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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Erste Buch.
diese zwar wil ich jhres Ruhmes nicht berauben. Es
ist viel/ auch nur solcher Natur geboren seyn/ vnd
dieselbe dermassen durch Vnterweisung haben ster-
cken können. Aber sie sind die jenige noch nicht/ von
denen wir reden.

Vber diese derwegen/ wie jhr sagetet/ weiß ich
daß es Leute hat von der ersten vnd höchsten Güte
deß Gemütes welche Fürstlichen Personen auff-
warten/ vnd zu Geschäfften gebrauchet werden.
Dann auch Poliarchus bey Hofe lebete; So zwei-
fele ich in gleichen nicht/ euch/ einen so stattlichen
jungen Menschen vnter diese Zierden der Natur zu
zehlen. Bey Meleandern sind gleichsfalls Cleobu-
lus vnd Eurimedes: denen an Fürtrefflichkeit nichts
kan vorgezogen werden. Doch mag ich derentwe-
gen königliche Höfe für gerecht vnd glückselig nicht
rechnen/ wann sie von der geringen Anzahl außbün-
diger Leute so gar wenige zu sich erfordern. Man
wird jhrer mehr finden die entweder verachtet/ oder
was noch ärger ist/ beleydiget werden: welches
macht/ daß ich mich nicht vnbillich beklage. Die
Schuld aber ist zu weilen der Könige/ wann sie kei-
ne Wahrnung annehmen wollen/ vnd wann sie die
Tugend fürchten: Zuweilen ist sie derer/ welche
vmb die Könige leben; im Fall sie jhre Natur barba-
risch/ oder die Glückseligkeit vnachtsam/ oder auch
jhr Wolstandt hoffertig gemacht hatt: nebenst dem/
daß viel so sonsten hoch am Brete sind vermeynen/
es möchte jhnen etwas entgehen/ wann jemand auf-

ser jh-
G

Das Erſte Buch.
dieſe zwar wil ich jhres Ruhmes nicht berauben. Es
iſt viel/ auch nur ſolcher Natur geboren ſeyn/ vnd
dieſelbe dermaſſen durch Vnterweiſung haben ſter-
cken koͤnnen. Aber ſie ſind die jenige noch nicht/ von
denen wir reden.

Vber dieſe derwegen/ wie jhr ſagetet/ weiß ich
daß es Leute hat von der erſten vnd hoͤchſten Guͤte
deß Gemuͤtes welche Fuͤrſtlichen Perſonen auff-
warten/ vnd zu Geſchaͤfften gebrauchet werden.
Dann auch Poliarchus bey Hofe lebete; So zwei-
fele ich in gleichen nicht/ euch/ einen ſo ſtattlichen
jungen Menſchen vnter dieſe Zierden der Natur zu
zehlen. Bey Meleandern ſind gleichsfalls Cleobu-
lus vnd Eurimedes: denen an Fuͤrtrefflichkeit nichts
kan vorgezogen werden. Doch mag ich derentwe-
gen koͤnigliche Hoͤfe fuͤr gerecht vnd gluͤckſelig nicht
rechnen/ wann ſie von der geringen Anzahl außbuͤn-
diger Leute ſo gar wenige zu ſich erfordern. Man
wird jhrer mehr finden die entweder verachtet/ oder
was noch aͤrger iſt/ beleydiget werden: welches
macht/ daß ich mich nicht vnbillich beklage. Die
Schuld aber iſt zu weilen der Koͤnige/ wann ſie kei-
ne Wahrnung annehmen wollen/ vnd wann ſie die
Tugend fuͤrchten: Zuweilen iſt ſie derer/ welche
vmb die Koͤnige leben; im Fall ſie jhre Natur barba-
riſch/ oder die Gluͤckſeligkeit vnachtſam/ oder auch
jhr Wolſtandt hoffertig gemacht hatt: nebenſt dem/
daß viel ſo ſonſten hoch am Brete ſind vermeynen/
es moͤchte jhnen etwas entgehen/ wann jemand auf-

ſer jh-
G
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[97/0141] Das Erſte Buch. dieſe zwar wil ich jhres Ruhmes nicht berauben. Es iſt viel/ auch nur ſolcher Natur geboren ſeyn/ vnd dieſelbe dermaſſen durch Vnterweiſung haben ſter- cken koͤnnen. Aber ſie ſind die jenige noch nicht/ von denen wir reden. Vber dieſe derwegen/ wie jhr ſagetet/ weiß ich daß es Leute hat von der erſten vnd hoͤchſten Guͤte deß Gemuͤtes welche Fuͤrſtlichen Perſonen auff- warten/ vnd zu Geſchaͤfften gebrauchet werden. Dann auch Poliarchus bey Hofe lebete; So zwei- fele ich in gleichen nicht/ euch/ einen ſo ſtattlichen jungen Menſchen vnter dieſe Zierden der Natur zu zehlen. Bey Meleandern ſind gleichsfalls Cleobu- lus vnd Eurimedes: denen an Fuͤrtrefflichkeit nichts kan vorgezogen werden. Doch mag ich derentwe- gen koͤnigliche Hoͤfe fuͤr gerecht vnd gluͤckſelig nicht rechnen/ wann ſie von der geringen Anzahl außbuͤn- diger Leute ſo gar wenige zu ſich erfordern. Man wird jhrer mehr finden die entweder verachtet/ oder was noch aͤrger iſt/ beleydiget werden: welches macht/ daß ich mich nicht vnbillich beklage. Die Schuld aber iſt zu weilen der Koͤnige/ wann ſie kei- ne Wahrnung annehmen wollen/ vnd wann ſie die Tugend fuͤrchten: Zuweilen iſt ſie derer/ welche vmb die Koͤnige leben; im Fall ſie jhre Natur barba- riſch/ oder die Gluͤckſeligkeit vnachtſam/ oder auch jhr Wolſtandt hoffertig gemacht hatt: nebenſt dem/ daß viel ſo ſonſten hoch am Brete ſind vermeynen/ es moͤchte jhnen etwas entgehen/ wann jemand auf- ſer jh- G

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/141>, abgerufen am 24.11.2024.