hen, der leine seröse Bekleidung erhält. Diese Bekleidung nun wird das Herz auf seiner Wanderung mit sich nehmen, da sie auch ihm anhaftet. Aber der Raum, dessen Auskleidung ursprünglich der Herzbeutel ist, muss von der Bauch- höhle getrennt seyn, sonst würde der seröse Ueberzug des Herzens, wie der der Leber, in den Ueberzug aller andern Organe der Bauchhöhle übergehen. Nun er- innern wir uns, dass die Bauchhöhle entsteht, indem das animale Blatt sich vom vegetativen trennt, diese Trennung aber nur bis an die (Anfangs lange) Rachen- höhle reicht. Von hier ab ist die Sonderung vielmehr unterhalb der Rachen- höhle, nicht zur Seite derselben, indem das Gefässblatt sich selbstständig zum Her- zen entwickelt und unter sich einen unerfüllten Raum lässt. Wo aber die Herz- schenkel liegen, oder die spätern venösen Queerstämme, scheint gar keine Tren- nung zu erfolgen, sondern eine Scheidewand zwischen der Höhle für das Herz und Bauchhöhle zu bleiben, wie sie in den Fischen das ganze Leben hindurch verharrt. Und diese Scheidewand, ist sie nicht die erste Spur des Zwerchfelles, dessen fernere Bildungsgeschichte freilich wegen seiner Befestigung an den letzten Rippen und an den Lendenwirbeln unverständlich bleibt? wenn wir nicht die Frage aufwerfen, ob nicht die seröse Bekleidung der Bauchhöhle beim Zurück- treten des Herzens und dem Hervortreten der Lungen sich von der Wand der Bauchplatten löst, so weit sich Rippen entwickelt haben, und erst nach dieser Lö- sung oder während derselben eine muskulöse Bekleidung erhält?
Da das Herz schon mit einer Hülle in die Rumpfhöhle tritt, das Zwerch- fell aber zurückweicht, so müssen nothwendig auch die Lungen und die Räume, in die sie sich verlängern, seröse Ueberzüge erhalten.
Das Gekröse hat zwar Anfangs eine ziemlich selbstständige Bildung undll. Das Ge- kröse. die beiden Blätter desselben haben uns besonders veranlasst, eine besondere Ge- fässschicht im Embryo anzuerkennen. Allein später wird dieses Blatt mit dem Bauchfelle ziemlich identisch, und es wäre eine mikrologische und bei der ra- schen Substanz-Veränderung im Embryo nicht zu lösende Frage, ob das Zellge- webe zwischen den Gefässen des Gekröses dem ursprünglichen Gefässblatte ange- hört oder nicht? Es kommt auch auf die Beantwortung dieser Erage wenig an, da bald das Gekröse zu den serösen Häuten gezählt werden kann. Deswegen sa- gen wir an dieser Stelle noch ein Wort über dasselbe. Es ist zuerst an der Cen- trallinie des ganzen Darmes mit Einschluss des Magens grade ausgestreckt. Indem nun bald der Speisekanal sich mannigfach windet, nimmt das Gekröse daran Theil, jedoch nicht überall auf gleiche Weise. Im Allgemeinen kann man sa- gen, dass, wo die Blätter des Gekröses schon eine Strecke eng an einander liegen, es den Windungen des Darmes folgt; wo aber die Blätter von einander abstehen
hen, der leine seröse Bekleidung erhält. Diese Bekleidung nun wird das Herz auf seiner Wanderung mit sich nehmen, da sie auch ihm anhaftet. Aber der Raum, dessen Auskleidung ursprünglich der Herzbeutel ist, muſs von der Bauch- höhle getrennt seyn, sonst würde der seröse Ueberzug des Herzens, wie der der Leber, in den Ueberzug aller andern Organe der Bauchhöhle übergehen. Nun er- innern wir uns, daſs die Bauchhöhle entsteht, indem das animale Blatt sich vom vegetativen trennt, diese Trennung aber nur bis an die (Anfangs lange) Rachen- höhle reicht. Von hier ab ist die Sonderung vielmehr unterhalb der Rachen- höhle, nicht zur Seite derselben, indem das Gefäſsblatt sich selbstständig zum Her- zen entwickelt und unter sich einen unerfüllten Raum läſst. Wo aber die Herz- schenkel liegen, oder die spätern venösen Queerstämme, scheint gar keine Tren- nung zu erfolgen, sondern eine Scheidewand zwischen der Höhle für das Herz und Bauchhöhle zu bleiben, wie sie in den Fischen das ganze Leben hindurch verharrt. Und diese Scheidewand, ist sie nicht die erste Spur des Zwerchfelles, dessen fernere Bildungsgeschichte freilich wegen seiner Befestigung an den letzten Rippen und an den Lendenwirbeln unverständlich bleibt? wenn wir nicht die Frage aufwerfen, ob nicht die seröse Bekleidung der Bauchhöhle beim Zurück- treten des Herzens und dem Hervortreten der Lungen sich von der Wand der Bauchplatten löst, so weit sich Rippen entwickelt haben, und erst nach dieser Lö- sung oder während derselben eine muskulöse Bekleidung erhält?
