Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Fünffte Buch. Mann/ was haben euch ewere Eltern für einen Na-men gegeben? oder wessentwegen seyd jhr auß Gal- lien in Sardinien gereiset? Wie er sich also eines weitläufftigen Anfangs gebrauchte/ brachte jhn Aneroest gutwillig auff die Frage so er an jhn thun wolte. Dann er hatte seine Beständigkeit/ welche er in dem ersten Anlauffe verlohren/ wider bekom- men; vnd sahe wol/ wann er gleich zu schweigen oder laugnen gedächte/ daß nicht allein Crestor vnd der Soldat/ sondern auch viel andere sein Gesicht wol kenneten. Wer jhr seydt/ sagte er/ weiß ich noch nicht/ ohne daß ich auß dem Purpur sehe daß jhr ein König seydt; vnd eben so redet als ob jhr in Gallien geboren weret. Ich kan vber diß wol glau- ben daß jhr möget mein Freundt seyn; weil jhr meine alte Freunde vmb euch habt. Dann ich ken- ne meine sehr liebe Leute den Crestor vnd Simpli- das: darumb lasset euch als einen Freundt vmb der Götter willen vberbitten/ daß ich möge hin gehen wo ich hin begehre. Im Fall jhr mich a- ber hasset; was wöllet jhr mehr für Straffe? Ich habe ein Königreich verlohren/ vnd begehre es nicht wider: Ich bin freywillig ein Vertrieben er/ damit ich auch den Feinden nicht schade. Es gefällt mir arm zuseyn; vnd ob ich gern wolte vnerkandt bleiben/ wissen die jenigen/ welche mich heute gefun- den haben. Ich habe meines vorigen Zustandes vergessen. Leget mir noch was schwerers auff; Ich förchte nichts als den Zorn der Götter. Im vbri- P p p iiij
Das Fuͤnffte Buch. Mann/ was haben euch ewere Eltern fuͤr einen Na-men gegeben? oder weſſentwegen ſeyd jhr auß Gal- lien in Sardinien gereiſet? Wie er ſich alſo eines weitlaͤufftigen Anfangs gebrauchte/ brachte jhn Aneroeſt gutwillig auff die Frage ſo er an jhn thun wolte. Dann er hatte ſeine Beſtaͤndigkeit/ welche er in dem erſten Anlauffe verlohren/ wider bekom- men; vnd ſahe wol/ wann er gleich zu ſchweigen oder laugnen gedaͤchte/ daß nicht allein Creſtor vnd der Soldat/ ſondern auch viel andere ſein Geſicht wol kenneten. Wer jhr ſeydt/ ſagte er/ weiß ich noch nicht/ ohne daß ich auß dem Purpur ſehe daß jhr ein Koͤnig ſeydt; vnd eben ſo redet als ob jhr in Gallien geboren weret. Ich kan vber diß wol glau- ben daß jhr moͤget mein Freundt ſeyn; weil jhr meine alte Freunde vmb euch habt. Dann ich ken- ne meine ſehr liebe Leute den Creſtor vnd Simpli- das: darumb laſſet euch als einen Freundt vmb der Goͤtter willen vberbitten/ daß ich moͤge hin gehen wo ich hin begehre. Im Fall jhr mich a- ber haſſet; was woͤllet jhr mehr fuͤr Straffe? Ich habe ein Koͤnigreich verlohren/ vnd begehre es nicht wider: Ich bin freywillig ein Vertrieben er/ damit ich auch den Feinden nicht ſchade. Es gefaͤllt mir arm zuſeyn; vnd ob ich gern wolte vnerkandt bleiben/ wiſſen die jenigen/ welche mich heute gefun- den haben. Ich habe meines vorigen Zuſtandes vergeſſen. Leget mir noch was ſchwerers auff; Ich foͤrchte nichts als den Zorn der Goͤtter. Im vbri- P p p iiij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f1011" n="967"/><fw place="top" type="header">Das Fuͤnffte Buch.