Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.denen sie vermittels der Kirchenverbesserung erst ausgegangen war, zu neuer Anregung." ("Deutsches Volkstum", S. 19.) 29) Walther Rathenau, "Von kommenden Dingen", S. Fischer, Berlin 1917, S. 282. 30) Ich gehe noch weiter und behaupte: aller betonte, über- zeugte, prinzipielle Individualismus ist irreligiös und in seiner Konsequenz nihilistisch, zum Nichts, zur Vernichtung treibend. Der Versuch der Luther, Kant und Nietzsche, auf den Individua- lismus eine Moral, eine Religion zu gründen, musste zur Absur- dität und zu Unheil führen. Moral und Religion sind gerade die Disziplinen von der Beschränkung und Aufhebung des Individuums gegenüber und in der Gesamtheit. Höchste Tugend des Indivi- duums ist der Enthusiasmus. Das Problem der Intelligenz liegt in der mit Trauer und Schmerz empfundenen Einsicht des Indivi- duums in die mysteriöse Tatsache seiner Abgrenzung von der Gesamtheit. 31) "Deutsches Volkstum", S. 64. 32) Heinrich Heine, a. a. O., S. 16. 33) "Die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für das deutsche Geistesleben", Sondernummer "Protestantismus" der "Süddeutschen Monatshefte", München, Okt. 1917. 34) Ebendort, "Luther und der Staat". 35) Walther Rathenau, a. a. O., S. 209. 36) "Der deutsche Glaube", Religiöse Bekenntnisse aus Ver- gangenheit und Gegenwart, 16.-24. Tausend. Eugen Diederichs, Jena 1914, S. 24. 37) Brief an den Gothaer Bibliothekar Friedrich Jakobs, in dem er von "frischen Nebeln einer vorsätzlichen Barbarei" spricht. 38) Frau von Stein berichtet: "Noch letzt antwortete er Jemandem, der die Aussicht ins Ilmthal lobte: ,Das ist keine Aussicht', und sah dick-mürrisch dazu aus". Es war nach seiner Rückkehr aus Italien. 39) d'Aurevillys Eifer gegen Luther: "Eh bien", schrieb er in "Prophetes du Passe", "si, au lieu de brauler les ecrits de Luther, dont les cendres retomberent sur l'Europe comme une semence, on avait braule Luther lui-meme, le monde etait sauve, au moins pour un siecle. Luther braule! on va crier. Mais il y a plus que l'economie du sang des hommes: c'est le respect de la conscience et de l'intelligence du genre humain. Luther faussait l'une et l'autre". 40) "Die Feldpostbücherei", bemerkt dazu der Verlag, "trat während des ersten Kriegshalbjahres an die Stelle der denen sie vermittels der Kirchenverbesserung erst ausgegangen war, zu neuer Anregung.“ („Deutsches Volkstum“, S. 19.) 29) Walther Rathenau, „Von kommenden Dingen“, S. Fischer, Berlin 1917, S. 282. 30) Ich gehe noch weiter und behaupte: aller betonte, über- zeugte, prinzipielle Individualismus ist irreligiös und in seiner Konsequenz nihilistisch, zum Nichts, zur Vernichtung treibend. Der Versuch der Luther, Kant und Nietzsche, auf den Individua- lismus eine Moral, eine Religion zu gründen, musste zur Absur- dität und zu Unheil führen. Moral und Religion sind gerade die Disziplinen von der Beschränkung und Aufhebung des Individuums gegenüber und in der Gesamtheit. Höchste Tugend des Indivi- duums ist der Enthusiasmus. Das Problem der Intelligenz liegt in der mit Trauer und Schmerz empfundenen Einsicht des Indivi- duums in die mysteriöse Tatsache seiner Abgrenzung von der Gesamtheit. 31) „Deutsches Volkstum“, S. 64. 32) Heinrich Heine, a. a. O., S. 16. 33) „Die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für das deutsche Geistesleben“, Sondernummer „Protestantismus“ der „Süddeutschen Monatshefte“, München, Okt. 1917. 34) Ebendort, „Luther und der Staat“. 