Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.

Eurimedes hatte auff Meleanders Befehl den
Lycogenes vnd seine fürnembste Leute zum Mittag-
mahl gebetten/ nebenst etlichen andern seinen auff-
richtigen Freunden/ vnter denen auch Dunalbius
war/ welcher/ wiewol er ein Außländer/ doch keinem
in Sicilien an Lieb vnd Trew gegen dem König be-
vor gab. Erwar der obriste im Dienste der Götter/
auß denen Priestern die in Scharlach gehen/ vnd die-
ses Ansehen hatte er mit grossem Reichthumb seines
Gemüts gezieret. Ein fürsichtiger Herr/ vnd der al-
ler hohen Geschäffte fähig war; wußte wol Freund-
schafft zumachen/ vnd dieselbe ehrlich zuhalten/ gieng
auch mit auffrichtigen Leuten offenbarlich vnd oh-
ne Betrug vmb. Vnter solcher glückseligkeit der Na-
tur leuchtete seine Geschickligkeit im studieren/ vnd
die gemeinschafft aller Musen für/ von welchen die
Tugenden so zu Verrichtungen vnd Geschäfften
jhm eingepflantzet waren/ keine außschlossen. Wel-
ches jhm aber thewer ankommen/ in dem das Gluck
seiner Gewonheit nach in dem stattlichen Manne die
Liebe der Tugent vnnd Fleiß im studieren zum off-
tern gerochen. Dann er hatt für diesem einen Vet-
tern gehabt den König der opfferung; welcher/ als
wan verhoffet daß er die seinigen nach Verdienst er-
heben solte/ so geschwinde durch ein Feber hingeris-
sen ist worden/ das die Fewer der Frewden bey seiner
Erwchlung die Fackeln seines Begrebnüsses noch
schawen können. Alß dieser nun solcher Hoffnung
beraubet/ vnd mit newer Gefahr Gesandtens weise

in
J iij
Das Erſte Buch.

Eurimedes hatte auff Meleanders Befehl den
Lycogenes vnd ſeine fuͤrnembſte Leute zum Mittag-
mahl gebetten/ nebenſt etlichen andern ſeinen auff-
richtigen Freunden/ vnter denen auch Dunalbius
war/ welcher/ wiewol er ein Außlaͤnder/ doch keinem
in Sicilien an Lieb vnd Trew gegen dem Koͤnig be-
vor gab. Erwar der obriſte im Dienſte der Goͤtter/
auß denen Prieſtern die in Scharlach gehen/ vñ die-
ſes Anſehen hatte er mit groſſem Reichthumb ſeines
Gemuͤts gezieret. Ein fuͤrſichtiger Herꝛ/ vnd der al-
ler hohen Geſchaͤffte faͤhig war; wußte wol Freund-
ſchafft zumachen/ vñ dieſelbe ehrlich zuhalten/ gieng
auch mit auffrichtigen Leuten offenbarlich vnd oh-
ne Betrug vmb. Vnter ſolcheꝛ gluͤckſeligkeit der Na-
tur leuchtete ſeine Geſchickligkeit im ſtudieren/ vnd
die gemeinſchafft aller Muſen fuͤr/ von welchen die
Tugenden ſo zu Verꝛichtungen vnd Geſchaͤfften
jhm eingepflantzet waren/ keine außſchloſſen. Wel-
ches jhm aber thewer ankommen/ in dem das Gluck
ſeiner Gewonheit nach in dem ſtattlichẽ Manne die
Liebe der Tugent vnnd Fleiß im ſtudieren zum off-
tern gerochen. Dann er hatt fuͤr dieſem einen Vet-
tern gehabt den Koͤnig der opfferung; welcher/ als
wan verhoffet daß er die ſeinigen nach Verdienſt er-
heben ſolte/ ſo geſchwinde durch ein Feber hingeriſ-
ſen iſt worden/ das die Fewer der Frewden bey ſeiner
Erwchlung die Fackeln ſeines Begrebnuͤſſes noch
ſchawen koͤnnen. Alß dieſer nun ſolcher Hoffnung
beraubet/ vnd mit newer Gefahr Geſandtens weiſe

