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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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Kriegsschuld, zu der das Uebergewicht einer gewalttätig-
verschlagenen Kaste führte, verspricht, die gefährlichen
Atavismen hinwegzuräumen. Die Einordnung Deutschlands
in eine Liga der europäischen Völker ist eine unabweisbare
Forderung. Mit stürmischem Nachdruck muss sie erhoben
werden. Wozu die Nation selbst zu träge und ihre Geister
nicht stark genug waren: die Isolation zu sprengen, in die
sich Deutschland drohend und eigensinnig begab: heute
müssen die Nachbarvölker erzwingen, dass der veraltete
Unfug des Waffenspektakels für alle Zeiten beseitigt werde.

Die Einreihung Deutschlands! Hier zeigt sich endlich die
Einheitsidee, die Heilung, Grösse und Demut verbürgt. Das
deutsche Volk soll die Augen öffnen. Sein Vorteil wird
sein, dass es mit Schmerzen, Unglück und Opfern geschla-
gen wird. So wird es die Kraft in sich finden, zu fallen
und aufzuerstehen. Wir verlangen die Demokratie. Der
politische Geist ist der ordnende Geist. Keine Phrasen und
Umschweife sollen mehr gelten. Deutschland ist schuldig
und muss seine Schuld bekennen, soll sich der Aufbau
Europas vollziehen. Die Proklamation neuer Menschen- und
Nationalitätenrechte beendet den Krieg. Nicht mehr um Me-
taphysik -- es handelt sich um die Erde und wie man sie
einrichten soll, um zusammen leben zu können. In den
Köpfen der Staatsmänner, wenn sie auch nicht das letzte
Wort haben werden, lebt schon der Grundriss, auf dem
sich das neue Gebäude der Menschheit erheben soll. Was
bisher Fragment war und nur in wenigen Köpfen utopischen
Ausdruck fand, wird gebunden werden und sich organisch
entfalten. Mit Tod, Bankerott und Verderben rückt für Deutsch-
land das erste politische Freiheitserlebnis umfassenden Sinnes
heran, seit die christliche Korporationsidee Europa verloren
ging. Sind aber erst die Wände gefallen, die heute das deutsche
Volk noch im Ghetto halten, hat die Nation erst in einem
elementaren Ausbruch von Enthusiasmus die Ketten zer-
rissen, die heute noch ihre Menschlichkeit lähmen, so wer-

Kriegsschuld, zu der das Uebergewicht einer gewalttätig-
verschlagenen Kaste führte, verspricht, die gefährlichen
Atavismen hinwegzuräumen. Die Einordnung Deutschlands
in eine Liga der europäischen Völker ist eine unabweisbare
Forderung. Mit stürmischem Nachdruck muss sie erhoben
werden. Wozu die Nation selbst zu träge und ihre Geister
nicht stark genug waren: die Isolation zu sprengen, in die
sich Deutschland drohend und eigensinnig begab: heute
müssen die Nachbarvölker erzwingen, dass der veraltete
Unfug des Waffenspektakels für alle Zeiten beseitigt werde.

Die Einreihung Deutschlands! Hier zeigt sich endlich die
Einheitsidee, die Heilung, Grösse und Demut verbürgt. Das
deutsche Volk soll die Augen öffnen. Sein Vorteil wird
sein, dass es mit Schmerzen, Unglück und Opfern geschla-
gen wird. So wird es die Kraft in sich finden, zu fallen
und aufzuerstehen. Wir verlangen die Demokratie. Der
politische Geist ist der ordnende Geist. Keine Phrasen und
Umschweife sollen mehr gelten. Deutschland ist schuldig
und muss seine Schuld bekennen, soll sich der Aufbau
Europas vollziehen. Die Proklamation neuer Menschen- und
Nationalitätenrechte beendet den Krieg. Nicht mehr um Me-
taphysik — es handelt sich um die Erde und wie man sie
einrichten soll, um zusammen leben zu können. In den
Köpfen der Staatsmänner, wenn sie auch nicht das letzte
Wort haben werden, lebt schon der Grundriss, auf dem
sich das neue Gebäude der Menschheit erheben soll. Was
bisher Fragment war und nur in wenigen Köpfen utopischen
Ausdruck fand, wird gebunden werden und sich organisch
entfalten. Mit Tod, Bankerott und Verderben rückt für Deutsch-
land das erste politische Freiheitserlebnis umfassenden Sinnes
heran, seit die christliche Korporationsidee Europa verloren
ging. Sind aber erst die Wände gefallen, die heute das deutsche
Volk noch im Ghetto halten, hat die Nation erst in einem
elementaren Ausbruch von Enthusiasmus die Ketten zer-
rissen, die heute noch ihre Menschlichkeit lähmen, so wer-

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[7/0015] Kriegsschuld, zu der das Uebergewicht einer gewalttätig- verschlagenen Kaste führte, verspricht, die gefährlichen Atavismen hinwegzuräumen. Die Einordnung Deutschlands in eine Liga der europäischen Völker ist eine unabweisbare Forderung. Mit stürmischem Nachdruck muss sie erhoben werden. Wozu die Nation selbst zu träge und ihre Geister nicht stark genug waren: die Isolation zu sprengen, in die sich Deutschland drohend und eigensinnig begab: heute müssen die Nachbarvölker erzwingen, dass der veraltete Unfug des Waffenspektakels für alle Zeiten beseitigt werde. Die Einreihung Deutschlands! Hier zeigt sich endlich die Einheitsidee, die Heilung, Grösse und Demut verbürgt. Das deutsche Volk soll die Augen öffnen. Sein Vorteil wird sein, dass es mit Schmerzen, Unglück und Opfern geschla- gen wird. So wird es die Kraft in sich finden, zu fallen und aufzuerstehen. Wir verlangen die Demokratie. Der politische Geist ist der ordnende Geist. Keine Phrasen und Umschweife sollen mehr gelten. Deutschland ist schuldig und muss seine Schuld bekennen, soll sich der Aufbau Europas vollziehen. Die Proklamation neuer Menschen- und Nationalitätenrechte beendet den Krieg. Nicht mehr um Me- taphysik — es handelt sich um die Erde und wie man sie einrichten soll, um zusammen leben zu können. In den Köpfen der Staatsmänner, wenn sie auch nicht das letzte Wort haben werden, lebt schon der Grundriss, auf dem sich das neue Gebäude der Menschheit erheben soll. Was bisher Fragment war und nur in wenigen Köpfen utopischen Ausdruck fand, wird gebunden werden und sich organisch entfalten. Mit Tod, Bankerott und Verderben rückt für Deutsch- land das erste politische Freiheitserlebnis umfassenden Sinnes heran, seit die christliche Korporationsidee Europa verloren ging. Sind aber erst die Wände gefallen, die heute das deutsche Volk noch im Ghetto halten, hat die Nation erst in einem elementaren Ausbruch von Enthusiasmus die Ketten zer- rissen, die heute noch ihre Menschlichkeit lähmen, so wer-

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/15>, abgerufen am 23.11.2024.