Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. meinenthalben kauffen/ vnd zwar wie thewer sie sichselber bieten/ wann man sie näher nicht bekommen kan. Eine so stattliche Belohnung wird beydes dem Künstler/ vnd dem der jhn besoldet rühmlich seyn. Aber ich wil noch edelere Gemüter haben/ vnd derer man/ wie ich sagte/ wenig findet. Warumb fragen wir nicht wie thewer die Kunste deß Friedens vnd deß Krieges sind/ welche den andern an Hoheit für- gehen? Ich meine die Leute so jhrer Tapfferkeit mit der Faust oder Geschickligkeit halben/ welche man auß den Büchern schöpffet bekandt sindt. Ich rede auch nicht von denen/ welche auß Verwegenheit die Waffen ergreiffen/ oder nur vberhin gelehrt sind; weil sie solche Vergeltung nicht verdienen: sondern von solchen Hauptleuten/ derer kriegische Hitze mit Vernunfft oder glückhafftem Fortgan- ge begabet ist/ vnd die für anderen in gutem Be- ruffe sind/ welcher in Krieges Sachen durch einen Schein die Warheit vnfehlbar grösser machet. Von den gelehrten aber gehen die so es verdienen an Hoheit andern so weit für/ daß nur die jenigen wel- che gantz vnerfahren sind nicht kennen diese seltza- men Liechter/ derer Anzahl in der gantzen Welt offt- mals geringer ist/ als jhrer Musen. Etliche von jh- nen sind gezieret mit bürgerlicher Weißheit; weil a- ber der gemeine Nutz sich dessen Geschenckes der Götter nicht zu gebrauchen weiß/ veralten sie bey jhrer Hauß Angelegenheit/ vnd werden durch keine Nutzung noch Geschäffte außgepoliret. Die an- deren
Das Erſte Buch. meinenthalben kauffen/ vnd zwar wie thewer ſie ſichſelber bieten/ wann man ſie naͤher nicht bekommen kan. Eine ſo ſtattliche Belohnung wird beydes dem Kuͤnſtler/ vnd dem der jhn beſoldet ruͤhmlich ſeyn. Aber ich wil noch edelere Gemuͤter haben/ vnd derer man/ wie ich ſagte/ wenig findet. Warumb fragen wir nicht wie thewer die Kunſte deß Friedens vnd deß Krieges ſind/ welche den andern an Hoheit fuͤr- gehen? Ich meine die Leute ſo jhrer Tapfferkeit mit der Fauſt oder Geſchickligkeit halben/ welche man auß den Buͤchern ſchoͤpffet bekandt ſindt. Ich rede auch nicht von denen/ welche auß Verwegenheit die Waffen ergreiffen/ oder nur vberhin gelehrt ſind; weil ſie ſolche Vergeltung nicht verdienen: ſondern von ſolchen Hauptleuten/ derer kriegiſche Hitze mit Vernunfft oder gluͤckhafftem Fortgan- ge begabet iſt/ vnd die fuͤr anderen in gutem Be- ruffe ſind/ welcher in Krieges Sachen durch einen Schein die Warheit vnfehlbar groͤſſer machet. Von den gelehrten aber gehen die ſo es verdienen an Hoheit andern ſo weit fuͤr/ daß nur die jenigen wel- che gantz vnerfahren ſind nicht kennen dieſe ſeltza- men Liechter/ derer Anzahl in der gantzen Welt offt- mals geringer iſt/ als jhrer Muſen. Etliche von jh- nen ſind gezieret mit buͤrgerlicher Weißheit; weil a- ber der gemeine Nutz ſich deſſen Geſchenckes der Goͤtter nicht zu gebrauchen weiß/ veralten ſie bey jhrer Hauß Angelegenheit/ vnd werden durch keine Nutzung noch Geſchaͤffte außgepoliret. Die an- deren
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Das Erſte Buch.
meinenthalben kauffen/ vnd zwar wie thewer ſie ſich
ſelber bieten/ wann man ſie naͤher nicht bekommen
kan. Eine ſo ſtattliche Belohnung wird beydes dem
Kuͤnſtler/ vnd dem der jhn beſoldet ruͤhmlich ſeyn.
Aber ich wil noch edelere Gemuͤter haben/ vnd derer
man/ wie ich ſagte/ wenig findet. Warumb fragen
wir nicht wie thewer die Kunſte deß Friedens vnd
deß Krieges ſind/ welche den andern an Hoheit fuͤr-
gehen? Ich meine die Leute ſo jhrer Tapfferkeit mit
der Fauſt oder Geſchickligkeit halben/ welche man
auß den Buͤchern ſchoͤpffet bekandt ſindt. Ich rede
auch nicht von denen/ welche auß Verwegenheit
die Waffen ergreiffen/ oder nur vberhin gelehrt
ſind; weil ſie ſolche Vergeltung nicht verdienen:
ſondern von ſolchen Hauptleuten/ derer kriegiſche
Hitze mit Vernunfft oder gluͤckhafftem Fortgan-
ge begabet iſt/ vnd die fuͤr anderen in gutem Be-
ruffe ſind/ welcher in Krieges Sachen durch einen
Schein die Warheit vnfehlbar groͤſſer machet.
Von den gelehrten aber gehen die ſo es verdienen an
Hoheit andern ſo weit fuͤr/ daß nur die jenigen wel-
che gantz vnerfahren ſind nicht kennen dieſe ſeltza-
men Liechter/ derer Anzahl in der gantzen Welt offt-
mals geringer iſt/ als jhrer Muſen. Etliche von jh-
nen ſind gezieret mit buͤrgerlicher Weißheit; weil a-
ber der gemeine Nutz ſich deſſen Geſchenckes der
Goͤtter nicht zu gebrauchen weiß/ veralten ſie bey
jhrer Hauß Angelegenheit/ vnd werden durch keine
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/137>, abgerufen am 16.07.2024. |