in
J iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0177" n="133"/>
            <fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
            <p>Eurimedes hatte auff Meleanders Befehl den<lb/>
Lycogenes vnd &#x017F;eine fu&#x0364;rnemb&#x017F;te Leute zum Mittag-<lb/>
mahl gebetten/ neben&#x017F;t etlichen andern &#x017F;einen auff-<lb/>
richtigen Freunden/ vnter denen auch Dunalbius<lb/>
war/ welcher/ wiewol er ein Außla&#x0364;nder/ doch keinem<lb/>
in Sicilien an Lieb vnd Trew gegen dem Ko&#x0364;nig be-<lb/>
vor gab. Erwar der obri&#x017F;te im Dien&#x017F;te der Go&#x0364;tter/<lb/>
auß denen Prie&#x017F;tern die in Scharlach gehen/ vn&#x0303; die-<lb/>
&#x017F;es An&#x017F;ehen hatte er mit gro&#x017F;&#x017F;em Reichthumb &#x017F;eines<lb/>
Gemu&#x0364;ts gezieret. Ein fu&#x0364;r&#x017F;ichtiger Her&#xA75B;/ vnd der al-<lb/>
ler hohen Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte fa&#x0364;hig war; wußte wol Freund-<lb/>
&#x017F;chafft zumachen/ vn&#x0303; die&#x017F;elbe ehrlich zuhalten/ gieng<lb/>
auch mit auffrichtigen Leuten offenbarlich vnd oh-<lb/>
ne Betrug vmb. Vnter &#x017F;olche&#xA75B; glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit der Na-<lb/>
tur leuchtete &#x017F;eine Ge&#x017F;chickligkeit im &#x017F;tudieren/ vnd<lb/>
die gemein&#x017F;chafft aller Mu&#x017F;en fu&#x0364;r/ von welchen die<lb/>
Tugenden &#x017F;o zu Ver&#xA75B;ichtungen vnd Ge&#x017F;cha&#x0364;fften<lb/>
jhm eingepflantzet waren/ keine auß&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Wel-<lb/>
ches jhm aber thewer ankommen/ in dem das Gluck<lb/>
&#x017F;einer Gewonheit nach in dem &#x017F;tattliche&#x0303; Manne die<lb/>
Liebe der Tugent vnnd Fleiß im &#x017F;tudieren zum off-<lb/>
tern gerochen. Dann er hatt fu&#x0364;r die&#x017F;em einen Vet-<lb/>
tern gehabt den Ko&#x0364;nig der opfferung; welcher/ als<lb/>
wan verhoffet daß er die &#x017F;einigen nach Verdien&#x017F;t er-<lb/>
heben &#x017F;olte/ &#x017F;o ge&#x017F;chwinde durch ein Feber hingeri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en i&#x017F;t worden/ das die Fewer der Frewden bey &#x017F;einer<lb/>
Erwchlung die Fackeln &#x017F;eines Begrebnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;es noch<lb/>
&#x017F;chawen ko&#x0364;nnen. Alß die&#x017F;er nun &#x017F;olcher Hoffnung<lb/>
beraubet/ vnd mit newer Gefahr Ge&#x017F;andtens wei&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J iij</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0177] Das Erſte Buch. Eurimedes hatte auff Meleanders Befehl den Lycogenes vnd ſeine fuͤrnembſte Leute zum Mittag- mahl gebetten/ nebenſt etlichen andern ſeinen auff- richtigen Freunden/ vnter denen auch Dunalbius war/ welcher/ wiewol er ein Außlaͤnder/ doch keinem in Sicilien an Lieb vnd Trew gegen dem Koͤnig be- vor gab. Erwar der obriſte im Dienſte der Goͤtter/ auß denen Prieſtern die in Scharlach gehen/ vñ die- ſes Anſehen hatte er mit groſſem Reichthumb ſeines Gemuͤts gezieret. Ein fuͤrſichtiger Herꝛ/ vnd der al- ler hohen Geſchaͤffte faͤhig war; wußte wol Freund- ſchafft zumachen/ vñ dieſelbe ehrlich zuhalten/ gieng auch mit auffrichtigen Leuten offenbarlich vnd oh- ne Betrug vmb. Vnter ſolcheꝛ gluͤckſeligkeit der Na- tur leuchtete ſeine Geſchickligkeit im ſtudieren/ vnd die gemeinſchafft aller Muſen fuͤr/ von welchen die Tugenden ſo zu Verꝛichtungen vnd Geſchaͤfften jhm eingepflantzet waren/ keine außſchloſſen. Wel- ches jhm aber thewer ankommen/ in dem das Gluck ſeiner Gewonheit nach in dem ſtattlichẽ Manne die Liebe der Tugent vnnd Fleiß im ſtudieren zum off- tern gerochen. Dann er hatt fuͤr dieſem einen Vet- tern gehabt den Koͤnig der opfferung; welcher/ als wan verhoffet daß er die ſeinigen nach Verdienſt er- heben ſolte/ ſo geſchwinde durch ein Feber hingeriſ- ſen iſt worden/ das die Fewer der Frewden bey ſeiner Erwchlung die Fackeln ſeines Begrebnuͤſſes noch ſchawen koͤnnen. Alß dieſer nun ſolcher Hoffnung beraubet/ vnd mit newer Gefahr Geſandtens weiſe in J iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/177
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/177>, abgerufen am 23.11.2024.