35) Walther Rathenau, a. a. O., S. 209. 36) „Der deutsche Glaube“, Religiöse Bekenntnisse aus Ver- gangenheit und Gegenwart, 16.-24. Tausend. Eugen Diederichs, Jena 1914, S. 24. 37) Brief an den Gothaer Bibliothekar Friedrich Jakobs, in dem er von „frischen Nebeln einer vorsätzlichen Barbarei“ spricht. 38) Frau von Stein berichtet: „Noch letzt antwortete er Jemandem, der die Aussicht ins Ilmthal lobte: ‚Das ist keine Aussicht‘, und sah dick-mürrisch dazu aus“. Es war nach seiner Rückkehr aus Italien. 39) d'Aurevillys Eifer gegen Luther: „Eh bien“, schrieb er in „Prophètes du Passé“, „si, au lieu de brûler les écrits de Luther, dont les cendres retombèrent sur l'Europe comme une semence, on avait brûlé Luther lui-même, le monde était sauvé, au moins pour un siècle. Luther brûlé! on va crier. Mais il y a plus que l'économie du sang des hommes: c'est le respect de la conscience et de l'intelligence du genre humain. Luther faussait l'une et l'autre“. 40) „Die Feldpostbücherei“, bemerkt dazu der Verlag, „trat während des ersten Kriegshalbjahres an die Stelle der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note xml:id="id28b28b" prev="id28b" place="end" n="28)"><pb facs="#f0260" n="252"/> denen sie vermittels der Kirchenverbesserung erst ausgegangen<lb/> war, zu neuer Anregung.“ („Deutsches Volkstum“, S. 19.)</note><lb/> <note xml:id="id29b29b" prev="id29b" place="end" n="29)"> Walther Rathenau, „Von kommenden Dingen“, S. Fischer,<lb/> Berlin 1917, S. 282.</note><lb/> <note xml:id="id30b30b" prev="id30b" place="end" n="30)"> Ich gehe noch weiter und behaupte: aller betonte, über-<lb/> zeugte, prinzipielle Individualismus ist irreligiös und in seiner<lb/> Konsequenz nihilistisch, zum Nichts, zur Vernichtung treibend.<lb/> Der Versuch der Luther, Kant und Nietzsche, auf den Individua-<lb/> lismus eine Moral, eine Religion zu gründen, musste zur Absur-<lb/> dität und zu Unheil führen. Moral und Religion sind gerade die<lb/> Disziplinen von der Beschränkung und Aufhebung des Individuums<lb/> gegenüber und in der Gesamtheit. Höchste Tugend des Indivi-<lb/> duums ist der Enthusiasmus. Das Problem der Intelligenz liegt<lb/> in der mit Trauer und Schmerz empfundenen Einsicht des Indivi-<lb/> duums in die mysteriöse Tatsache seiner Abgrenzung von der<lb/> Gesamtheit.</note><lb/> <note xml:id="id31b31b" prev="id31b" place="end" n="31)"> „Deutsches Volkstum“, S. 64.</note><lb/> <note xml:id="id32b32b" prev="id32b" place="end" n="32)"> Heinrich Heine, a. a. O., S. 16.</note><lb/> <note xml:id="id33b33b" prev="id33b" place="end" n="33)"> „Die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für das<lb/> deutsche Geistesleben“, Sondernummer „Protestantismus“ der<lb/> „Süddeutschen Monatshefte“, München, Okt. 1917.</note><lb/> <note xml:id="id34b34b" prev="id34b" place="end" n="34)"> Ebendort, „Luther und der Staat“.</note><lb/> <note xml:id="id35b35b" prev="id35b" place="end" n="35)"> Walther Rathenau, a. a. O., S. 209.</note><lb/> <note xml:id="id36b36b" prev="id36b" place="end" n="36)"> „Der deutsche Glaube“, Religiöse Bekenntnisse aus Ver-<lb/> gangenheit und Gegenwart, 16.-24. Tausend. Eugen Diederichs,<lb/> Jena 1914, S. 24.</note><lb/> <note xml:id="id37b37b" prev="id37b" place="end" n="37)"> Brief an den Gothaer Bibliothekar Friedrich Jakobs, in<lb/> dem er von „frischen Nebeln einer vorsätzlichen Barbarei“ spricht.</note><lb/> <note xml:id="id38b38b" prev="id38b" place="end" n="38)"> Frau von Stein berichtet: „Noch letzt antwortete er<lb/> Jemandem, der die Aussicht ins Ilmthal lobte: ‚Das ist keine<lb/> Aussicht‘, und sah dick-mürrisch dazu aus“. Es war nach seiner<lb/> Rückkehr aus Italien.