Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ auß jhrem Mittel gewesen/ vnd Kinder verliessedie nicht höher als sie weren. Aber wo das Glück zu regieren in einem Stamme verblieben ist/ da lebet der verstorbenen Könige Ansehen in den nach- kommenen dermassen/ daß auch die Wiegen de- rer Kinder die zum Reiche geboren sind vns mit ei- nem heimlichen Bekänntnuß vnseres Standes ei- ne Ehrerbietung eyniagen/ vnd wir denen zuge- horchen nicht abschlagen/ welche wir wissen daß sie geboren werden vns zu beherrschen ehe sie an das Liecht kommen. Man darff auch gar nicht zweyf- feln/ daß nicht etwas sonderliches vnd grosses sol- chen Gemühtern eyngegossen werde/ welche man von Kindheit auff zum regieren vnterweyset; es sey daß es durch jhre Natur geschehe/ oder durch gute Vnterrichtung/ oder viel mehr durch sonderliche Fürsorge der Götter. Gewiß wird der Geschmack vnd gleichsam die Schärpffe der Hoffart stumpff vber der Gewonheit der Ehrerbietung so man jh- nen anthut/ vnd die gewaltige Sicherheit zu befeh- len/ welche kaum kan verachtet/ vnd nicht gehasset werden/ wird in jhnen allezeit grösser: weil gemei- niglich jhr gütiges Gemühte vnd das vertrew- liche Vornehmen mit jhren fürnembsten Leu- ten/ daß sich der vormals gebrauchten Demut nicht schämet darzu kömpt. Nachmals fangen sie an auff höhere Sachen zu gedencken/ vnd dem Reiche als jhrer Kinder Vatter Theile mit Trewen ob zu ligen. Wer aber durch Stimmen auff
Joh. Barclayens Argenis/ auß jhrem Mittel geweſen/ vnd Kinder verlieſſedie nicht hoͤher als ſie weren. Aber wo das Gluͤck zu regieren in einem Stamme verblieben iſt/ da lebet der verſtorbenen Koͤnige Anſehen in den nach- kommenen dermaſſen/ daß auch die Wiegen de- rer Kinder die zum Reiche geboren ſind vns mit ei- nem heimlichen Bekaͤnntnuß vnſeres Standes ei- ne Ehrerbietung eyniagen/ vnd wir denen zuge- horchen nicht abſchlagen/ welche wir wiſſen daß ſie geboren werden vns zu beherꝛſchen ehe ſie an das Liecht kommen. Man darff auch gar nicht zweyf- feln/ daß nicht etwas ſonderliches vnd groſſes ſol- chen Gemuͤhtern eyngegoſſen werde/ welche man von Kindheit auff zum regieren vnterweyſet; es ſey daß es durch jhre Natur geſchehe/ oder durch gute Vnterꝛichtung/ oder viel mehr durch ſonderliche Fuͤrſorge der Goͤtter. Gewiß wird der Geſchmack vnd gleichſam die Schaͤrpffe der Hoffart ſtumpff vber der Gewonheit der Ehrerbietung ſo man jh- nen anthut/ vnd die gewaltige Sicherheit zu befeh- len/ welche kaum kan verachtet/ vnd nicht gehaſſet werden/ wird in jhnen allezeit groͤſſer: weil gemei- niglich jhr guͤtiges Gemuͤhte vnd das vertrew- liche Vornehmen mit jhren fuͤrnembſten Leu- ten/ daß ſich der vormals gebrauchten Demut nicht ſchaͤmet darzu koͤmpt. Nachmals fangen ſie an auff hoͤhere Sachen zu gedencken/ vnd dem Reiche als jhrer Kinder Vatter Theile mit Trewen ob zu ligen. Wer aber durch Stimmen auff
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Joh. Barclayens Argenis/
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zu regieren in einem Stamme verblieben iſt/ da
lebet der verſtorbenen Koͤnige Anſehen in den nach-
kommenen dermaſſen/ daß auch die Wiegen de-
rer Kinder die zum Reiche geboren ſind vns mit ei-
nem heimlichen Bekaͤnntnuß vnſeres Standes ei-
ne Ehrerbietung eyniagen/ vnd wir denen zuge-
horchen nicht abſchlagen/ welche wir wiſſen daß ſie
geboren werden vns zu beherꝛſchen ehe ſie an das
Liecht kommen. Man darff auch gar nicht zweyf-
feln/ daß nicht etwas ſonderliches vnd groſſes ſol-
chen Gemuͤhtern eyngegoſſen werde/ welche man
von Kindheit auff zum regieren vnterweyſet; es ſey
daß es durch jhre Natur geſchehe/ oder durch gute
Vnterꝛichtung/ oder viel mehr durch ſonderliche
Fuͤrſorge der Goͤtter. Gewiß wird der Geſchmack
vnd gleichſam die Schaͤrpffe der Hoffart ſtumpff
vber der Gewonheit der Ehrerbietung ſo man jh-
nen anthut/ vnd die gewaltige Sicherheit zu befeh-
len/ welche kaum kan verachtet/ vnd nicht gehaſſet
werden/ wird in jhnen allezeit groͤſſer: weil gemei-
niglich jhr guͤtiges Gemuͤhte vnd das vertrew-
liche Vornehmen mit jhren fuͤrnembſten Leu-
ten/ daß ſich der vormals gebrauchten Demut
nicht ſchaͤmet darzu koͤmpt. Nachmals fangen
ſie an auff hoͤhere Sachen zu gedencken/ vnd
dem Reiche als jhrer Kinder Vatter Theile mit
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