Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh. Barclayens Argenis/


Das Geschrey von dem Tode deß Poli-
archus kömpt der Argenis zu Ohren:
Ihre Trawerklage: Selenisse tröstet
die Princessin in jhrer Verzweiffelung.

Das IX. Capitel.

IN dem man sich rüstete auß dem Läger auff-
zubrechen/ war die Zeitung schon vnter das
Volck/ vnd biß nach Magella hinauß kom-
men. Argenis saß ohngefehr in jhrem Gemache
mitten vnter dem Frawen Zimmer/ nicht zwar in
solchem Schmuck wie zu Friedens Zeiten/ der aber
doch einer königlichen Tochter nicht vngemässe
war. Selenisse/ so der Argenis Wärterin gewesen/
wuste vmb alle jhre Heimligkeiten/ vnd flochte da-
mals jhr Haar/ als eine von den Kammermägden
auß dem Vorhofe kam/ vnd Poliarchus Tod ver-
meldete. Argenis wurde es erstlich nicht jnnen/ weil
sie sich mit der Selenisse in tieffes Gespräche eyn-
gelassen von den auffgesteckten Fewern bey Nacht/
vnd den Feinden des Poliarchus. Selenisse zwar
hatte es wol gehöret/ welcher jhr Gemüte hiervon
sehr verwirret/ vnd alles im Leibe gerühret ward.
Sie winckte heimlich mit dem Häupte vnd den
Augen/ vnd warnete also die Dienerinnen/ daß sie
darvon stille schwiegen. Aber das Gemurmel hatte
schon das gantze Zimmer erfüllet/ vnd Argenis/ so

plötzlich
Joh. Barclayens Argenis/


Das Geſchrey von dem Tode deß Poli-
archus koͤmpt der Argenis zu Ohren:
Ihre Trawerklage: Seleniſſe troͤſtet
die Princeſſin in jhrer Verzweiffelung.

Das IX. Capitel.

IN dem man ſich ruͤſtete auß dem Laͤger auff-
zubrechen/ war die Zeitung ſchon vnter das
Volck/ vnd biß nach Magella hinauß kom-
men. Argenis ſaß ohngefehr in jhrem Gemache
mitten vnter dem Frawen Zimmer/ nicht zwar in
ſolchem Schmuck wie zu Friedens Zeiten/ der aber
doch einer koͤniglichen Tochter nicht vngemaͤſſe
war. Seleniſſe/ ſo der Argenis Waͤrterin geweſen/
wuſte vmb alle jhre Heimligkeiten/ vnd flochte da-
mals jhr Haar/ als eine von den Kammermaͤgden
auß dem Vorhofe kam/ vnd Poliarchus Tod ver-
meldete. Argenis wurde es erſtlich nicht jnnen/ weil
ſie ſich mit der Seleniſſe in tieffes Geſpraͤche eyn-
gelaſſen von den auffgeſteckten Fewern bey Nacht/
vnd den Feinden des Poliarchus. Seleniſſe zwar
hatte es wol gehoͤret/ welcher jhr Gemuͤte hiervon
ſehr verwirꝛet/ vnd alles im Leibe geruͤhret ward.
Sie winckte heimlich mit dem Haͤupte vnd den
Augen/ vnd warnete alſo die Dienerinnen/ daß ſie
darvon ſtille ſchwiegen. Aber das Gemurmel hatte
ſchon das gantze Zimmer erfuͤllet/ vnd Argenis/ ſo

