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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
vbergab das Kindt einer mit Namen Sophoneme/
welcher ich sonderlich trawete; mit Vermahnung/
sie wolte es in Acht nehmen/ vnd mit einer Säugam-
men versorgen/ die nicht wissen durffte was für ein
Kindt sie nährete. Weil ich auch in Forchten stund/
es möchte eine von den Weibern die Heimligkeit
außtragen/ als betrug ich die andern durch eben die-
se Sophoneme/ daß sie glaubten das Kind were ver-
schieden. Vnter wehrender Zeit starb mein Bruder
Juba/ vnd hinderließ mir das Königreich; wie auch
mein Gemahl Syphax durch häuffige Widerwär-
tigkeit deß Verhängnisses kurtz hernach gestorben
ist. Wiewol ich nun voll Leyds vnd Kummers gewe-
sen bin/ so hab ich doch ewerer/ Meleander noch mei-
ner Schwester nicht vergessen. Ich gab mich für
schwanger auß; vnd hab mit Hülffe der Sophono-
me für/ ich hette nach deß Manns Tode einen Sohn
geboren. Ich kundte mir damals ewren Sohn nicht
hinlegen lassen. Dann ein Kindt von so vielen Mo-
naten wurde sich für eine Kindbetterin nicht geschi-
cket haben. Aber Sophoneme brachte füglich ein an-
ders Kindt in die Wiegen/ daß sie nachmals auff
meinen Befehl zu erziehen hinweg gethan hat. Ich
gab für/ als besorgte ich mich einer Zauberey/ vnd
Verbott/ es solte ausser der Säugammen vnd der
einigen Sophoneme meinen Sohn niemandt anse-
hen. Also kundte ich nach Verschliessung zweyer
Jahr ewern Hyempsal (dann also nennte jhn die
Mutter wie sie sterben solte nach deß Großvattern

Namen)
T t t v

Das Fuͤnffte Buch.
vbergab das Kindt einer mit Namen Sophoneme/
welcher ich ſonderlich trawete; mit Vermahnung/
ſie wolte es in Acht nehmẽ/ vnd mit einer Saͤugam-
men verſorgen/ die nicht wiſſen durffte was fuͤr ein
Kindt ſie naͤhrete. Weil ich auch in Forchten ſtund/
es moͤchte eine von den Weibern die Heimligkeit
außtragen/ als betrug ich die andern durch eben die-
ſe Sophoneme/ daß ſie glaubten das Kind were ver-
ſchieden. Vnter wehrender Zeit ſtarb mein Bruder
Juba/ vnd hinderließ mir das Koͤnigreich; wie auch
mein Gemahl Syphax durch haͤuffige Widerwaͤr-
tigkeit deß Verhaͤngniſſes kurtz hernach geſtorben
iſt. Wiewol ich nun voll Leyds vñ Kummers gewe-
ſen bin/ ſo hab ich doch ewerer/ Meleander noch mei-
ner Schweſter nicht vergeſſen. Ich gab mich fuͤr
ſchwanger auß; vnd hab mit Huͤlffe der Sophono-
me fuͤr/ ich hette nach deß Manns Tode einẽ Sohn
geboren. Ich kundte mir damals ewren Sohn nicht
hinlegen laſſen. Dann ein Kindt von ſo vielen Mo-
naten wurde ſich fuͤr eine Kindbetterin nicht geſchi-
cket haben. Aber Sophoneme brachte fuͤglich ein an-
ders Kindt in die Wiegen/ daß ſie nachmals auff
meinen Befehl zu erziehen hinweg gethan hat. Ich
gab fuͤr/ als beſorgte ich mich einer Zauberey/ vnd
Verbott/ es ſolte auſſer der Saͤugammen vnd der
einigen Sophoneme meinen Sohn niemandt anſe-
hen. Alſo kundte ich nach Verſchlieſſung zweyer
Jahr ewern Hyempſal (dann alſo nennte jhn die
Mutter wie ſie ſterben ſolte nach deß Großvattern

Namen)
T t t v
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[1033/1077] Das Fuͤnffte Buch. vbergab das Kindt einer mit Namen Sophoneme/ welcher ich ſonderlich trawete; mit Vermahnung/ ſie wolte es in Acht nehmẽ/ vnd mit einer Saͤugam- men verſorgen/ die nicht wiſſen durffte was fuͤr ein Kindt ſie naͤhrete. Weil ich auch in Forchten ſtund/ es moͤchte eine von den Weibern die Heimligkeit außtragen/ als betrug ich die andern durch eben die- ſe Sophoneme/ daß ſie glaubten das Kind were ver- ſchieden. Vnter wehrender Zeit ſtarb mein Bruder Juba/ vnd hinderließ mir das Koͤnigreich; wie auch mein Gemahl Syphax durch haͤuffige Widerwaͤr- tigkeit deß Verhaͤngniſſes kurtz hernach geſtorben iſt. Wiewol ich nun voll Leyds vñ Kummers gewe- ſen bin/ ſo hab ich doch ewerer/ Meleander noch mei- ner Schweſter nicht vergeſſen. Ich gab mich fuͤr ſchwanger auß; vnd hab mit Huͤlffe der Sophono- me fuͤr/ ich hette nach deß Manns Tode einẽ Sohn geboren. Ich kundte mir damals ewren Sohn nicht hinlegen laſſen. Dann ein Kindt von ſo vielen Mo- naten wurde ſich fuͤr eine Kindbetterin nicht geſchi- cket haben. Aber Sophoneme brachte fuͤglich ein an- ders Kindt in die Wiegen/ daß ſie nachmals auff meinen Befehl zu erziehen hinweg gethan hat. Ich gab fuͤr/ als beſorgte ich mich einer Zauberey/ vnd Verbott/ es ſolte auſſer der Saͤugammen vnd der einigen Sophoneme meinen Sohn niemandt anſe- hen. Alſo kundte ich nach Verſchlieſſung zweyer Jahr ewern Hyempſal (dann alſo nennte jhn die Mutter wie ſie ſterben ſolte nach deß Großvattern Namen) T t t v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1033. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1077>, abgerufen am 23.11.2024.