Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919."Die minderwertige Rasse hat alles bedeckt -- Volkstum, wie man sagt, Vernunft, Nation, Wissenschaft". Und er zieht daraus den Schluss: "Das Böseste ist, diesen Kontinent zu verlassen, wo die Tollheit herumstreicht, um diese Armen mit Geisseln zu versehen". Er wird Heiliger, Gott und hilfreicher Medizinmann verschollenen Negerstämmen im schwärzesten Sudan. "Ich bin ein Tier, ein Neger; aber vielleicht bin ich gerettet. Ihr seid falsche Neger, Wahnsinnige, Wilde, Geizige". In inbrünstigen Gebeten stirbt er am 10. November 1891. Welcher von diesen beiden Männern war der grössere Held? Die Frage ist an das Volk und die Jugend gerichtet. 99) Emil Ludwig, "Bismarck", S. 65, 193, 195. 100) Dr. Hans Blum. "Fürst Bismarck und seine Zeit", C. H. Beck, München, 1895, Bd. V, S. 293. Der Brief ist datiert 18. Dezember 1879 und bezieht sich auf das "schliessliche Er- gebnis unserer Anstrengungen" (den Vertrag vom 7. Oktober 1879). Beachtenswert ist, dass Bismarck den französischen Botschafter in Wien, Herrn Teisserance de Bort, von den vorhergehenden Verhandlungen unterrichtet hatte, dabei aber den friedlichen Charakter des deutsch-österreichischen Bündnisses betonte. Bis- marck hatte sich am 21. September 1879 nach Wien begeben und verhandelte dort mit Andrassy, dem Baron Haymerle und dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza, sowie mit Kaiser Franz Joseph selbst. Dieses Parabellum-Bündnis war der Keim des Krieges von 1914. Seine Vorbereitung bedeutet einen Betrug gegenüber Frankreich. 101) Emil Ludwig, S. 133, Ideale, Gottesfurcht. 102) Ebendort, S. 130/32: "Bismarck war ganz und gar Pro- testant. Rom ist ihm ewig wesensfremd geblieben. Sein Wissen von den Mächten der Welt, sein starker Verstand, seine Selb- ständigkeit, vor allem sein weit über die Grenze der Religion hinausragender Glaube an die eigene Absolution drängten ihm den Protestantismus geradezu auf. Es klingt, als hätte es Luther selbst geschrieben, wenn man ihn am Abend des entscheidenden Juli 1870 ein Lied im Gesangbuch lesen, einen Eintrag über diesen bedeutungsvollen Tag machen und die plattdeutschen Worte hinzufügen sieht: ,Dat walt Gott und dat kolt Isen' (Das walte Gott und das kalte Eisen)". Herr Emil Ludwig (Cohn aus Breslau) fährt fort: "Bismarcks Protestantismus hat eine besondere Fär- bung; man möchte ihn preussisch nennen. Er nennt sich Gottes Soldat; sein Amt werde er tun; ,dass Gott mir den Verstand dazu gibt, ist seine Sache'." „Die minderwertige Rasse hat alles bedeckt — Volkstum, wie man sagt, Vernunft, Nation, Wissenschaft“. Und er zieht daraus den Schluss: „Das Böseste ist, diesen Kontinent zu verlassen, wo die Tollheit herumstreicht, um diese Armen mit Geisseln zu versehen“. Er wird Heiliger, Gott und hilfreicher Medizinmann verschollenen Negerstämmen im schwärzesten Sudan. „Ich bin ein Tier, ein Neger; aber vielleicht bin ich gerettet. Ihr seid falsche Neger, Wahnsinnige, Wilde, Geizige“. In inbrünstigen Gebeten stirbt er am 10. November 1891. Welcher von diesen beiden Männern war der grössere Held? Die Frage ist an das Volk und die Jugend gerichtet. 99) Emil Ludwig, „Bismarck“, S. 65, 193, 195. 100) Dr. Hans Blum. „Fürst Bismarck und seine Zeit“, C. H. Beck, München, 1895, Bd. V, S. 293. Der Brief ist datiert 18. Dezember 1879 und bezieht sich auf das „schliessliche Er- gebnis unserer Anstrengungen“ (den Vertrag vom 7. Oktober 1879). Beachtenswert ist, dass Bismarck den französischen Botschafter in Wien, Herrn Teisserance de Bort, von den vorhergehenden Verhandlungen unterrichtet hatte, dabei aber den friedlichen Charakter des deutsch-österreichischen Bündnisses betonte. Bis- marck hatte sich am 21. September 1879 nach Wien begeben und verhandelte dort mit Andrassy, dem Baron Haymerle und dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza, sowie mit Kaiser Franz Joseph selbst. Dieses Parabellum-Bündnis war der Keim des Krieges von 1914. Seine Vorbereitung bedeutet einen Betrug gegenüber Frankreich. 101) Emil Ludwig, S. 133, Ideale, Gottesfurcht. 102) Ebendort, S. 130/32: „Bismarck war ganz und gar Pro- testant. Rom ist ihm ewig wesensfremd geblieben. Sein Wissen von den Mächten der Welt, sein starker Verstand, seine Selb- ständigkeit, vor allem sein weit über die Grenze der Religion hinausragender Glaube an die eigene Absolution drängten ihm den Protestantismus geradezu auf. Es klingt, als hätte es Luther selbst geschrieben, wenn man ihn am Abend des entscheidenden Juli 1870 ein Lied im Gesangbuch lesen, einen Eintrag über diesen bedeutungsvollen Tag machen und die plattdeutschen Worte hinzufügen sieht: ‚Dat walt Gott und dat kolt Isen‘ (Das walte Gott und das kalte Eisen)“. Herr Emil Ludwig (Cohn aus Breslau) fährt fort: „Bismarcks Protestantismus hat eine besondere Fär- bung; man möchte ihn preussisch nennen. 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⁹⁸⁾ „Die minderwertige Rasse hat alles bedeckt — Volkstum, wie
man sagt, Vernunft, Nation, Wissenschaft“. Und er zieht daraus
den Schluss: „Das Böseste ist, diesen Kontinent zu verlassen,
wo die Tollheit herumstreicht, um diese Armen mit Geisseln zu
versehen“. Er wird Heiliger, Gott und hilfreicher Medizinmann
verschollenen Negerstämmen im schwärzesten Sudan. „Ich bin
ein Tier, ein Neger; aber vielleicht bin ich gerettet. Ihr seid
falsche Neger, Wahnsinnige, Wilde, Geizige“. In inbrünstigen
Gebeten stirbt er am 10. November 1891. Welcher von diesen
beiden Männern war der grössere Held? Die Frage ist an das
Volk und die Jugend gerichtet.
⁹⁹⁾ Emil Ludwig, „Bismarck“, S. 65, 193, 195.
¹⁰⁰⁾ Dr. Hans Blum. „Fürst Bismarck und seine Zeit“,
C. H. Beck, München, 1895, Bd. V, S. 293. Der Brief ist datiert
18. Dezember 1879 und bezieht sich auf das „schliessliche Er-
gebnis unserer Anstrengungen“ (den Vertrag vom 7. Oktober 1879).
Beachtenswert ist, dass Bismarck den französischen Botschafter
in Wien, Herrn Teisserance de Bort, von den vorhergehenden
Verhandlungen unterrichtet hatte, dabei aber den friedlichen
Charakter des deutsch-österreichischen Bündnisses betonte. Bis-
marck hatte sich am 21. September 1879 nach Wien begeben
und verhandelte dort mit Andrassy, dem Baron Haymerle und
dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza, sowie mit Kaiser
Franz Joseph selbst. Dieses Parabellum-Bündnis war der Keim
des Krieges von 1914. Seine Vorbereitung bedeutet einen Betrug
gegenüber Frankreich.
¹⁰¹⁾ Emil Ludwig, S. 133, Ideale, Gottesfurcht.
¹⁰²⁾ Ebendort, S. 130/32: „Bismarck war ganz und gar Pro-
testant. Rom ist ihm ewig wesensfremd geblieben. Sein Wissen
von den Mächten der Welt, sein starker Verstand, seine Selb-
ständigkeit, vor allem sein weit über die Grenze der Religion
hinausragender Glaube an die eigene Absolution drängten ihm
den Protestantismus geradezu auf. Es klingt, als hätte es Luther
selbst geschrieben, wenn man ihn am Abend des entscheidenden
Juli 1870 ein Lied im Gesangbuch lesen, einen Eintrag über diesen
bedeutungsvollen Tag machen und die plattdeutschen Worte
hinzufügen sieht: ‚Dat walt Gott und dat kolt Isen‘ (Das walte
Gott und das kalte Eisen)“. Herr Emil Ludwig (Cohn aus Breslau)
fährt fort: „Bismarcks Protestantismus hat eine besondere Fär-
bung; man möchte ihn preussisch nennen. Er nennt sich Gottes
Soldat; sein Amt werde er tun; ‚dass Gott mir den Verstand
dazu gibt, ist seine Sache‘.“
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