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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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weilt mich geradezu, nur darf man aber deshalb doch
nicht so tun, als ob das schon selbstverständlich wäre! Ich
kenne Frauen in meinem Alter, das hat ja mit dem Alter
überhaupt nichts zu tun, sondern innerlich, ich bin inner-
lich darüber hinaus -- wenn Sie wollen: auch indisch!
(Lehnt sich malerisch zurück.) Auch ich kenne den Pfad der
Erkenntnis, den Pfad zu den höheren Ebenen -- (Ton-
wechsel; ganz konversationell.)
Sie haben sich doch gewiß
auch mit Theosophie beschäftigt?
Fidelis. Nur ganz obenhin. Aber ich verstehe den
Jargon ungefähr.
Eva (fängt zu lachen an). Nicht wahr, bis man sich nur die
Namen alle merkt! Die "goldene Kette Homers" und der
"Ring des Plato" und das "Alkahest", nein gräßlich!
Ich helfe mir damit, daß ich bei jeder Gelegenheit einfach
erkläre: Astral! (Noch mehr lachend.) Aber da müßten
Sie die Weiber hören, an Kunos Abenden! Wenn die
erst anfangen, magisch zu werden --!
Fidelis. Da spielt wohl bei manchen auch ein bißchen
Verliebtheit mit?
Eva (sehr rasch). Bei allen! Wozu wär's denn sonst?
Fidelis (sieht sie lächelnd an). Und das macht Sie
nun --
Eva (rasch einfallend; hart). Eifersucht? (Lacht höhnisch
kurz auf.)
Und da kenn ich doch auch Kuno viel zu gut!
Machen Sie nicht so ein ungläubiges Gesicht! Kuno, nein.
Und diese Weiber erwarten ja doch auch alle das Wun-
der! Das weiß er. Und Wunder, nein. -- (Ungedul-
dig, nervös.)
Ach Sie müßten das ja nur einmal sehen,
dieses Getue! Das ganze Haus riecht nach Verzückung
weilt mich geradezu, nur darf man aber deshalb doch
nicht ſo tun, als ob das ſchon ſelbſtverſtändlich wäre! Ich
kenne Frauen in meinem Alter, das hat ja mit dem Alter
überhaupt nichts zu tun, ſondern innerlich, ich bin inner-
lich darüber hinaus — wenn Sie wollen: auch indiſch!
(Lehnt ſich maleriſch zuruͤck.) Auch ich kenne den Pfad der
Erkenntnis, den Pfad zu den höheren Ebenen — (Ton-
wechſel; ganz konverſationell.)
Sie haben ſich doch gewiß
auch mit Theoſophie beſchäftigt?
Fidelis. Nur ganz obenhin. Aber ich verſtehe den
Jargon ungefähr.
Eva (faͤngt zu lachen an). Nicht wahr, bis man ſich nur die
Namen alle merkt! Die „goldene Kette Homers“ und der
„Ring des Plato“ und das „Alkaheſt“, nein gräßlich!
Ich helfe mir damit, daß ich bei jeder Gelegenheit einfach
erkläre: Aſtral! (Noch mehr lachend.) Aber da müßten
Sie die Weiber hören, an Kunos Abenden! Wenn die
erſt anfangen, magiſch zu werden —!
Fidelis. Da ſpielt wohl bei manchen auch ein bißchen
Verliebtheit mit?
Eva (ſehr raſch). Bei allen! Wozu wär's denn ſonſt?
Fidelis (ſieht ſie laͤchelnd an). Und das macht Sie
nun —
Eva (raſch einfallend; hart). Eiferſucht? (Lacht hoͤhniſch
kurz auf.)
Und da kenn ich doch auch Kuno viel zu gut!
Machen Sie nicht ſo ein ungläubiges Geſicht! Kuno, nein.
Und dieſe Weiber erwarten ja doch auch alle das Wun-
der! Das weiß er. Und Wunder, nein. — (Ungedul-
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[76/0082] weilt mich geradezu, nur darf man aber deshalb doch nicht ſo tun, als ob das ſchon ſelbſtverſtändlich wäre! Ich kenne Frauen in meinem Alter, das hat ja mit dem Alter überhaupt nichts zu tun, ſondern innerlich, ich bin inner- lich darüber hinaus — wenn Sie wollen: auch indiſch! (Lehnt ſich maleriſch zuruͤck.) Auch ich kenne den Pfad der Erkenntnis, den Pfad zu den höheren Ebenen — (Ton- wechſel; ganz konverſationell.) Sie haben ſich doch gewiß auch mit Theoſophie beſchäftigt? Fidelis. Nur ganz obenhin. Aber ich verſtehe den Jargon ungefähr. Eva (faͤngt zu lachen an). Nicht wahr, bis man ſich nur die Namen alle merkt! Die „goldene Kette Homers“ und der „Ring des Plato“ und das „Alkaheſt“, nein gräßlich! Ich helfe mir damit, daß ich bei jeder Gelegenheit einfach erkläre: Aſtral! (Noch mehr lachend.) Aber da müßten Sie die Weiber hören, an Kunos Abenden! Wenn die erſt anfangen, magiſch zu werden —! Fidelis. Da ſpielt wohl bei manchen auch ein bißchen Verliebtheit mit? Eva (ſehr raſch). Bei allen! Wozu wär's denn ſonſt? Fidelis (ſieht ſie laͤchelnd an). Und das macht Sie nun — Eva (raſch einfallend; hart). Eiferſucht? (Lacht hoͤhniſch kurz auf.) Und da kenn ich doch auch Kuno viel zu gut! Machen Sie nicht ſo ein ungläubiges Geſicht! Kuno, nein. Und dieſe Weiber erwarten ja doch auch alle das Wun- der! Das weiß er. Und Wunder, nein. — (Ungedul- dig, nervoͤs.) Ach Sie müßten das ja nur einmal ſehen, dieſes Getue! Das ganze Haus riecht nach Verzückung

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/82>, abgerufen am 26.11.2024.