Gott hat jedem Menschen ein Ideal, Vorbild von Güte und Grösse eingegraben, dem er sein ganzes Leben durch nachleben und sich ihm nachbilden soll, das sich aber in dem Verhältnisse, in dem er sich ihm nähert, erweitert und vergrössert: denn wer hienieden hat wohl sich selbst er- reicht" 29)? Er glaubt, "dass das sicherste Verhinderungsmittel alles Bösen nicht die Steinernen Tafeln allein, sondern ein lebendiger Enthusiasmus fürs Gute ist". Er lebt nach der Maxime "wo immer ein Wesen meiner Art sich mir nähert, erkenne ich dasselbe Prinzip in ihm, dieselbe Natur; und die (erkannte) Vernunftsympathie (und keine bloss gefühlte) sei das Schibboleth, an dem sich Menschen und Menschen unter den übrigen Naturwesen suchen, finden, erkennen, vereinen und lieben" 30).
So kommt er zu seinem Fahneneid auf die Wahrheit, "fernher den Gedanken des Allmächtigen nachzudenken, mich seiner, der himmlischen Vernunft, zu fügen" 31). Und so türmen sich in einem Impetus philosophicus für das Weihnachtsfest die herrlichen Sätze: "Was zanken doch unsere grossen Chaldäer, Sternseher, Wahrsager und Zeichen- deuter um diesen göttlichen Friedensfürsten, den sie doch nicht haben. Er ist zu Bethlehem und nicht zu Babel", er ist "im zerknirschten, demütigen Geist und zerbrochenen Herzen, nicht aber in ihrem Gehirn, Büchern und hohen Schulen" 32).
Tiefe Heiligkeit verbindet ihn mit Thomas von Aquin und Franziskus, mit den grossen Mystikern des Mittelalters und Jakob Böhme. Aber auch mit Pascal und d'Aurevilly und den Slavophilen Samarin und Chomjakow 33). Er ist der einzige christliche Philosoph grossen Stiles, den Deutsch- land gehabt hat, doch ersetzt er -- die Neuausgabe seiner Schriften wird es zeigen --, ganze Schulen und Genera- tionen. Er kann, wenn nur die Jugend ihn verstehen will, zum Magnetberg werden, der einem ganzen Volke das Eisen aus den Händen windet. In Gott sah er die Ursozietät.
Gott hat jedem Menschen ein Ideal, Vorbild von Güte und Grösse eingegraben, dem er sein ganzes Leben durch nachleben und sich ihm nachbilden soll, das sich aber in dem Verhältnisse, in dem er sich ihm nähert, erweitert und vergrössert: denn wer hienieden hat wohl sich selbst er- reicht“ 29)? Er glaubt, „dass das sicherste Verhinderungsmittel alles Bösen nicht die Steinernen Tafeln allein, sondern ein lebendiger Enthusiasmus fürs Gute ist“. Er lebt nach der Maxime „wo immer ein Wesen meiner Art sich mir nähert, erkenne ich dasselbe Prinzip in ihm, dieselbe Natur; und die (erkannte) Vernunftsympathie (und keine bloss gefühlte) sei das Schibboleth, an dem sich Menschen und Menschen unter den übrigen Naturwesen suchen, finden, erkennen, vereinen und lieben“ 30).
So kommt er zu seinem Fahneneid auf die Wahrheit, „fernher den Gedanken des Allmächtigen nachzudenken, mich seiner, der himmlischen Vernunft, zu fügen“ 31). Und so türmen sich in einem Impetus philosophicus für das Weihnachtsfest die herrlichen Sätze: „Was zanken doch unsere grossen Chaldäer, Sternseher, Wahrsager und Zeichen- deuter um diesen göttlichen Friedensfürsten, den sie doch nicht haben. Er ist zu Bethlehem und nicht zu Babel“, er ist „im zerknirschten, demütigen Geist und zerbrochenen Herzen, nicht aber in ihrem Gehirn, Büchern und hohen Schulen“ 32).
Tiefe Heiligkeit verbindet ihn mit Thomas von Aquin und Franziskus, mit den grossen Mystikern des Mittelalters und Jakob Böhme. Aber auch mit Pascal und d'Aurevilly und den Slavophilen Samarin und Chomjakow 33). Er ist der einzige christliche Philosoph grossen Stiles, den Deutsch- land gehabt hat, doch ersetzt er — die Neuausgabe seiner Schriften wird es zeigen —, ganze Schulen und Genera- tionen. Er kann, wenn nur die Jugend ihn verstehen will, zum Magnetberg werden, der einem ganzen Volke das Eisen aus den Händen windet. In Gott sah er die Ursozietät.
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Gott hat jedem Menschen ein Ideal, Vorbild von Güte
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nachleben und sich ihm nachbilden soll, das sich aber in
dem Verhältnisse, in dem er sich ihm nähert, erweitert und
vergrössert: denn wer hienieden hat wohl sich selbst er-
reicht“
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alles Bösen nicht die Steinernen Tafeln allein, sondern ein
lebendiger Enthusiasmus fürs Gute ist“. Er lebt nach der
Maxime „wo immer ein Wesen meiner Art sich mir nähert,
erkenne ich dasselbe Prinzip in ihm, dieselbe Natur; und
die (erkannte) Vernunftsympathie (und keine bloss gefühlte)
sei das Schibboleth, an dem sich Menschen und Menschen
unter den übrigen Naturwesen suchen, finden, erkennen,
vereinen und lieben“
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So kommt er zu seinem Fahneneid auf die Wahrheit,
„fernher den Gedanken des Allmächtigen nachzudenken,
mich seiner, der himmlischen Vernunft, zu fügen“
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so türmen sich in einem Impetus philosophicus für das
Weihnachtsfest die herrlichen Sätze: „Was zanken doch
unsere grossen Chaldäer, Sternseher, Wahrsager und Zeichen-
deuter um diesen göttlichen Friedensfürsten, den sie doch
nicht haben. Er ist zu Bethlehem und nicht zu Babel“, er
ist „im zerknirschten, demütigen Geist und zerbrochenen
Herzen, nicht aber in ihrem Gehirn, Büchern und hohen
Schulen“
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Tiefe Heiligkeit verbindet ihn mit Thomas von Aquin
und Franziskus, mit den grossen Mystikern des Mittelalters
und Jakob Böhme. Aber auch mit Pascal und d'Aurevilly
und den Slavophilen Samarin und Chomjakow
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der einzige christliche Philosoph grossen Stiles, den Deutsch-
land gehabt hat, doch ersetzt er — die Neuausgabe seiner
Schriften wird es zeigen —, ganze Schulen und Genera-
tionen. Er kann, wenn nur die Jugend ihn verstehen will,
zum Magnetberg werden, der einem ganzen Volke das
Eisen aus den Händen windet. In Gott sah er die Ursozietät.
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/148>, abgerufen am 27.11.2024.
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