Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. zu erweysen/ daß man eine jegliche Art zu regie-ren verwerffen solle: weil in gemeinem Regimen- te nicht minder Gesetze sind die euch verbinden als in Kömgreichen. Welches alles auff einerley Wei- se mit der Natur Freyheit entweder vbereynstim- met oder streitet. Wann das menschliche geschlech- te von eygenem Willen jnner den Gräntzen der Gerechtigkeit könte behalten werden/ so weren bey allgemeinem auffrichtigen Wandel die Regi- menter nicht allein vberflüssig/ sondern auch vn- recht/ weil sie die Leute so ohne diß der Billigkeit sich gemässe hielten zu einer vnnützen Dienstbar- keit trieben. Angesehen aber/ daß wegen vielfaltiger Laster der Welt solches nicht zu hoffen ist/ so kömpt dieselbige Art zu regieren der Natur am nech- sten/ welche macht daß die Menschen ausser den Gesetzen der Tugend vnd der Natur selbst nicht jrren: so daß es nichts zu bedeuten hatt ob viel oder wenig regieren/ sondern vnter welchem Regiment die Leute am heyligsten vnd ehrbarsten leben. Vber diß so habt jhr euch belustiget die Gewalt deß Vol- ckes vnd der fürnembsten zu vermengen/ welche doch einander gantz vnd gar zu wider ist. Das volck habt jhr angezogen zum Scheine vnd Ansehen der Freyheit; den Fleiß aber der Obristen Häupter/ zur Fürbildung deß Nutzens. Wo jhr nun den gemei- nen Nutzen eine dergleichen Verfassung nennet/ da das grösseste Ansehen bey dem Volcke stehet/ was kan an solchem Orte die Weißheit der fürnembsten Häupter
Das Erſte Buch. zu erweyſen/ daß man eine jegliche Art zu regie-ren verwerffen ſolle: weil in gemeinem Regimen- te nicht minder Geſetze ſind die euch verbinden als in Koͤmgreichen. Welches alles auff einerley Wei- ſe mit der Natur Freyheit entweder vbereynſtim- met oder ſtreitet. Wann das menſchliche geſchlech- te von eygenem Willen jnner den Graͤntzen der Gerechtigkeit koͤnte behalten werden/ ſo weren bey allgemeinem auffrichtigen Wandel die Regi- menter nicht allein vberfluͤſſig/ ſondern auch vn- recht/ weil ſie die Leute ſo ohne diß der Billigkeit ſich gemaͤſſe hielten zu einer vnnuͤtzen Dienſtbar- keit trieben. Angeſehen aber/ daß wegen vielfaltiger Laſter der Welt ſolches nicht zu hoffen iſt/ ſo koͤmpt dieſelbige Art zu regieren der Natur am nech- ſten/ welche macht daß die Menſchen auſſer den Geſetzen der Tugend vnd der Natur ſelbſt nicht jrꝛen: ſo daß es nichts zu bedeuten hatt ob viel oder wenig regieren/ ſondern vnter welchem Regiment die Leute am heyligſten vnd ehrbarſten leben. Vber diß ſo habt jhr euch beluſtiget die Gewalt deß Vol- ckes vnd der fuͤrnembſten zu vermengen/ welche doch einander gantz vnd gar zu wider iſt. Das volck habt jhr angezogen zum Scheine vnd Anſehen der Freyheit; den Fleiß aber der Obriſten Haͤupter/ zur Fuͤrbildung deß Nutzens. Wo jhr nun den gemei- nen Nutzen eine dergleichen Verfaſſung nennet/ da das groͤſſeſte Anſehen bey dem Volcke ſtehet/ was kan an ſolchem Orte die Weißheit der fuͤrnembſten Haͤupter
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Das Erſte Buch.
zu erweyſen/ daß man eine jegliche Art zu regie-
ren verwerffen ſolle: weil in gemeinem Regimen-
te nicht minder Geſetze ſind die euch verbinden als
in Koͤmgreichen. Welches alles auff einerley Wei-
ſe mit der Natur Freyheit entweder vbereynſtim-
met oder ſtreitet. Wann das menſchliche geſchlech-
te von eygenem Willen jnner den Graͤntzen der
Gerechtigkeit koͤnte behalten werden/ ſo weren
bey allgemeinem auffrichtigen Wandel die Regi-
menter nicht allein vberfluͤſſig/ ſondern auch vn-
recht/ weil ſie die Leute ſo ohne diß der Billigkeit
ſich gemaͤſſe hielten zu einer vnnuͤtzen Dienſtbar-
keit trieben. Angeſehen aber/ daß wegen vielfaltiger
Laſter der Welt ſolches nicht zu hoffen iſt/ ſo koͤmpt
dieſelbige Art zu regieren der Natur am nech-
ſten/ welche macht daß die Menſchen auſſer den
Geſetzen der Tugend vnd der Natur ſelbſt nicht
jrꝛen: ſo daß es nichts zu bedeuten hatt ob viel oder
wenig regieren/ ſondern vnter welchem Regiment
die Leute am heyligſten vnd ehrbarſten leben. Vber
diß ſo habt jhr euch beluſtiget die Gewalt deß Vol-
ckes vnd der fuͤrnembſten zu vermengen/ welche
doch einander gantz vnd gar zu wider iſt. Das volck
habt jhr angezogen zum Scheine vnd Anſehen der
Freyheit; den Fleiß aber der Obriſten Haͤupter/ zur
Fuͤrbildung deß Nutzens. Wo jhr nun den gemei-
nen Nutzen eine dergleichen Verfaſſung nennet/ da
das groͤſſeſte Anſehen bey dem Volcke ſtehet/ was
kan an ſolchem Orte die Weißheit der fuͤrnembſten
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