Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913. Justine (wendet sich achselzuckend von ihm ab; durch die Türe rechts vom Glasschrank ab). Fidelis (blickt ihr nach, geht dann langsam an das zweite Fenster links, bleibt hier stehen, wendet sich plötzlich um, geht rasch zur zweiten Türe rechts, will schon öffnen, öffnet aber nicht, steht an der Türe nachdenklich, geht langsam zum ovalen Tisch rechts, stopft sich hier eine kleine englische Holz- pfeife, zündet sie an, und setzt sich). Luz (durch die zweite Türe rechts; in einem weiten, losen Hauskleid; geht, die beiden Hände flach an die Schläfen ge- preßt, zum Lehnstuhl hinter dem ovalen Tisch; leise). Ich muß es dir sagen. Ich werde sonst noch verrückt! Ich kann einfach nicht mehr. (Mit einem traurigen Lächeln; zärtlich.) Armer Fidl! Ich werde dir sehr weh tun müssen. Fidelis (ruhig rauchend). Ich halte schon einen Puff aus. Luz (vor sich hin; leise). Ich kann ja nichts dafür. Ich bin nicht schuld. Das war gar nicht ich, das ist ein mir ganz fremdes Geschöpf, ich weiß nicht, aber es ist stärker als ich, es macht mit mir, was es will, und wenn du mir nicht hilfst, Fidl --! Du mußt mir hel- fen! Ich bin verloren, wenn du mir nicht hilfst! Fidelis (immer ganz ruhig). Ich will dir gern helfen, das weißt du doch. Luz (den Ton wechselnd; laut, erbittert, heftig). Glaub doch das nicht! Nein! Mir kann niemand mehr helfen! (Schüttelt sich, geht zur Sitzbank links und bleibt dort stehen, starr vor sich hin ins Leere blickend.) Fidelis (nach einer Pause). Du wolltest mir erzählen. Juſtine (wendet ſich achſelzuckend von ihm ab; durch die Tuͤre rechts vom Glasſchrank ab). Fidelis (blickt ihr nach, geht dann langſam an das zweite Fenſter links, bleibt hier ſtehen, wendet ſich ploͤtzlich um, geht raſch zur zweiten Tuͤre rechts, will ſchon oͤffnen, oͤffnet aber nicht, ſteht an der Tuͤre nachdenklich, geht langſam zum ovalen Tiſch rechts, ſtopft ſich hier eine kleine engliſche Holz- pfeife, zuͤndet ſie an, und ſetzt ſich). Luz (durch die zweite Tuͤre rechts; in einem weiten, loſen Hauskleid; geht, die beiden Haͤnde flach an die Schlaͤfen ge- preßt, zum Lehnſtuhl hinter dem ovalen Tiſch; leiſe). Ich muß es dir ſagen. Ich werde ſonſt noch verrückt! Ich kann einfach nicht mehr. (Mit einem traurigen Laͤcheln; zaͤrtlich.) Armer Fidl! Ich werde dir ſehr weh tun müſſen. Fidelis (ruhig rauchend). Ich halte ſchon einen Puff aus. Luz (vor ſich hin; leiſe). Ich kann ja nichts dafür. Ich bin nicht ſchuld. Das war gar nicht ich, das iſt ein mir ganz fremdes Geſchöpf, ich weiß nicht, aber es iſt ſtärker als ich, es macht mit mir, was es will, und wenn du mir nicht hilfſt, Fidl —! Du mußt mir hel- fen! Ich bin verloren, wenn du mir nicht hilfſt! Fidelis (immer ganz ruhig). Ich will dir gern helfen, das weißt du doch. Luz (den Ton wechſelnd; laut, erbittert, heftig). Glaub doch das nicht! Nein! Mir kann niemand mehr helfen! (Schuͤttelt ſich, geht zur Sitzbank links und bleibt dort ſtehen, ſtarr vor ſich hin ins Leere blickend.) Fidelis (nach einer Pauſe). Du wollteſt mir erzählen. <TEI> <text> <body> <div type="act"> <pb facs="#f0044" n="41"/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(wendet ſich achſelzuckend von ihm ab; durch<lb/> die Tuͤre rechts vom Glasſchrank ab).