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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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Begebenheiten nicht in einem verführerischen, den Patriotismus
niederschlagenden Tone erzählt, gegenteilig alle Anlässe, um
den Mut der Untertanen zu beleben, gehörig benützt werden".
(mitgeteilt von Robert Prutz, "I. G. Fichte in Königsberg", Bei-
lage 181 zur "Allgemeinen Zeitung" 1893, München). "Nach beiden
Richtungen", schreibt der Herausgeber seines "Macchiavell",
"war er nun tätig; er hielt Vorlesungen, solange er Hörer hatte,
und waltete als Zensor, bis ihm dieses Amt abgenommen wurde".
(I. G. Fichtes "Macchiavell" nebst einem Briefe des Generals
von Clausewitz an Fichte, Kritische Ausgabe von H. Schultz,
Verlag Felix Meiner, Leipzig, 1918, S. VII.)
37) "Russland und Europa", Eugen Diederichs, Jena, 1917.
Solovjew ist hier sehr ungerecht gegen seine Landsleute und
der Verlag hat die Schrift, die die Nichtigkeit der russischen
Literatur und die "Sünden Russlands" beweisen soll, wohl nur
aus chauvinistischen Gründen als Separatdruck erscheinen lassen.
38) Alexander Herzen wies schon 1849 in einem Briefe darauf
hin. "Die sozialen Ideen treten, wenn man will, gleichzeitig nicht
allein mit der politischen Oekonomie auf, sondern selbst mit der
allgemeinen Geschichte. Jeder Protest gegen die ungerechte Ver-
teilung der Arbeitsmittel, gegen den Wucher, gegen den Miss-
brauch des Eigentums -- ist Sozialismus. Das Evangelium und
die Apostel, -- um hier nur von der neuen Welt zu reden --
predigen Kommunismus. Campanella, Thomas Münzer, die
Wiedertäufer, teilweise die Mönche, die Quäker, die mährischen
Brüder, der grössere Teil der russischen Schismatiker sind Sozia-
listen". ("Die Feinde des Sozialismus", Nr. 41/42 der "Aktion",
Berlin, 1917.)
39) Aus einem 1916 bei Emile Paul Freres erschienenen Buch
des Andre Suares über Charles Peguy möchte ich folgenden
charakteristischen Passus zitieren, den ich Oktober 1916 für die
"Weissen Blätter" übersetzte: "Man bilde sich nicht ein, Jeanne
d'Arc sei für Peguy ein literarisches Sujet. Jeanne d'Arc ist
sein Lebenswerk, seine Aufgabe, seine Mission. Er betrachtete
sich gesandt und geboren für Jeanne d'Arc wie Joinville für
den heiligen Ludwig. Sein erstes Buch, mit 25 Jahren, ist
eine Jeanne d'Arc. Er gestand mir, dass er sein ganzes Leben
über Jeanne d'Arc zu schreiben gedenke, sollte er hundert Jahre
alt werden. Zwanzig und selbst dreissig weitere Bände schreckten
ihn nicht. Er widmete alles insgeheim Jeanne d'Arc. Er über-
setzte alles in Jeanne d'Arc, steigerte es in eine höhere Realität.
Jeanne d'Arc war für Peguy zuletzt das passionierte Frankreich in
Begebenheiten nicht in einem verführerischen, den Patriotismus
niederschlagenden Tone erzählt, gegenteilig alle Anlässe, um
den Mut der Untertanen zu beleben, gehörig benützt werden“.
(mitgeteilt von Robert Prutz, „I. G. Fichte in Königsberg“, Bei-
lage 181 zur „Allgemeinen Zeitung“ 1893, München). „Nach beiden
Richtungen“, schreibt der Herausgeber seines „Macchiavell“,
„war er nun tätig; er hielt Vorlesungen, solange er Hörer hatte,
und waltete als Zensor, bis ihm dieses Amt abgenommen wurde“.
(I. G. Fichtes „Macchiavell“ nebst einem Briefe des Generals
von Clausewitz an Fichte, Kritische Ausgabe von H. Schultz,
Verlag Felix Meiner, Leipzig, 1918, S. VII.)
37) „Russland und Europa“, Eugen Diederichs, Jena, 1917.
Solovjew ist hier sehr ungerecht gegen seine Landsleute und
der Verlag hat die Schrift, die die Nichtigkeit der russischen
Literatur und die „Sünden Russlands“ beweisen soll, wohl nur
aus chauvinistischen Gründen als Separatdruck erscheinen lassen.