ploͤtzlich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0104" n="60"/>
            <fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <argument>
              <p>Das Ge&#x017F;chrey von dem Tode deß Poli-<lb/><hi rendition="#et">archus ko&#x0364;mpt der Argenis zu Ohren:<lb/>
Ihre Trawerklage: Seleni&#x017F;&#x017F;e tro&#x0364;&#x017F;tet<lb/>
die Prince&#x017F;&#x017F;in in jhrer Verzweiffelung.</hi></p>
            </argument>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Das <hi rendition="#aq">IX.</hi> Capitel.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">I</hi>N dem man &#x017F;ich ru&#x0364;&#x017F;tete auß dem La&#x0364;ger auff-<lb/>
zubrechen/ war die Zeitung &#x017F;chon vnter das<lb/>
Volck/ vnd biß nach Magella hinauß kom-<lb/>
men. Argenis &#x017F;aß ohngefehr in jhrem Gemache<lb/>
mitten vnter dem Frawen Zimmer/ nicht zwar in<lb/>
&#x017F;olchem Schmuck wie zu Friedens Zeiten/ der aber<lb/>
doch einer ko&#x0364;niglichen Tochter nicht vngema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
war. Seleni&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o der Argenis Wa&#x0364;rterin gewe&#x017F;en/<lb/>
wu&#x017F;te vmb alle jhre Heimligkeiten/ vnd flochte da-<lb/>
mals jhr Haar/ als eine von den Kammerma&#x0364;gden<lb/>
auß dem Vorhofe kam/ vnd Poliarchus Tod ver-<lb/>
meldete. Argenis wurde es er&#x017F;tlich nicht jnnen/ weil<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich mit der Seleni&#x017F;&#x017F;e in tieffes Ge&#x017F;pra&#x0364;che eyn-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en von den auffge&#x017F;teckten Fewern bey Nacht/<lb/>
vnd den Feinden des Poliarchus. Seleni&#x017F;&#x017F;e zwar<lb/>
hatte es wol geho&#x0364;ret/ welcher jhr Gemu&#x0364;te hiervon<lb/>
&#x017F;ehr verwir&#xA75B;et/ vnd alles im Leibe geru&#x0364;hret ward.<lb/>
Sie winckte heimlich mit dem Ha&#x0364;upte vnd den<lb/>
Augen/ vnd warnete al&#x017F;o die Dienerinnen/ daß &#x017F;ie<lb/>
darvon &#x017F;tille &#x017F;chwiegen. Aber das Gemurmel hatte<lb/>
&#x017F;chon das gantze Zimmer erfu&#x0364;llet/ vnd Argenis/ &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">plo&#x0364;tzlich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0104] Joh. Barclayens Argenis/ Das Geſchrey von dem Tode deß Poli- archus koͤmpt der Argenis zu Ohren: Ihre Trawerklage: Seleniſſe troͤſtet die Princeſſin in jhrer Verzweiffelung. Das IX. Capitel. IN dem man ſich ruͤſtete auß dem Laͤger auff- zubrechen/ war die Zeitung ſchon vnter das Volck/ vnd biß nach Magella hinauß kom- men. Argenis ſaß ohngefehr in jhrem Gemache mitten vnter dem Frawen Zimmer/ nicht zwar in ſolchem Schmuck wie zu Friedens Zeiten/ der aber doch einer koͤniglichen Tochter nicht vngemaͤſſe war. Seleniſſe/ ſo der Argenis Waͤrterin geweſen/ wuſte vmb alle jhre Heimligkeiten/ vnd flochte da- mals jhr Haar/ als eine von den Kammermaͤgden auß dem Vorhofe kam/ vnd Poliarchus Tod ver- meldete. Argenis wurde es erſtlich nicht jnnen/ weil ſie ſich mit der Seleniſſe in tieffes Geſpraͤche eyn- gelaſſen von den auffgeſteckten Fewern bey Nacht/ vnd den Feinden des Poliarchus. Seleniſſe zwar hatte es wol gehoͤret/ welcher jhr Gemuͤte hiervon ſehr verwirꝛet/ vnd alles im Leibe geruͤhret ward. Sie winckte heimlich mit dem Haͤupte vnd den Augen/ vnd warnete alſo die Dienerinnen/ daß ſie darvon ſtille ſchwiegen. Aber das Gemurmel hatte ſchon das gantze Zimmer erfuͤllet/ vnd Argenis/ ſo ploͤtzlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/104
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/104>, abgerufen am 18.11.2024.