</stage> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(blickt ihr nach, geht dann langſam an das zweite<lb/> Fenſter links, bleibt hier ſtehen, wendet ſich ploͤtzlich um,<lb/> geht raſch zur zweiten Tuͤre rechts, will ſchon oͤffnen, oͤffnet<lb/> aber nicht, ſteht an der Tuͤre nachdenklich, geht langſam zum<lb/> ovalen Tiſch rechts, ſtopft ſich hier eine kleine engliſche Holz-<lb/> pfeife, zuͤndet ſie an, und ſetzt ſich).</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(durch die zweite Tuͤre rechts; in einem weiten, loſen<lb/> Hauskleid; geht, die beiden Haͤnde flach an die Schlaͤfen ge-<lb/> preßt, zum Lehnſtuhl hinter dem ovalen Tiſch; leiſe).</stage> <p>Ich<lb/> muß es dir ſagen. Ich werde ſonſt noch verrückt! Ich<lb/> kann einfach nicht mehr. <stage>(Mit einem traurigen Laͤcheln;<lb/> zaͤrtlich.)</stage> Armer Fidl! Ich werde dir ſehr weh tun<lb/> müſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(ruhig rauchend).</stage> <p>Ich halte ſchon einen Puff<lb/> aus.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(vor ſich hin; leiſe).</stage> <p>Ich kann ja nichts dafür.<lb/> Ich bin nicht ſchuld. Das war gar nicht ich, das iſt<lb/> ein mir ganz fremdes Geſchöpf, ich weiß nicht, aber es<lb/> iſt ſtärker als ich, es macht mit mir, was es will, und<lb/> wenn du mir nicht hilfſt, Fidl —! Du mußt mir hel-<lb/> fen! Ich bin verloren, wenn du mir nicht hilfſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(immer ganz ruhig).</stage> <p>Ich will dir gern helfen,<lb/> das weißt du doch.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(den Ton wechſelnd; laut, erbittert, heftig).</stage> <p>Glaub<lb/> doch das nicht! Nein! Mir kann niemand mehr helfen!<lb/><stage>(Schuͤttelt ſich, geht zur Sitzbank links und bleibt dort ſtehen,<lb/> ſtarr vor ſich hin ins Leere blickend.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(nach einer Pauſe).</stage> <p>Du wollteſt mir erzählen.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [41/0044]
Juſtine (wendet ſich achſelzuckend von ihm ab; durch
die Tuͤre rechts vom Glasſchrank ab).
Fidelis (blickt ihr nach, geht dann langſam an das zweite
Fenſter links, bleibt hier ſtehen, wendet ſich ploͤtzlich um,
geht raſch zur zweiten Tuͤre rechts, will ſchon oͤffnen, oͤffnet
aber nicht, ſteht an der Tuͤre nachdenklich, geht langſam zum
ovalen Tiſch rechts, ſtopft ſich hier eine kleine engliſche Holz-
pfeife, zuͤndet ſie an, und ſetzt ſich).
Luz (durch die zweite Tuͤre rechts; in einem weiten, loſen
Hauskleid; geht, die beiden Haͤnde flach an die Schlaͤfen ge-
preßt, zum Lehnſtuhl hinter dem ovalen Tiſch; leiſe). Ich
muß es dir ſagen. Ich werde ſonſt noch verrückt! Ich
kann einfach nicht mehr. (Mit einem traurigen Laͤcheln;
zaͤrtlich.) Armer Fidl! Ich werde dir ſehr weh tun
müſſen.
Fidelis (ruhig rauchend). Ich halte ſchon einen Puff
aus.
Luz (vor ſich hin; leiſe). Ich kann ja nichts dafür.
Ich bin nicht ſchuld. Das war gar nicht ich, das iſt
ein mir ganz fremdes Geſchöpf, ich weiß nicht, aber es
iſt ſtärker als ich, es macht mit mir, was es will, und
wenn du mir nicht hilfſt, Fidl —! Du mußt mir hel-
fen! Ich bin verloren, wenn du mir nicht hilfſt!
Fidelis (immer ganz ruhig). Ich will dir gern helfen,
das weißt du doch.
Luz (den Ton wechſelnd; laut, erbittert, heftig). Glaub
doch das nicht! Nein! Mir kann niemand mehr helfen!
(Schuͤttelt ſich, geht zur Sitzbank links und bleibt dort ſtehen,
ſtarr vor ſich hin ins Leere blickend.)
Fidelis (nach einer Pauſe). Du wollteſt mir erzählen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |