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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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liegt aber am Rande des Keimes. Eine Folge davon ist, dass der Embryo zuerst im
horizontalen Durchschnitte des Eies sich befindet, wenn der Keimrand die Hälfte
des Dotters erreicht hat, und allmählig mehr nach unten kommt, ohne doch je-
mals ganz umgekehrt zu liegen. Es wäre sehr möglich, dass in den grobkörnigen
Eiern, wie die der Störe, in denen wahrscheinlich eine körnerlose Centralhöhe
seyn wird, der Embryo seinen Rücken nach oben kehrt. Nach Baumgärtner
(Beobachtungen über die Nerven und das Blut S. 13.) ist es schon bei den Forellen
so, wenigstens sagt dieser Beobachter es von der ersten Zeit bestimmt. Auf jeden
Fall lehren schon die oben genannten Fische, dass das Lagen-Verhältniss des Em-
bryo zur Aussenwelt wohl nur von geringer Bedeutung ist, -- nur eine unmittel-
bare Folge vom Baue der Eier.

Je weiter der Embryo sich ausbildet, um desto mehr wird die gesammte Ge-
stalt des Eies durch die Ausbildung des Embryo bestimmt. Allein nach dem ur-
sprünglichen Verhältnisse des Keimes zur Dottermasse ist auch die künftige Form
verschieden. Wo die Dottermasse gering und die gesammte Dotterkugel bald
vom Keime überwachsen ist, wird das Ei fast so allmählig zum Embryo, wie in
den Batrachiern, und dieser erscheint nur ganz kurze Zeit wie ein gegliederter
am Dotter anliegender Halbring, indem sein Rückentheil sich hervorhebt, die
Bauchplatten aber unmittelbar um das Ei sich bilden. Wo dagegen die Dotter-
masse sehr gross ist, beharrt er lange in diesem Zustande, auch die Bauchplatten
schnüren sich dann vom Dotter ab, und wir haben daher einen Embryo mit anhän-
gendem Dottersacke. So ist es in den Selachiern und in Blennius viviparus.
Die Lachse scheinen nach Baumgärtner's Darstellung in der Mitte zu stehen.
Hier will ich gleich die Bemerkung aus einer etwas spätern Zeit hinzufügen, dass
auch in denjenigen Fischen, deren animalischer Theil sich nicht abschnürt, die
also keinen äussern Dottersack und keinen Nabel haben, dennoch das sackförmige
vegetative Blatt sich nicht wie in den Batrachiern unmittelbar in einen Darm aus-
zieht, sondern ein Theil des verdauenden Apparates in Form eines innern in der
Bauchhöhle enthaltenen Dottersackes von dem Darme abgeschnürt wird und nach
seiner Grösse, in den Karpfen und Barschen früher, in den Lachsen später schwin-
det. Es ist also hier ein Zustand schon sehr früh, der bei den Vögeln erst kurz vor
dem Austritte aus dem Ei beginnt und bald darauf endet. Aber auch bei den Fi-
schen fällt dieser Zustand mit der Enthüllung (dem Ausschlüpfen aus dem Ei) zu-
sammen, nur erfolgt die Enthüllung im Verhältniss zur Ausbildung des Embryo
sehr viel früher und ist ungefähr mit der der Batrachier gleichzeitig.

Der Kiemenwulst erschien mir viel zarter und kleiner als in den Embryonenz. Kiemen-
bildung.

der Batrachier. Er theilt sich eben so durch Spalten. Die Zahl derselben ist vier,

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liegt aber am Rande des Keimes. Eine Folge davon ist, daſs der Embryo zuerst im
horizontalen Durchschnitte des Eies sich befindet, wenn der Keimrand die Hälfte
des Dotters erreicht hat, und allmählig mehr nach unten kommt, ohne doch je-
mals ganz umgekehrt zu liegen. Es wäre sehr möglich, daſs in den grobkörnigen
Eiern, wie die der Störe, in denen wahrscheinlich eine körnerlose Centralhöhe
seyn wird, der Embryo seinen Rücken nach oben kehrt. Nach Baumgärtner
(Beobachtungen über die Nerven und das Blut S. 13.) ist es schon bei den Forellen
so, wenigstens sagt dieser Beobachter es von der ersten Zeit bestimmt. Auf jeden
Fall lehren schon die oben genannten Fische, daſs das Lagen-Verhältniſs des Em-
bryo zur Auſsenwelt wohl nur von geringer Bedeutung ist, — nur eine unmittel-
bare Folge vom Baue der Eier.

Je weiter der Embryo sich ausbildet, um desto mehr wird die gesammte Ge-
stalt des Eies durch die Ausbildung des Embryo bestimmt. Allein nach dem ur-
sprünglichen Verhältnisse des Keimes zur Dottermasse ist auch die künftige Form
verschieden. Wo die Dottermasse gering und die gesammte Dotterkugel bald
vom Keime überwachsen ist, wird das Ei fast so allmählig zum Embryo, wie in
den Batrachiern, und dieser erscheint nur ganz kurze Zeit wie ein gegliederter
am Dotter anliegender Halbring, indem sein Rückentheil sich hervorhebt, die
Bauchplatten aber unmittelbar um das Ei sich bilden. Wo dagegen die Dotter-
masse sehr groſs ist, beharrt er lange in diesem Zustande, auch die Bauchplatten
schnüren sich dann vom Dotter ab, und wir haben daher einen Embryo mit anhän-
gendem Dottersacke. So ist es in den Selachiern und in Blennius viviparus.
Die Lachse scheinen nach Baumgärtner’s Darstellung in der Mitte zu stehen.
Hier will ich gleich die Bemerkung aus einer etwas spätern Zeit hinzufügen, daſs
auch in denjenigen Fischen, deren animalischer Theil sich nicht abschnürt, die
also keinen äuſsern Dottersack und keinen Nabel haben, dennoch das sackförmige
vegetative Blatt sich nicht wie in den Batrachiern unmittelbar in einen Darm aus-
zieht, sondern ein Theil des verdauenden Apparates in Form eines innern in der
Bauchhöhle enthaltenen Dottersackes von dem Darme abgeschnürt wird und nach
seiner Gröſse, in den Karpfen und Barschen früher, in den Lachsen später schwin-
det. Es ist also hier ein Zustand schon sehr früh, der bei den Vögeln erst kurz vor
dem Austritte aus dem Ei beginnt und bald darauf endet. Aber auch bei den Fi-
schen fällt dieser Zustand mit der Enthüllung (dem Ausschlüpfen aus dem Ei) zu-
sammen, nur erfolgt die Enthüllung im Verhältniſs zur Ausbildung des Embryo
sehr viel früher und ist ungefähr mit der der Batrachier gleichzeitig.

Der Kiemenwulst erschien mir viel zarter und kleiner als in den Embryonenz. Kiemen-
bildung.

der Batrachier. Er theilt sich eben so durch Spalten. Die Zahl derselben ist vier,

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[299/0309] liegt aber am Rande des Keimes. Eine Folge davon ist, daſs der Embryo zuerst im horizontalen Durchschnitte des Eies sich befindet, wenn der Keimrand die Hälfte des Dotters erreicht hat, und allmählig mehr nach unten kommt, ohne doch je- mals ganz umgekehrt zu liegen. Es wäre sehr möglich, daſs in den grobkörnigen Eiern, wie die der Störe, in denen wahrscheinlich eine körnerlose Centralhöhe seyn wird, der Embryo seinen Rücken nach oben kehrt. Nach Baumgärtner (Beobachtungen über die Nerven und das Blut S. 13.) ist es schon bei den Forellen so, wenigstens sagt dieser Beobachter es von der ersten Zeit bestimmt. Auf jeden Fall lehren schon die oben genannten Fische, daſs das Lagen-Verhältniſs des Em- bryo zur Auſsenwelt wohl nur von geringer Bedeutung ist, — nur eine unmittel- bare Folge vom Baue der Eier. Je weiter der Embryo sich ausbildet, um desto mehr wird die gesammte Ge- stalt des Eies durch die Ausbildung des Embryo bestimmt. Allein nach dem ur- sprünglichen Verhältnisse des Keimes zur Dottermasse ist auch die künftige Form verschieden. Wo die Dottermasse gering und die gesammte Dotterkugel bald vom Keime überwachsen ist, wird das Ei fast so allmählig zum Embryo, wie in den Batrachiern, und dieser erscheint nur ganz kurze Zeit wie ein gegliederter am Dotter anliegender Halbring, indem sein Rückentheil sich hervorhebt, die Bauchplatten aber unmittelbar um das Ei sich bilden. Wo dagegen die Dotter- masse sehr groſs ist, beharrt er lange in diesem Zustande, auch die Bauchplatten schnüren sich dann vom Dotter ab, und wir haben daher einen Embryo mit anhän- gendem Dottersacke. So ist es in den Selachiern und in Blennius viviparus. Die Lachse scheinen nach Baumgärtner’s Darstellung in der Mitte zu stehen. Hier will ich gleich die Bemerkung aus einer etwas spätern Zeit hinzufügen, daſs auch in denjenigen Fischen, deren animalischer Theil sich nicht abschnürt, die also keinen äuſsern Dottersack und keinen Nabel haben, dennoch das sackförmige vegetative Blatt sich nicht wie in den Batrachiern unmittelbar in einen Darm aus- zieht, sondern ein Theil des verdauenden Apparates in Form eines innern in der Bauchhöhle enthaltenen Dottersackes von dem Darme abgeschnürt wird und nach seiner Gröſse, in den Karpfen und Barschen früher, in den Lachsen später schwin- det. Es ist also hier ein Zustand schon sehr früh, der bei den Vögeln erst kurz vor dem Austritte aus dem Ei beginnt und bald darauf endet. Aber auch bei den Fi- schen fällt dieser Zustand mit der Enthüllung (dem Ausschlüpfen aus dem Ei) zu- sammen, nur erfolgt die Enthüllung im Verhältniſs zur Ausbildung des Embryo sehr viel früher und ist ungefähr mit der der Batrachier gleichzeitig. Der Kiemenwulst erschien mir viel zarter und kleiner als in den Embryonen der Batrachier. Er theilt sich eben so durch Spalten. Die Zahl derselben ist vier, z. Kiemen- bildung. P p 2

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/309>, abgerufen am 22.11.2024.