Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.hauers "schuldvoller Wille" als Wesen der Welt zu erhabenem Ausdruck. (Vergl. Artur Prüfer "Die Bühnenfestspiele in Bayreuth", Leipzig, 1899, S. 110 ff). 118) Vergl. die Ausführungen Kap. II, S. 72. 119) Ein Aphorismus Nietzsches aus dem Jahre 1874 lautet: "Tiefe Begierde nach Wiedergeburt als Heiliger und Genius. Ein- sicht in das gemeinsame Leid und die Täuschung. Scharfe Witterung für das Gleichartige und die gleichartig Leidenden. Tiefe Dankbarkeit für die wenigen Erlöser". ("Schopenhauer als Erzieher", Werke Bd. X, S. 319). 120) Werke Bd. X, S. 449, ("Gedanken über Richard Wagner aus dem Januar 1874"). 121) Werke Bd. X, S. 302. 122) Schon von Wagner sagte Nietzsche: "Er erfand den deutschen Geist, gegen den romanischen" (Werke Bd. X, S. 446). Und: "Wagner fand einen ungeheuren Zeitpunkt vor, wo alle Re- ligion aller früheren Zeiten in ihrer dogmatischen Götzen- und Fetischwirkung wankte: er ist der tragische Dichter am Schluss der Religion, der Götterdämmerung (Ebendort S. 457). Bald aber betont er selbst: "Will man behaupten, dass der Germane für das Christentum vorgebildet und vorbestimmt gewesen sei, so darf es einem nicht an Unverschämtheit fehlen. Denn das Ge- genteil ist nicht nur wahr, sondern auch handgreiflich. Woher sollte auch die Erfindung zweier ausgezeichneter Juden, des Jesus und der Saulus, der zwei jüdischsten Juden, die es vielleicht ge- geben hat, gerade die Germanen mehr anheimeln als andere Völker? Beide meinten, das Schicksal jedes Menschen und aller Zeiten vorher und nachher nebst dem Schicksale der Erde, der Sonne und der Sterne, hänge von einer jüdischen Begebenheit ab: dieser Glaube ist das jüdische non plus ultra. Wie reimt sich diese höchste moralische Subtilität, welche einen Rabbiner- und nicht einen Bärenhäuter- Verstand so geschärft hat, ... die priesterliche Hierarchie und das volkstümliche Asketentum, die überall fühlbare Nähe der Wüste, und nicht die des Bärenwaldes --, wie reimt sich das alles zum faulen, aber kriegerischen und raubsüchtigen Germanen, zum sinnlich kalten Jagdliebhaber und Biertrinker, der es nicht höher als bis zu einer rechten und schlechten Indianerreligion gebracht hat und Menschen auf Opfer- steinen zu schlachten noch vor zehnhundert Jahren nicht verlernt hatte"? (Werke Bd. XI.) 123) "Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage 21
hauers „schuldvoller Wille“ als Wesen der Welt zu erhabenem Ausdruck. (Vergl. Artur Prüfer „Die Bühnenfestspiele in Bayreuth“, Leipzig, 1899, S. 110 ff). 118) Vergl. die Ausführungen Kap. II, S. 72. 119) Ein Aphorismus Nietzsches aus dem Jahre 1874 lautet: „Tiefe Begierde nach Wiedergeburt als Heiliger und Genius. Ein- sicht in das gemeinsame Leid und die Täuschung. Scharfe Witterung für das Gleichartige und die gleichartig Leidenden. Tiefe Dankbarkeit für die wenigen Erlöser“. („Schopenhauer als Erzieher“, Werke Bd. X, S. 319). 120) Werke Bd. X, S. 449, („Gedanken über Richard Wagner aus dem Januar 1874“). 121) Werke Bd. X, S. 302. 122) Schon von Wagner sagte Nietzsche: „Er erfand den deutschen Geist, gegen den romanischen“ (Werke Bd. X, S. 446). Und: „Wagner fand einen ungeheuren Zeitpunkt vor, wo alle Re- ligion aller früheren Zeiten in ihrer dogmatischen Götzen- und Fetischwirkung wankte: er ist der tragische Dichter am Schluss der Religion, der Götterdämmerung (Ebendort S. 457). Bald aber betont er selbst: „Will man behaupten, dass der Germane für das Christentum vorgebildet und vorbestimmt gewesen sei, so darf es einem nicht an Unverschämtheit fehlen. Denn das Ge- genteil ist nicht nur wahr, sondern auch