</note><lb/> <note xml:id="id39b39b" prev="id39b" place="end" n="39)"> d'Aurevillys Eifer gegen Luther: „Eh bien“, schrieb er<lb/> in „Prophètes du Passé“, „si, au lieu de brûler les écrits de<lb/> Luther, dont les cendres retombèrent sur l'Europe comme une<lb/> semence, on avait brûlé Luther lui-même, le monde était sauvé,<lb/> au moins pour un siècle. Luther brûlé! on va crier. Mais il y a<lb/><hi rendition="#i">plus que l'économie du sang des hommes: c'est le respect de la<lb/> conscience et de l'intelligence du genre humain</hi>. Luther faussait l'une<lb/> et l'autre“.</note><lb/> <note xml:id="id40b40b" prev="id40b" place="end" n="40)"> „Die Feldpostbücherei“, bemerkt dazu der Verlag,<lb/> „trat während des ersten Kriegshalbjahres an die Stelle der<lb/></note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0260]
²⁸⁾ denen sie vermittels der Kirchenverbesserung erst ausgegangen
war, zu neuer Anregung.“ („Deutsches Volkstum“, S. 19.)
²⁹⁾ Walther Rathenau, „Von kommenden Dingen“, S. Fischer,
Berlin 1917, S. 282.
³⁰⁾ Ich gehe noch weiter und behaupte: aller betonte, über-
zeugte, prinzipielle Individualismus ist irreligiös und in seiner
Konsequenz nihilistisch, zum Nichts, zur Vernichtung treibend.
Der Versuch der Luther, Kant und Nietzsche, auf den Individua-
lismus eine Moral, eine Religion zu gründen, musste zur Absur-
dität und zu Unheil führen. Moral und Religion sind gerade die
Disziplinen von der Beschränkung und Aufhebung des Individuums
gegenüber und in der Gesamtheit. Höchste Tugend des Indivi-
duums ist der Enthusiasmus. Das Problem der Intelligenz liegt
in der mit Trauer und Schmerz empfundenen Einsicht des Indivi-
duums in die mysteriöse Tatsache seiner Abgrenzung von der
Gesamtheit.
³¹⁾ „Deutsches Volkstum“, S. 64.
³²⁾ Heinrich Heine, a. a. O., S. 16.
³³⁾ „Die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für das
deutsche Geistesleben“, Sondernummer „Protestantismus“ der
„Süddeutschen Monatshefte“, München, Okt. 1917.
³⁴⁾ Ebendort, „Luther und der Staat“.
³⁵⁾ Walther Rathenau, a. a. O., S. 209.
³⁶⁾ „Der deutsche Glaube“, Religiöse Bekenntnisse aus Ver-
gangenheit und Gegenwart, 16.-24. Tausend. Eugen Diederichs,
Jena 1914, S. 24.
³⁷⁾ Brief an den Gothaer Bibliothekar Friedrich Jakobs, in
dem er von „frischen Nebeln einer vorsätzlichen Barbarei“ spricht.
³⁸⁾ Frau von Stein berichtet: „Noch letzt antwortete er
Jemandem, der die Aussicht ins Ilmthal lobte: ‚Das ist keine
Aussicht‘, und sah dick-mürrisch dazu aus“. Es war nach seiner
Rückkehr aus Italien.
³⁹⁾ d'Aurevillys Eifer gegen Luther: „Eh bien“, schrieb er
in „Prophètes du Passé“, „si, au lieu de brûler les écrits de
Luther, dont les cendres retombèrent sur l'Europe comme une
semence, on avait brûlé Luther lui-même, le monde était sauvé,
au moins pour un siècle. Luther brûlé! on va crier. Mais il y a
plus que l'économie du sang des hommes: c'est le respect de la
conscience et de l'intelligence du genre humain. Luther faussait l'une
et l'autre“.
⁴⁰⁾ „Die Feldpostbücherei“, bemerkt dazu der Verlag,
„trat während des ersten Kriegshalbjahres an die Stelle der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Schulz, Dienstleister (Muttersprachler): Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-02-17T09:20:45Z)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-02-17T09:20:45Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |