag ſahe er den Co-
medien zu/ welche alle in laͤcherlichen vnd dem ge-
meinen Volck behaͤglichen Sachen beſtunden.
Dann daß man etwas von koͤniglichen vnd wichti-
gen Geſchaͤfften ſpielen ſolte/ war damals nicht ge-
legene Zeit darzu. In wehrenden ſolchen Tagen
enthielten ſich auff deß Koͤniges vnd deß Lycogenes
Warnung beyderſeits Freunde nicht allein von al-
lem Widerwillen/ ſondern es lude je einer den an-
dern/ vnd beſchoͤneten jhr Mißtrawen mit Sicher-
heit vnd Frewden. Argenis auch ſelber/ welche mit
Vorgeben einer Kranckheit jnnen gelegen/ ließ ſich
offentlich anſchawen/ nach dem Arſidas jhr zu-
geſchrieben/ daß er vnd Poliarchus
friſch vnd geſund weren an-
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