38) Alexander Herzen wies schon 1849 in einem Briefe darauf
hin. „Die sozialen Ideen treten, wenn man will, gleichzeitig nicht
allein mit der politischen Oekonomie auf, sondern selbst mit der
allgemeinen Geschichte. Jeder Protest gegen die ungerechte Ver-
teilung der Arbeitsmittel, gegen den Wucher, gegen den Miss-
brauch des Eigentums — ist Sozialismus. Das Evangelium und
die Apostel, — um hier nur von der neuen Welt zu reden —
predigen Kommunismus. Campanella, Thomas Münzer, die
Wiedertäufer, teilweise die Mönche, die Quäker, die mährischen
Brüder, der grössere Teil der russischen Schismatiker sind Sozia-
listen“. („Die Feinde des Sozialismus“, Nr. 41/42 der „Aktion“,
Berlin, 1917.)
39) Aus einem 1916 bei Emile Paul Frères erschienenen Buch
des André Suarès über Charles Péguy möchte ich folgenden
charakteristischen Passus zitieren, den ich Oktober 1916 für die
„Weissen Blätter“ übersetzte: „Man bilde sich nicht ein, Jeanne
d'Arc sei für Péguy ein literarisches Sujet. Jeanne d'Arc ist
sein Lebenswerk, seine Aufgabe, seine Mission. Er betrachtete
sich gesandt und geboren für Jeanne d'Arc wie Joinville für
den heiligen Ludwig. Sein erstes Buch, mit 25 Jahren, ist
eine Jeanne d'Arc. Er gestand mir, dass er sein ganzes Leben
über Jeanne d'Arc zu schreiben gedenke, sollte er hundert Jahre
alt werden. Zwanzig und selbst dreissig weitere Bände schreckten
ihn nicht. Er widmete alles insgeheim Jeanne d'Arc. Er über-
setzte alles in Jeanne d'Arc, steigerte es in eine höhere Realität.
Jeanne d'Arc war für Péguy zuletzt das passionierte Frankreich in
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[279/0287] ³⁶⁾ Begebenheiten nicht in einem verführerischen, den Patriotismus niederschlagenden Tone erzählt, gegenteilig alle Anlässe, um den Mut der Untertanen zu beleben, gehörig benützt werden“. (mitgeteilt von Robert Prutz, „I. G. Fichte in Königsberg“, Bei- lage 181 zur „Allgemeinen Zeitung“ 1893, München). „Nach beiden Richtungen“, schreibt der Herausgeber seines „Macchiavell“, „war er nun tätig; er hielt Vorlesungen, solange er Hörer hatte, und waltete als Zensor, bis ihm dieses Amt abgenommen wurde“. (I. G. Fichtes „Macchiavell“ nebst einem Briefe des Generals von Clausewitz an Fichte, Kritische Ausgabe von H. Schultz, Verlag Felix Meiner, Leipzig, 1918, S. VII.) ³⁷⁾ „Russland und Europa“, Eugen Diederichs, Jena, 1917. Solovjew ist hier sehr ungerecht gegen seine Landsleute und der Verlag hat die Schrift, die die Nichtigkeit der russischen Literatur und die „Sünden Russlands“ beweisen soll, wohl nur aus chauvinistischen Gründen als Separatdruck erscheinen lassen. ³⁸⁾ Alexander Herzen wies schon 1849 in einem Briefe darauf hin. „Die sozialen Ideen treten, wenn man will, gleichzeitig nicht allein mit der politischen Oekonomie auf, sondern selbst mit der allgemeinen Geschichte. Jeder Protest gegen die ungerechte Ver- teilung der Arbeitsmittel, gegen den Wucher, gegen den Miss- brauch des Eigentums — ist Sozialismus. Das Evangelium und die Apostel, — um hier nur von der neuen Welt zu reden — predigen Kommunismus. Campanella, Thomas Münzer, die Wiedertäufer, teilweise die Mönche, die Quäker, die mährischen Brüder, der grössere Teil der russischen Schismatiker sind Sozia- listen“. („Die Feinde des Sozialismus“, Nr. 41/42 der „Aktion“, Berlin, 1917.) ³⁹⁾ Aus einem 1916 bei Emile Paul Frères erschienenen Buch des André Suarès über Charles Péguy möchte ich folgenden charakteristischen Passus zitieren, den ich Oktober 1916 für die „Weissen Blätter“ übersetzte: „Man bilde sich nicht ein, Jeanne d'Arc sei für Péguy ein literarisches Sujet. Jeanne d'Arc ist sein Lebenswerk, seine Aufgabe, seine Mission. Er betrachtete sich gesandt und geboren für Jeanne d'Arc wie Joinville für den heiligen Ludwig. Sein erstes Buch, mit 25 Jahren, ist eine Jeanne d'Arc. Er gestand mir, dass er sein ganzes Leben über Jeanne d'Arc zu schreiben gedenke, sollte er hundert Jahre alt werden. Zwanzig und selbst dreissig weitere Bände schreckten ihn nicht. Er widmete alles insgeheim Jeanne d'Arc. Er über- setzte alles in Jeanne d'Arc, steigerte es in eine höhere Realität. Jeanne d'Arc war für Péguy zuletzt das passionierte Frankreich in

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/287>, abgerufen am 22.11.2024.