</fw><lb/> Mann/ was haben euch ewere Eltern fuͤr einen Na-<lb/> men gegeben? oder weſſentwegen ſeyd jhr auß Gal-<lb/> lien in Sardinien gereiſet? Wie er ſich alſo eines<lb/> weitlaͤufftigen Anfangs gebrauchte/ brachte jhn<lb/> Aneroeſt gutwillig auff die Frage ſo er an jhn thun<lb/> wolte. Dann er hatte ſeine Beſtaͤndigkeit/ welche<lb/> er in dem erſten Anlauffe verlohren/ wider bekom-<lb/> men; vnd ſahe wol/ wann er gleich zu ſchweigen<lb/> oder laugnen gedaͤchte/ daß nicht allein Creſtor vnd<lb/> der Soldat/ ſondern auch viel andere ſein Geſicht<lb/> wol kenneten. Wer jhr ſeydt/ ſagte er/ weiß ich noch<lb/> nicht/ ohne daß ich auß dem Purpur ſehe daß jhr<lb/> ein Koͤnig ſeydt; vnd eben ſo redet als ob jhr in<lb/> Gallien geboren weret. Ich kan vber diß wol glau-<lb/> ben daß jhr moͤget mein Freundt ſeyn; weil jhr<lb/> meine alte Freunde vmb euch habt. Dann ich ken-<lb/> ne meine ſehr liebe Leute den Creſtor vnd Simpli-<lb/> das: darumb laſſet euch als einen Freundt vmb<lb/> der Goͤtter willen vberbitten/ daß ich moͤge hin<lb/> gehen wo ich hin begehre. Im Fall jhr mich a-<lb/> ber haſſet; was woͤllet jhr mehr fuͤr Straffe?<lb/> Ich habe ein Koͤnigreich verlohren/ vnd begehre es<lb/> nicht wider: Ich bin freywillig ein Vertrieben er/<lb/> damit ich auch den Feinden nicht ſchade. Es gefaͤllt<lb/> mir arm zuſeyn; vnd ob ich gern wolte vnerkandt<lb/> bleiben/ wiſſen die jenigen/ welche mich heute gefun-<lb/> den haben. Ich habe meines vorigen Zuſtandes<lb/> vergeſſen. Leget mir noch was ſchwerers auff;<lb/> Ich foͤrchte nichts als den Zorn der Goͤtter. Im<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p p iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">vbri-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [967/1011]
Das Fuͤnffte Buch.
Mann/ was haben euch ewere Eltern fuͤr einen Na-
men gegeben? oder weſſentwegen ſeyd jhr auß Gal-
lien in Sardinien gereiſet? Wie er ſich alſo eines
weitlaͤufftigen Anfangs gebrauchte/ brachte jhn
Aneroeſt gutwillig auff die Frage ſo er an jhn thun
wolte. Dann er hatte ſeine Beſtaͤndigkeit/ welche
er in dem erſten Anlauffe verlohren/ wider bekom-
men; vnd ſahe wol/ wann er gleich zu ſchweigen
oder laugnen gedaͤchte/ daß nicht allein Creſtor vnd
der Soldat/ ſondern auch viel andere ſein Geſicht
wol kenneten. Wer jhr ſeydt/ ſagte er/ weiß ich noch
nicht/ ohne daß ich auß dem Purpur ſehe daß jhr
ein Koͤnig ſeydt; vnd eben ſo redet als ob jhr in
Gallien geboren weret. Ich kan vber diß wol glau-
ben daß jhr moͤget mein Freundt ſeyn; weil jhr
meine alte Freunde vmb euch habt. Dann ich ken-
ne meine ſehr liebe Leute den Creſtor vnd Simpli-
das: darumb laſſet euch als einen Freundt vmb
der Goͤtter willen vberbitten/ daß ich moͤge hin
gehen wo ich hin begehre. Im Fall jhr mich a-
ber haſſet; was woͤllet jhr mehr fuͤr Straffe?
Ich habe ein Koͤnigreich verlohren/ vnd begehre es
nicht wider: Ich bin freywillig ein Vertrieben er/
damit ich auch den Feinden nicht ſchade. Es gefaͤllt
mir arm zuſeyn; vnd ob ich gern wolte vnerkandt
bleiben/ wiſſen die jenigen/ welche mich heute gefun-
den haben. Ich habe meines vorigen Zuſtandes
vergeſſen. Leget mir noch was ſchwerers auff;
Ich foͤrchte nichts als den Zorn der Goͤtter. Im
vbri-
P p p iiij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |