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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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genommen. -- Ich war sehr unglücklich, jetzt aber hab ich
nicht einmal das mehr, jetzt bin ich ... wie ganz ausge-
löscht. -- Ich saß in meinem Zimmer drin, saß so da,
wartete, wartete -- nein, nichts, es kam nichts, ich sagte
mir: du mußt doch jetzt was empfinden, irgendwas! Aber
nein, nichts. -- Was soll denn also mit mir sein? Was
wird geschehen?
Fidelis (langsam, ganz ruhig, mit dem Ton auf dem zweiten
Wort).
Was willst du, daß geschehen soll?
Luz (müde). Das frag ich ja eben. Darauf warte ich.
Fidelis (leise). Du bist doch frei, du kannst entscheiden.
Luz (ganz leise). Ich weiß es aber nicht. -- Ich weiß
nicht, was mit mir sein wird.
Fidelis (nach einer kleinen Pause; langsam, ganz leise).
Du ... liebst ihn doch --?
Luz (nach einer kleinen Pause; die Augen schließend, ganz
leise, kurz, fast gleichgültig).
Das weiß ich eben auch nicht
mehr ... glaub ich. -- (Die Augen wieder öffnend; trau-
rig, müde.)
Ihr hättet es nicht mir überlassen sollen! Da
werd ich nun so herumgestoßen! -- (Wendet sich nun im
Stuhl halb zu Fidelis um; den Ton wechselnd, lauter, fast
ungeduldig.)
Ich weiß es ja nicht! -- Ich sagte mir auch,
als ich in meinem Zimmer saß und wartete, wartete --
ich sagte mir auch: du liebst ihn doch? (In einem Ton
der Enttäuschung; achselzuckend.)
Aber ich weiß nicht. Ich
weiß ja jetzt gar nichts mehr. -- (In einem ganz ruhigen,
ganz sachlichen Ton.)
Siehst du, das ist das Entsetzliche.
Fidelis (trocken; mit dem Ton auf dem zweiten Wort).
Du mußt ihn aber ja nicht lieben.
Luz (traurig, müde). Ich wollte nur, daß ich irgend
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genommen. — Ich war ſehr unglücklich, jetzt aber hab ich
nicht einmal das mehr, jetzt bin ich ... wie ganz ausge-
löſcht. — Ich ſaß in meinem Zimmer drin, ſaß ſo da,
wartete, wartete — nein, nichts, es kam nichts, ich ſagte
mir: du mußt doch jetzt was empfinden, irgendwas! Aber
nein, nichts. — Was ſoll denn alſo mit mir ſein? Was
wird geſchehen?
Fidelis (langſam, ganz ruhig, mit dem Ton auf dem zweiten
Wort).
Was willſt du, daß geſchehen ſoll?
Luz (muͤde). Das frag ich ja eben. Darauf warte ich.
Fidelis (leiſe). Du biſt doch frei, du kannſt entſcheiden.
Luz (ganz leiſe). Ich weiß es aber nicht. — Ich weiß
nicht, was mit mir ſein wird.
Fidelis (nach einer kleinen Pauſe; langſam, ganz leiſe).
Du ... liebſt ihn doch —?
Luz (nach einer kleinen Pauſe; die Augen ſchließend, ganz
leiſe, kurz, faſt gleichguͤltig).
Das weiß ich eben auch nicht
mehr ... glaub ich. — (Die Augen wieder oͤffnend; trau-
rig, muͤde.)
Ihr hättet es nicht mir überlaſſen ſollen! Da
werd ich nun ſo herumgeſtoßen! — (Wendet ſich nun im
Stuhl halb zu Fidelis um; den Ton wechſelnd, lauter, faſt
ungeduldig.)
Ich weiß es ja nicht! — Ich ſagte mir auch,
als ich in meinem Zimmer ſaß und wartete, wartete —
ich ſagte mir auch: du liebſt ihn doch? (In einem Ton
der Enttaͤuſchung; achſelzuckend.)
Aber ich weiß nicht. Ich
weiß ja jetzt gar nichts mehr. — (In einem ganz ruhigen,
ganz ſachlichen Ton.)
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[131/0140] genommen. — Ich war ſehr unglücklich, jetzt aber hab ich nicht einmal das mehr, jetzt bin ich ... wie ganz ausge- löſcht. — Ich ſaß in meinem Zimmer drin, ſaß ſo da, wartete, wartete — nein, nichts, es kam nichts, ich ſagte mir: du mußt doch jetzt was empfinden, irgendwas! Aber nein, nichts. — Was ſoll denn alſo mit mir ſein? Was wird geſchehen? Fidelis (langſam, ganz ruhig, mit dem Ton auf dem zweiten Wort). Was willſt du, daß geſchehen ſoll? Luz (muͤde). Das frag ich ja eben. Darauf warte ich. Fidelis (leiſe). Du biſt doch frei, du kannſt entſcheiden. Luz (ganz leiſe). Ich weiß es aber nicht. — Ich weiß nicht, was mit mir ſein wird. Fidelis (nach einer kleinen Pauſe; langſam, ganz leiſe). Du ... liebſt ihn doch —? Luz (nach einer kleinen Pauſe; die Augen ſchließend, ganz leiſe, kurz, faſt gleichguͤltig). Das weiß ich eben auch nicht mehr ... glaub ich. — (Die Augen wieder oͤffnend; trau- rig, muͤde.) Ihr hättet es nicht mir überlaſſen ſollen! Da werd ich nun ſo herumgeſtoßen! — (Wendet ſich nun im Stuhl halb zu Fidelis um; den Ton wechſelnd, lauter, faſt ungeduldig.) Ich weiß es ja nicht! — Ich ſagte mir auch, als ich in meinem Zimmer ſaß und wartete, wartete — ich ſagte mir auch: du liebſt ihn doch? (In einem Ton der Enttaͤuſchung; achſelzuckend.) Aber ich weiß nicht. Ich weiß ja jetzt gar nichts mehr. — (In einem ganz ruhigen, ganz ſachlichen Ton.) Siehſt du, das iſt das Entſetzliche. Fidelis (trocken; mit dem Ton auf dem zweiten Wort). Du mußt ihn aber ja nicht lieben. Luz (traurig, muͤde). Ich wollte nur, daß ich irgend 9*

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/140>, abgerufen am 04.12.2024.