"So vor- wie seitdem ward durchs Schwert vollendet Das Herrliche, das die Geschichte sah, Und alles Grosse, was sich jemals wird vollbringen, Dem Schwert zuletzt verdankt es sein Gelingen" 20).
Eine hübsche Prophezeiung von 1871 und eine Pro- phezeiung noch des Herrlichen, dessen liquidierende Zeugen wir heute geworden sind. Dass Bismarck aber in seiner Tage- buchnotiz den Nagel auf den Kopf traf, wenn er diesen Mann keinen Republikaner, sondern einen Monarchisten nannte, bestätigen die Worte Sickingens zu Hutten: "Was wir wollen -- -- -- -- -- -- Das ist ein ein'ges, grosses, mächt'ges Deutschland, -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Und machtvoll auf der Zeit gewalt'gem Drang Gestützt, in ihrer Seele Tiefen wurzelnd Ein -- evangelisch Haupt als Kaiser an der Spitze Des grossen Reichs" 21).
Monarchisten mögen in Frankreich Gründe anführen, die diskutabel sind. Das französische Königtum hat der Welt Jeanne d'Arc und die französische Literatur geschenkt. In Deutschland dürfte es etwas mehr Anstrengung kosten, der Monarchie Geschmack abzugewinnen. Stellt sich aber an die Spitze eines Weitlingianerklubs ein streberischer Aventurier, ohne die Prinzipien seiner ersten Anhänger auch nur zu diskutieren, so sollten sozialistische Geschichts- schreiber endlich auch in Deutschland die Jugend aufmerk- sam machen, dass leider ein Pseudorebell einer der frühesten Führer war.
2.
Hatte Lassalle eine deutsche Tradition für sich, so ist es typisch für Marx, dass er mit ihr brach und im franzö- sischen und englischen Ausland neue Prinzipien suchte. Der jüdische Emanzipationskampf findet in Marx einen
„So vor- wie seitdem ward durchs Schwert vollendet Das Herrliche, das die Geschichte sah, Und alles Grosse, was sich jemals wird vollbringen, Dem Schwert zuletzt verdankt es sein Gelingen“ 20).
Eine hübsche Prophezeiung von 1871 und eine Pro- phezeiung noch des Herrlichen, dessen liquidierende Zeugen wir heute geworden sind. Dass Bismarck aber in seiner Tage- buchnotiz den Nagel auf den Kopf traf, wenn er diesen Mann keinen Republikaner, sondern einen Monarchisten nannte, bestätigen die Worte Sickingens zu Hutten: „Was wir wollen — — — — — — Das ist ein ein'ges, grosses, mächt'ges Deutschland, — — — — — — — — — — Und machtvoll auf der Zeit gewalt'gem Drang Gestützt, in ihrer Seele Tiefen wurzelnd Ein — evangelisch Haupt als Kaiser an der Spitze Des grossen Reichs“ 21).
Monarchisten mögen in Frankreich Gründe anführen, die diskutabel sind. Das französische Königtum hat der Welt Jeanne d'Arc und die französische Literatur geschenkt. In Deutschland dürfte es etwas mehr Anstrengung kosten, der Monarchie Geschmack abzugewinnen. Stellt sich aber an die Spitze eines Weitlingianerklubs ein streberischer Aventurier, ohne die Prinzipien seiner ersten Anhänger auch nur zu diskutieren, so sollten sozialistische Geschichts- schreiber endlich auch in Deutschland die Jugend aufmerk- sam machen, dass leider ein Pseudorebell einer der frühesten Führer war.
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Hatte Lassalle eine deutsche Tradition für sich, so ist es typisch für Marx, dass er mit ihr brach und im franzö- sischen und englischen Ausland neue Prinzipien suchte. Der jüdische Emanzipationskampf findet in Marx einen
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„So vor- wie seitdem ward durchs Schwert vollendet
Das Herrliche, das die Geschichte sah,
Und alles Grosse, was sich jemals wird vollbringen,
Dem Schwert zuletzt verdankt es sein Gelingen“
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Eine hübsche Prophezeiung von 1871 und eine Pro-
phezeiung noch des Herrlichen, dessen liquidierende Zeugen
wir heute geworden sind. Dass Bismarck aber in seiner Tage-
buchnotiz den Nagel auf den Kopf traf, wenn er diesen Mann
keinen Republikaner, sondern einen Monarchisten nannte,
bestätigen die Worte Sickingens zu Hutten:
„Was wir wollen — — — — — —
Das ist ein ein'ges, grosses, mächt'ges Deutschland,
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Und machtvoll auf der Zeit gewalt'gem Drang
Gestützt, in ihrer Seele Tiefen wurzelnd
Ein — evangelisch Haupt als Kaiser an der Spitze
Des grossen Reichs“
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Monarchisten mögen in Frankreich Gründe anführen,
die diskutabel sind. Das französische Königtum hat der
Welt Jeanne d'Arc und die französische Literatur geschenkt.
In Deutschland dürfte es etwas mehr Anstrengung kosten,
der Monarchie Geschmack abzugewinnen. Stellt sich aber
an die Spitze eines Weitlingianerklubs ein streberischer
Aventurier, ohne die Prinzipien seiner ersten Anhänger auch
nur zu diskutieren, so sollten sozialistische Geschichts-
schreiber endlich auch in Deutschland die Jugend aufmerk-
sam machen, dass leider ein Pseudorebell einer der frühesten
Führer war.
2.
Hatte Lassalle eine deutsche Tradition für sich, so ist
es typisch für Marx, dass er mit ihr brach und im franzö-
sischen und englischen Ausland neue Prinzipien suchte.
Der jüdische Emanzipationskampf findet in Marx einen
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/186>, abgerufen am 23.02.2025.
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