Da das Herz schon mit einer Hülle in die Rumpfhöhle tritt, das Zwerch- fell aber zurückweicht, so müssen nothwendig auch die Lungen und die Räume, in die sie sich verlängern, seröse Ueberzüge erhalten.
Das Gekröse hat zwar Anfangs eine ziemlich selbstständige Bildung undll. Das Ge- kröse. die beiden Blätter desselben haben uns besonders veranlaſst, eine besondere Ge- fäſsschicht im Embryo anzuerkennen. Allein später wird dieses Blatt mit dem Bauchfelle ziemlich identisch, und es wäre eine mikrologische und bei der ra- schen Substanz-Veränderung im Embryo nicht zu lösende Frage, ob das Zellge- webe zwischen den Gefäſsen des Gekröses dem ursprünglichen Gefäſsblatte ange- hört oder nicht? Es kommt auch auf die Beantwortung dieser Erage wenig an, da bald das Gekröse zu den serösen Häuten gezählt werden kann. Deswegen sa- gen wir an dieser Stelle noch ein Wort über dasselbe. Es ist zuerst an der Cen- trallinie des ganzen Darmes mit Einschluſs des Magens grade ausgestreckt. Indem nun bald der Speisekanal sich mannigfach windet, nimmt das Gekröse daran Theil, jedoch nicht überall auf gleiche Weise. Im Allgemeinen kann man sa- gen, daſs, wo die Blätter des Gekröses schon eine Strecke eng an einander liegen, es den Windungen des Darmes folgt; wo aber die Blätter von einander abstehen
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hen, der leine seröse Bekleidung erhält. Diese Bekleidung nun wird das Herz
auf seiner Wanderung mit sich nehmen, da sie auch ihm anhaftet. Aber der
Raum, dessen Auskleidung ursprünglich der Herzbeutel ist, muſs von der Bauch-
höhle getrennt seyn, sonst würde der seröse Ueberzug des Herzens, wie der der
Leber, in den Ueberzug aller andern Organe der Bauchhöhle übergehen. Nun er-
innern wir uns, daſs die Bauchhöhle entsteht, indem das animale Blatt sich vom
vegetativen trennt, diese Trennung aber nur bis an die (Anfangs lange) Rachen-
höhle reicht. Von hier ab ist die Sonderung vielmehr unterhalb der Rachen-
höhle, nicht zur Seite derselben, indem das Gefäſsblatt sich selbstständig zum Her-
zen entwickelt und unter sich einen unerfüllten Raum läſst. Wo aber die Herz-
schenkel liegen, oder die spätern venösen Queerstämme, scheint gar keine Tren-
nung zu erfolgen, sondern eine Scheidewand zwischen der Höhle für das Herz
und Bauchhöhle zu bleiben, wie sie in den Fischen das ganze Leben hindurch
verharrt. Und diese Scheidewand, ist sie nicht die erste Spur des Zwerchfelles,
dessen fernere Bildungsgeschichte freilich wegen seiner Befestigung an den letzten
Rippen und an den Lendenwirbeln unverständlich bleibt? wenn wir nicht die
Frage aufwerfen, ob nicht die seröse Bekleidung der Bauchhöhle beim Zurück-
treten des Herzens und dem Hervortreten der Lungen sich von der Wand der
Bauchplatten löst, so weit sich Rippen entwickelt haben, und erst nach dieser Lö-
sung oder während derselben eine muskulöse Bekleidung erhält?
Da das Herz schon mit einer Hülle in die Rumpfhöhle tritt, das Zwerch-
fell aber zurückweicht, so müssen nothwendig auch die Lungen und die Räume,
in die sie sich verlängern, seröse Ueberzüge erhalten.
Das Gekröse hat zwar Anfangs eine ziemlich selbstständige Bildung und
die beiden Blätter desselben haben uns besonders veranlaſst, eine besondere Ge-
fäſsschicht im Embryo anzuerkennen. Allein später wird dieses Blatt mit dem
Bauchfelle ziemlich identisch, und es wäre eine mikrologische und bei der ra-
schen Substanz-Veränderung im Embryo nicht zu lösende Frage, ob das Zellge-
webe zwischen den Gefäſsen des Gekröses dem ursprünglichen Gefäſsblatte ange-
hört oder nicht? Es kommt auch auf die Beantwortung dieser Erage wenig an,
da bald das Gekröse zu den serösen Häuten gezählt werden kann. Deswegen sa-
gen wir an dieser Stelle noch ein Wort über dasselbe. Es ist zuerst an der Cen-
trallinie des ganzen Darmes mit Einschluſs des Magens grade ausgestreckt. Indem
nun bald der Speisekanal sich mannigfach windet, nimmt das Gekröse daran
Theil, jedoch nicht überall auf gleiche Weise. Im Allgemeinen kann man sa-
gen, daſs, wo die Blätter des Gekröses schon eine Strecke eng an einander liegen,
es den Windungen des Darmes folgt; wo aber die Blätter von einander abstehen
ll. Das Ge-
kröse.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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