Kreislaufes und er kann das Blut nicht durch Athmung umändern, da die Luft in der Lunge nicht erneuert werden kann. Die Athmung erfolgt vielmehr im Harnsacke, wie man an der höhern Röthe des Blutes in den Nabelvenen erkennt, doch ist es nur ein Theil des Blutes, das durch dieses Organ getrieben wird, der Theil, welcher durch die Nabelarterien abgeführt ist. Die Physiologen nen- nen einen solchen Kreislauf einen unvollständig doppelten.
Mit dem Auskriechen beginnt ein vollkommen doppelter Kreislauf und hier-ii. Vierte Periode. Athmung durch ein in- neres Ath- mungsorgan. durch charakterisirt sich die vierte und letzte Periode des Lebens der Vögel, das Leben ausserhalb des Eies. Indem die Lungen sich mit Luft anfüllen, ist der An- drang des Blutes durch die Lungenschlagadern sehr stark. Es geht nun aus ihnen kein Blut mehr in die Botallischen Gänge, diese schliessen sich daher rasch. Bald werden auch beide Vorkammern durch eine Scheidewand vollständig geschieden und es geht alles Körperblut durch die rechte Hälfte des Herzens in die Lungen zur Athmung und aus diesen durch die linke Hälfte des Herzens in den gesammten Körper zur Ernährung. Die Physiologen nennen diesen Kreislauf einen vollkom- men doppelten. Ja im erwachsenen Vogel kommt das Blut auch auf seinem Wege zur Ernährung nochmals durch die Luftsäcke, die fast im ganzen Leibe vertheilt sind, in Wechselwirkung mit der Luft.
Dagegen hat die Athmung durch den Harnsack aufgehört; Nabelarterien und Nabelvene schliessen sich. Die Dottersackschlagader ist ein ganz untergeordnetes Aestchen der Pfortader geworden, weil andere Aeste vom verdauenden Apparate stärker geworden sind, und schwindet endlich ganz. Nach hinten steht die Pfort- ader mit den hintern Körpervenen und also mit Zweigen der hintern Hohlvene in Verbindung durch eine am Dickdarme verlaufende bisher noch nicht genannte Vene, die ich schon ziemlich früh in der vorigen Periode sah und von der es mir schien, als ob sie um diese Zeit mehr bestimmt wäre, das Blut aus dem Gekröse nach hinten zu leiten, als umgekehrt *). Das vordere Ende der Pfortader wird aber, wie gesagt, durch Schwinden des Ductus venosus von der hintern Hohlvene geschieden.
Ich habe schon der Primordial-Nieren als auf die Umwandlung des Gefäss-kk. Primor- dial-Nieren. systems sehr wesentlich einwirkender Organe erwähnen müssen. Es gehen näm- lich den wahren und im spätern Alter bleibenden Nieren vorübergehende, ver- wandte Organe vorher, welche man Primordial-Nieren, falsche Nieren, auch für die Vögel insbesondere die Wolffischen Körper genannt hat.
Dass sie aus den Gekrösplatten, wo diese von der Wirbelsäule hinabsteigen,Taf. II. Fig. 6--8. m. sich hervorbilden, ist offenbar, allein die Art der Umbildung, welche die Ge-
*) Die erste Bildung dieser Vene ist mir noch nicht ganz klar.
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Kreislaufes und er kann das Blut nicht durch Athmung umändern, da die Luft in der Lunge nicht erneuert werden kann. Die Athmung erfolgt vielmehr im Harnsacke, wie man an der höhern Röthe des Blutes in den Nabelvenen erkennt, doch ist es nur ein Theil des Blutes, das durch dieses Organ getrieben wird, der Theil, welcher durch die Nabelarterien abgeführt ist. Die Physiologen nen- nen einen solchen Kreislauf einen unvollständig doppelten.
Mit dem Auskriechen beginnt ein vollkommen doppelter Kreislauf und hier-ii. Vierte Periode. Athmung durch ein in- neres Ath- mungsorgan. durch charakterisirt sich die vierte und letzte Periode des Lebens der Vögel, das Leben auſserhalb des Eies. Indem die Lungen sich mit Luft anfüllen, ist der An- drang des Blutes durch die Lungenschlagadern sehr stark. Es geht nun aus ihnen kein Blut mehr in die Botallischen Gänge, diese schlieſsen sich daher rasch. Bald werden auch beide Vorkammern durch eine Scheidewand vollständig geschieden und es geht alles Körperblut durch die rechte Hälfte des Herzens in die Lungen zur Athmung und aus diesen durch die linke Hälfte des Herzens in den gesammten Körper zur Ernährung. Die Physiologen nennen diesen Kreislauf einen vollkom- men doppelten. Ja im erwachsenen Vogel kommt das Blut auch auf seinem Wege zur Ernährung nochmals durch die Luftsäcke, die fast im ganzen Leibe vertheilt sind, in Wechselwirkung mit der Luft.
Dagegen hat die Athmung durch den Harnsack aufgehört; Nabelarterien und Nabelvene schlieſsen sich. Die Dottersackschlagader ist ein ganz untergeordnetes Aestchen der Pfortader geworden, weil andere Aeste vom verdauenden Apparate stärker geworden sind, und schwindet endlich ganz. Nach hinten steht die Pfort- ader mit den hintern Körpervenen und also mit Zweigen der hintern Hohlvene in Verbindung durch eine am Dickdarme verlaufende bisher noch nicht genannte Vene, die ich schon ziemlich früh in der vorigen Periode sah und von der es mir schien, als ob sie um diese Zeit mehr bestimmt wäre, das Blut aus dem Gekröse nach hinten zu leiten, als umgekehrt *). Das vordere Ende der Pfortader wird aber, wie gesagt, durch Schwinden des Ductus venosus von der hintern Hohlvene geschieden.
Ich habe schon der Primordial-Nieren als auf die Umwandlung des Gefäſs-kk. Primor- dial-Nieren. systems sehr wesentlich einwirkender Organe erwähnen müssen. Es gehen näm- lich den wahren und im spätern Alter bleibenden Nieren vorübergehende, ver- wandte Organe vorher, welche man Primordial-Nieren, falsche Nieren, auch für die Vögel insbesondere die Wolffischen Körper genannt hat.
Daſs sie aus den Gekrösplatten, wo diese von der Wirbelsäule hinabsteigen,Taf. II. Fig. 6—8. m. sich hervorbilden, ist offenbar, allein die Art der Umbildung, welche die Ge-
*) Die erste Bildung dieser Vene ist mir noch nicht ganz klar.
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Kreislaufes und er kann das Blut nicht durch Athmung umändern, da die Luft
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Harnsacke, wie man an der höhern Röthe des Blutes in den Nabelvenen erkennt,
doch ist es nur ein Theil des Blutes, das durch dieses Organ getrieben wird,
der Theil, welcher durch die Nabelarterien abgeführt ist. Die Physiologen nen-
nen einen solchen Kreislauf einen unvollständig doppelten.
Mit dem Auskriechen beginnt ein vollkommen doppelter Kreislauf und hier-
durch charakterisirt sich die vierte und letzte Periode des Lebens der Vögel, das
Leben auſserhalb des Eies. Indem die Lungen sich mit Luft anfüllen, ist der An-
drang des Blutes durch die Lungenschlagadern sehr stark. Es geht nun aus ihnen
kein Blut mehr in die Botallischen Gänge, diese schlieſsen sich daher rasch. Bald
werden auch beide Vorkammern durch eine Scheidewand vollständig geschieden
und es geht alles Körperblut durch die rechte Hälfte des Herzens in die Lungen
zur Athmung und aus diesen durch die linke Hälfte des Herzens in den gesammten
Körper zur Ernährung. Die Physiologen nennen diesen Kreislauf einen vollkom-
men doppelten. Ja im erwachsenen Vogel kommt das Blut auch auf seinem Wege
zur Ernährung nochmals durch die Luftsäcke, die fast im ganzen Leibe vertheilt
sind, in Wechselwirkung mit der Luft.
ii. Vierte
Periode.
Athmung
durch ein in-
neres Ath-
mungsorgan.
Dagegen hat die Athmung durch den Harnsack aufgehört; Nabelarterien und
Nabelvene schlieſsen sich. Die Dottersackschlagader ist ein ganz untergeordnetes
Aestchen der Pfortader geworden, weil andere Aeste vom verdauenden Apparate
stärker geworden sind, und schwindet endlich ganz. Nach hinten steht die Pfort-
ader mit den hintern Körpervenen und also mit Zweigen der hintern Hohlvene in
Verbindung durch eine am Dickdarme verlaufende bisher noch nicht genannte
Vene, die ich schon ziemlich früh in der vorigen Periode sah und von der es mir
schien, als ob sie um diese Zeit mehr bestimmt wäre, das Blut aus dem Gekröse
nach hinten zu leiten, als umgekehrt *). Das vordere Ende der Pfortader wird
aber, wie gesagt, durch Schwinden des Ductus venosus von der hintern Hohlvene
geschieden.
Ich habe schon der Primordial-Nieren als auf die Umwandlung des Gefäſs-
systems sehr wesentlich einwirkender Organe erwähnen müssen. Es gehen näm-
lich den wahren und im spätern Alter bleibenden Nieren vorübergehende, ver-
wandte Organe vorher, welche man Primordial-Nieren, falsche Nieren, auch
für die Vögel insbesondere die Wolffischen Körper genannt hat.
kk. Primor-
dial-Nieren.
Daſs sie aus den Gekrösplatten, wo diese von der Wirbelsäule hinabsteigen,
sich hervorbilden, ist offenbar, allein die Art der Umbildung, welche die Ge-
Taf. II. Fig.
6—8. m.
*) Die erste Bildung dieser Vene ist mir noch nicht ganz klar.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/157>, abgerufen am 22.07.2024.
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