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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Erste Buch.
an geschickligkeit der Waffen weiche/ so gewiß wil
ich Fleiß ankehren/ daß er mich doch an Trewe ge-
gen euch nicht sol vbertroffen haben. Daß ich aber
deß Poliarchus erwehne/ geschicht auß keiner Wi-
derspänstigkeit. Ich weiß daß er angeklagt ist wor-
den: doch weil er noch nicht verdammet ist/ als ver-
hoffe ich/ daß man jhn gegen euch loben/ vnd sein
Gedächtnuß schützen mag. Geliebet euch sonsten
meiner Hand vnd Waffen zugebrauchen/ so solt jhr
erkennen/ daß ich mein Leben geringer wil achten als
ewern Befehl.

In dem Archombrotus dieses vnd anders mehr
redete/ sahe jhn Meleander mit begierigen Augen
jnnständig an. Seine Jugend/ seine Schönheit/
sein glimpffliches Antlitz/ vnd weder zu ernsthaffter
noch leichtsinniger Glimpff vermehreten die Lust
jhm zu zu hören. Nachdem er auch außgeredet/ be-
danckte sich der König fürs erste/ daß er in sein Land
kommen; vnd wolte er jhm durch alle Gnade herge-
gen zuerkennen geben/ daß jhm für andern diesel-
ben am liebsten weren/ die von jhrem freyen Willen
auß freinbden Orten ein solche Tugendt in Sici-
lien brächten/ dergleichen dasselbe nicht verdienete/
auch nicht trüge. Zugleich reichete er dem jungen
Herrn die Hand/ welcher sie mit Vnterlegung der
seinigen nam/ vnd so tieff zur Erden gebogen küsse-
te als jhm möglich war. Darauff vmbfieng jhn
der König; weil er sich was grosses zu jhm versahe:
er aber/ als er von seinem Lande vnd Ankunfft ge-

fraget
H iij

Das Erſte Buch.
an geſchickligkeit der Waffen weiche/ ſo gewiß wil
ich Fleiß ankehren/ daß er mich doch an Trewe ge-
gen euch nicht ſol vbertroffen haben. Daß ich aber
deß Poliarchus erwehne/ geſchicht auß keiner Wi-
derſpaͤnſtigkeit. Ich weiß daß er angeklagt iſt wor-
den: doch weil er noch nicht verdammet iſt/ als ver-
hoffe ich/ daß man jhn gegen euch loben/ vnd ſein
Gedaͤchtnuß ſchuͤtzen mag. Geliebet euch ſonſten
meiner Hand vnd Waffen zugebrauchen/ ſo ſolt jhr
erkennen/ daß ich mein Leben geringer wil achten als
ewern Befehl.

In dem Archombrotus dieſes vnd anders mehr
redete/ ſahe jhn Meleander mit begierigen Augen
jnnſtaͤndig an. Seine Jugend/ ſeine Schoͤnheit/
ſein glimpffliches Antlitz/ vnd weder zu ernſthaffter
noch leichtſinniger Glimpff vermehreten die Luſt
jhm zu zu hoͤren. Nachdem er auch außgeredet/ be-
danckte ſich der Koͤnig fuͤrs erſte/ daß er in ſein Land
kommen; vnd wolte er jhm durch alle Gnade herge-
gen zuerkennen geben/ daß jhm fuͤr andern dieſel-
ben am liebſten weren/ die von jhrem freyen Willen
auß freinbden Orten ein ſolche Tugendt in Sici-
lien braͤchten/ dergleichen daſſelbe nicht verdienete/
auch nicht truͤge. Zugleich reichete er dem jungen
Herꝛn die Hand/ welcher ſie mit Vnterlegung der
ſeinigen nam/ vnd ſo tieff zur Erden gebogen kuͤſſe-
te als jhm moͤglich war. Darauff vmbfieng jhn
der Koͤnig; weil er ſich was groſſes zu jhm verſahe:
er aber/ als er von ſeinem Lande vnd Ankunfft ge-

fraget
H iij
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[117/0161] Das Erſte Buch. an geſchickligkeit der Waffen weiche/ ſo gewiß wil ich Fleiß ankehren/ daß er mich doch an Trewe ge- gen euch nicht ſol vbertroffen haben. Daß ich aber deß Poliarchus erwehne/ geſchicht auß keiner Wi- derſpaͤnſtigkeit. Ich weiß daß er angeklagt iſt wor- den: doch weil er noch nicht verdammet iſt/ als ver- hoffe ich/ daß man jhn gegen euch loben/ vnd ſein Gedaͤchtnuß ſchuͤtzen mag. Geliebet euch ſonſten meiner Hand vnd Waffen zugebrauchen/ ſo ſolt jhr erkennen/ daß ich mein Leben geringer wil achten als ewern Befehl. In dem Archombrotus dieſes vnd anders mehr redete/ ſahe jhn Meleander mit begierigen Augen jnnſtaͤndig an. Seine Jugend/ ſeine Schoͤnheit/ ſein glimpffliches Antlitz/ vnd weder zu ernſthaffter noch leichtſinniger Glimpff vermehreten die Luſt jhm zu zu hoͤren. Nachdem er auch außgeredet/ be- danckte ſich der Koͤnig fuͤrs erſte/ daß er in ſein Land kommen; vnd wolte er jhm durch alle Gnade herge- gen zuerkennen geben/ daß jhm fuͤr andern dieſel- ben am liebſten weren/ die von jhrem freyen Willen auß freinbden Orten ein ſolche Tugendt in Sici- lien braͤchten/ dergleichen daſſelbe nicht verdienete/ auch nicht truͤge. Zugleich reichete er dem jungen Herꝛn die Hand/ welcher ſie mit Vnterlegung der ſeinigen nam/ vnd ſo tieff zur Erden gebogen kuͤſſe- te als jhm moͤglich war. Darauff vmbfieng jhn der Koͤnig; weil er ſich was groſſes zu jhm verſahe: er aber/ als er von ſeinem Lande vnd Ankunfft ge- fraget H iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/161>, abgerufen am 23.11.2024.