Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Fünffte Buch. te sich in vnsere Gemeinschafft zu geben/ vnd demTumult der zeitlichen Geschäfften zu entreissen Sinnes würden. Ich begehr auch dieses nicht. Dann wer wirdt böse Leute mit rechtmässigen Kriegen be- streiten? Wer wirdt dem gemeinen Nutzen für stehen? oder wie wirdt man die vnbändigen Laster zähmen können/ wann alle tugendhafftige Leute sich also in die Einsamkeit vnd Armut verbergen wolten/ daß sie ohnmächtig vnd abwesendt weder mit Kräfften noch einjagung der Schande den Verbrechen ehr- loser Leute stewren köndten? Es ist ein schweres Ampt/ welches die Götter den jenigen aufflegen/ die sich durch jhre hohe Ankunfft oder heimliche Rei- tzung nicht mit der Flucht/ sondern mit Waffen wi- der die Laster streitten/ vnd die Begierden nicht ver- tilgen/ sondern regieren heissen. Daß solche Leute sind/ vnd zu Ehru gelangen ist einem jeglichen dar- an gelegen; daß sie gute Haußvätter geben/ daß sie vnter die Bösen in der Welt gemenget seyn/ damit sie jhre Verwegenheit wider die Götter/ vnd grim- mige Anschläge wider die Menschen verhindern können. Von andern wil ich nicht sagen; was ist köstlichers als ein weiser vnd hertzhafftiger König? Wann er mit seinem Exempel vnd mit Gesetzen die Zeit zu der er lebet/ bessert/ wann er durch sein Bey- spiel die Vnderthanen zu Forchte der Götter zwin- get wie viel ersprießlicher ist solche Tugendt/ als wann er in der Einsamkeit veraltete? Warumb dann/ Q q q iiij
Das Fuͤnffte Buch. te ſich in vnſere Gemeinſchafft zu geben/ vnd demTumult der zeitlichen Geſchaͤfften zu entreiſſen Sinnes wuͤrdẽ. Ich begehr auch dieſes nicht. Dañ wer wirdt boͤſe Leute mit rechtmaͤſſigen Kriegen be- ſtreiten? Wer wirdt dem gemeinen Nutzẽ fuͤr ſtehen? oder wie wirdt man die vnbaͤndigen Laſter zaͤhmen koͤnnen/ wann alle tugendhafftige Leute ſich alſo in die Einſamkeit vnd Armut verbergen wolten/ daß ſie ohnmaͤchtig vnd abweſendt weder mit Kraͤfften noch einjagung der Schande den Verbrechen ehr- loſer Leute ſtewren koͤndten? Es iſt ein ſchweres Ampt/ welches die Goͤtter den jenigen aufflegen/ die ſich durch jhre hohe Ankunfft oder heimliche Rei- tzung nicht mit der Flucht/ ſondern mit Waffen wi- der die Laſter ſtreitten/ vnd die Begierden nicht ver- tilgen/ ſondern regieren heiſſen. Daß ſolche Leute ſind/ vnd zu Ehru gelangen iſt einem jeglichen dar- an gelegen; daß ſie gute Haußvaͤtter geben/ daß ſie vnter die Boͤſen in der Welt gemenget ſeyn/ damit ſie jhre Verwegenheit wider die Goͤtter/ vnd grim- mige Anſchlaͤge wider die Menſchen verhindern koͤnnen. Von andern wil ich nicht ſagen; was iſt koͤſtlichers als ein weiſer vnd hertzhafftiger Koͤnig? Wann er mit ſeinem Exempel vnd mit Geſetzen die Zeit zu der er lebet/ beſſert/ wann er durch ſein Bey- ſpiel die Vnderthanen zu Forchte der Goͤtter zwin- get wie viel erſprießlicher iſt ſolche Tugendt/ als wann er in der Einſamkeit veraltete? Warumb dann/ Q q q iiij
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Das Fuͤnffte Buch.
te ſich in vnſere Gemeinſchafft zu geben/ vnd dem
Tumult der zeitlichen Geſchaͤfften zu entreiſſen
Sinnes wuͤrdẽ. Ich begehr auch dieſes nicht. Dañ
wer wirdt boͤſe Leute mit rechtmaͤſſigen Kriegen be-
ſtreiten? Wer wirdt dem gemeinen Nutzẽ fuͤr ſtehen?
oder wie wirdt man die vnbaͤndigen Laſter zaͤhmen
koͤnnen/ wann alle tugendhafftige Leute ſich alſo in
die Einſamkeit vnd Armut verbergen wolten/ daß
ſie ohnmaͤchtig vnd abweſendt weder mit Kraͤfften
noch einjagung der Schande den Verbrechen ehr-
loſer Leute ſtewren koͤndten? Es iſt ein ſchweres
Ampt/ welches die Goͤtter den jenigen aufflegen/
die ſich durch jhre hohe Ankunfft od̕ heimliche Rei-
tzung nicht mit der Flucht/ ſondern mit Waffen wi-
der die Laſter ſtreitten/ vnd die Begierden nicht ver-
tilgen/ ſondern regieren heiſſen. Daß ſolche Leute
ſind/ vnd zu Ehru gelangen iſt einem jeglichen dar-
an gelegen; daß ſie gute Haußvaͤtter geben/ daß ſie
vnter die Boͤſen in der Welt gemenget ſeyn/ damit
ſie jhre Verwegenheit wider die Goͤtter/ vnd grim-
mige Anſchlaͤge wider die Menſchen verhindern
koͤnnen. Von andern wil ich nicht ſagen; was iſt
koͤſtlichers als ein weiſer vnd hertzhafftiger Koͤnig?
Wann er mit ſeinem Exempel vnd mit Geſetzen die
Zeit zu der er lebet/ beſſert/ wann er durch ſein Bey-
ſpiel die Vnderthanen zu Forchte der Goͤtter zwin-
get wie viel erſprießlicher iſt ſolche Tugendt/ als
wann er in der Einſamkeit veraltete? Warumb
dann/
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