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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
genugsam für jhn außgestanden habe/ es sey dann
daß er durch meinen vleiß sein Leben behalte/ oder
daß ich so wol sterbe als er. Ich wil hin zu meinem
Vatter. Es were eine Vbelthat solte ich stille
schweigen. Er müsse erfahren/ wie hoch er dem Po-
liarchus verbunden sey. Wollen vnß ja die Götter
vertilgen/ so werde ich zum minsten diß Begnügnen
empfinden/ daß ich alles das was bey mir von Tu-
gendt ist herfür gesucht habe solchem Vntergang
zu entrinnen. Selenisse erschrack vber diesem ver-
wegenen Rathschlage/ vnd besorgete sich für dem
Zorn deß Königs/ wann jhm Argenis das jenige
was sie so lang in geheim gehalten/ entdecke solte. Es
war aber kein Mittel solchs jhr zu widerrahten: man
müßte es nur auff die Wage setzen. Dann Argenis
war schon vnter wegs zum Meleander/ welcher
erstlich so vnversehens wenig auß jhrem Frawen-
Zimmer/ bald aber sie auch selber nachfolgete.

Der König gieng ohngefehr damals im Gar-
ten spatzieren/ selbest bekümmert wegen deß Poliar-
chus/ von welchem die gemeine Rede war/ daß er in
Verhafftung kommen. Dem armen bekümmer-
ten Alten ließ das Glück wenig ruhe. Was solte
er sagen/ oder thun? Es war jhme alles zuwi-
der; alle Sachen liessen sich zu newem Hertzenleyde
an. Es waren fast zwey Tage/ daß er jhn als ei-
nen Todten dermassen bey sich beweinet hatte/
daß er vermeinete/ er hette darmit ein genügen

gethan/

Joh. Barclayens Argenis/
genugſam fuͤr jhn außgeſtanden habe/ es ſey dann
daß er durch meinen vleiß ſein Leben behalte/ oder
daß ich ſo wol ſterbe als er. Ich wil hin zu meinem
Vatter. Es were eine Vbelthat ſolte ich ſtille
ſchweigen. Er muͤſſe erfahren/ wie hoch er dem Po-
liarchus verbunden ſey. Wollen vnß ja die Goͤtter
vertilgen/ ſo werde ich zum minſten diß Begnuͤgnen
empfinden/ daß ich alles das was bey mir von Tu-
gendt iſt herfuͤr geſucht habe ſolchem Vntergang
zu entrinnen. Seleniſſe erſchrack vber dieſem ver-
wegenen Rathſchlage/ vnd beſorgete ſich fuͤr dem
Zorn deß Koͤnigs/ wann jhm Argenis das jenige
was ſie ſo lang in geheim gehalten/ entdeckè ſolte. Es
war aber kein Mittel ſolchs jhr zu widerꝛahten: man
muͤßte es nur auff die Wage ſetzen. Dann Argenis
war ſchon vnter wegs zum Meleander/ welcher
erſtlich ſo vnverſehens wenig auß jhrem Frawen-
Zimmer/ bald aber ſie auch ſelber nachfolgete.

Der Koͤnig gieng ohngefehr damals im Gar-
ten ſpatzieren/ ſelbeſt bekuͤmmert wegen deß Poliar-
chus/ von welchem die gemeine Rede war/ daß er in
Verhafftung kommen. Dem armen bekuͤmmer-
ten Alten ließ das Gluͤck wenig ruhe. Was ſolte
er ſagen/ oder thun? Es war jhme alles zuwi-
der; alle Sachen lieſſen ſich zu newem Hertzenleyde
an. Es waren faſt zwey Tage/ daß er jhn als ei-
nen Todten dermaſſen bey ſich beweinet hatte/
daß er vermeinete/ er hette darmit ein genuͤgen

gethan/
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[122/0166] Joh. Barclayens Argenis/ genugſam fuͤr jhn außgeſtanden habe/ es ſey dann daß er durch meinen vleiß ſein Leben behalte/ oder daß ich ſo wol ſterbe als er. Ich wil hin zu meinem Vatter. Es were eine Vbelthat ſolte ich ſtille ſchweigen. Er muͤſſe erfahren/ wie hoch er dem Po- liarchus verbunden ſey. Wollen vnß ja die Goͤtter vertilgen/ ſo werde ich zum minſten diß Begnuͤgnen empfinden/ daß ich alles das was bey mir von Tu- gendt iſt herfuͤr geſucht habe ſolchem Vntergang zu entrinnen. Seleniſſe erſchrack vber dieſem ver- wegenen Rathſchlage/ vnd beſorgete ſich fuͤr dem Zorn deß Koͤnigs/ wann jhm Argenis das jenige was ſie ſo lang in geheim gehalten/ entdeckè ſolte. Es war aber kein Mittel ſolchs jhr zu widerꝛahten: man muͤßte es nur auff die Wage ſetzen. Dann Argenis war ſchon vnter wegs zum Meleander/ welcher erſtlich ſo vnverſehens wenig auß jhrem Frawen- Zimmer/ bald aber ſie auch ſelber nachfolgete. Der Koͤnig gieng ohngefehr damals im Gar- ten ſpatzieren/ ſelbeſt bekuͤmmert wegen deß Poliar- chus/ von welchem die gemeine Rede war/ daß er in Verhafftung kommen. Dem armen bekuͤmmer- ten Alten ließ das Gluͤck wenig ruhe. Was ſolte er ſagen/ oder thun? Es war jhme alles zuwi- der; alle Sachen lieſſen ſich zu newem Hertzenleyde an. Es waren faſt zwey Tage/ daß er jhn als ei- nen Todten dermaſſen bey ſich beweinet hatte/ daß er vermeinete/ er hette darmit ein genuͤgen gethan/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/166>, abgerufen am 27.11.2024.