handgreiflich. Woher sollte auch die Erfindung zweier ausgezeichneter Juden, des Jesus und der Saulus, der zwei jüdischsten Juden, die es vielleicht ge- geben hat, gerade die Germanen mehr anheimeln als andere Völker? Beide meinten, das Schicksal jedes Menschen und aller Zeiten vorher und nachher nebst dem Schicksale der Erde, der Sonne und der Sterne, hänge von einer jüdischen Begebenheit ab: dieser Glaube ist das jüdische non plus ultra. Wie reimt sich diese höchste moralische Subtilität, welche einen Rabbiner- und nicht einen Bärenhäuter- Verstand so geschärft hat, ... die priesterliche Hierarchie und das volkstümliche Asketentum, die überall fühlbare Nähe der Wüste, und nicht die des Bärenwaldes —, wie reimt sich das alles zum faulen, aber kriegerischen und raubsüchtigen Germanen, zum sinnlich kalten Jagdliebhaber und Biertrinker, der es nicht höher als bis zu einer rechten und schlechten Indianerreligion gebracht hat und Menschen auf Opfer- steinen zu schlachten noch vor zehnhundert Jahren nicht verlernt hatte“? (Werke Bd. XI.) 123) „Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage 21
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¹¹⁷⁾ hauers „schuldvoller Wille“ als Wesen der Welt zu erhabenem
Ausdruck. (Vergl. Artur Prüfer „Die Bühnenfestspiele in Bayreuth“,
Leipzig, 1899, S. 110 ff).
¹¹⁸⁾ Vergl. die Ausführungen Kap. II, S. 72.
¹¹⁹⁾ Ein Aphorismus Nietzsches aus dem Jahre 1874 lautet:
„Tiefe Begierde nach Wiedergeburt als Heiliger und Genius. Ein-
sicht in das gemeinsame Leid und die Täuschung. Scharfe
Witterung für das Gleichartige und die gleichartig Leidenden.
Tiefe Dankbarkeit für die wenigen Erlöser“. („Schopenhauer als
Erzieher“, Werke Bd. X, S. 319).
¹²⁰⁾ Werke Bd. X, S. 449, („Gedanken über Richard Wagner
aus dem Januar 1874“).
¹²¹⁾ Werke Bd. X, S. 302.
¹²²⁾ Schon von Wagner sagte Nietzsche: „Er erfand den
deutschen Geist, gegen den romanischen“ (Werke Bd. X, S. 446).
Und: „Wagner fand einen ungeheuren Zeitpunkt vor, wo alle Re-
ligion aller früheren Zeiten in ihrer dogmatischen Götzen- und
Fetischwirkung wankte: er ist der tragische Dichter am Schluss
der Religion, der Götterdämmerung (Ebendort S. 457). Bald aber
betont er selbst: „Will man behaupten, dass der Germane für
das Christentum vorgebildet und vorbestimmt gewesen sei, so
darf es einem nicht an Unverschämtheit fehlen. Denn das Ge-
genteil ist nicht nur wahr, sondern auch handgreiflich. Woher
sollte auch die Erfindung zweier ausgezeichneter Juden, des Jesus
und der Saulus, der zwei jüdischsten Juden, die es vielleicht ge-
geben hat, gerade die Germanen mehr anheimeln als andere
Völker? Beide meinten, das Schicksal jedes Menschen und aller
Zeiten vorher und nachher nebst dem Schicksale der Erde, der
Sonne und der Sterne, hänge von einer jüdischen Begebenheit
ab: dieser Glaube ist das jüdische non plus ultra. Wie reimt sich
diese höchste moralische Subtilität, welche einen Rabbiner- und
nicht einen Bärenhäuter- Verstand so geschärft hat, ... die
priesterliche Hierarchie und das volkstümliche Asketentum, die
überall fühlbare Nähe der Wüste, und nicht die des Bärenwaldes
—, wie reimt sich das alles zum faulen, aber kriegerischen und
raubsüchtigen Germanen, zum sinnlich kalten Jagdliebhaber
und Biertrinker, der es nicht höher als bis zu einer rechten und
schlechten Indianerreligion gebracht hat und Menschen auf Opfer-
steinen zu schlachten noch vor zehnhundert Jahren nicht verlernt
hatte“? (Werke Bd. XI.)
¹²³⁾ „Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten
Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage
21
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