beruht nur darauf, dass immer der Eingang weiter ist, als der früher gebildete, nachher in der Verengung begriffene Theil. Am Ende des dritten Tages ist auch der Theil vereugt, aus dem die Lebergänge kommen, da der Eingang nun weiter nach hinten liegt, und man sieht von der Rachenhöhle einen engen Kanal bis in die Nähe des Eingangs verlaufen, der in der Mitte kaum merklich aufzuschwellen anfängt, um die Gegend des Magens abzugrenzen, eine Abgrenzung, die aber erst am vierten Tage deutlich wird. Dasselbe gilt vom hintern Theile des Speisekanals. Wie weit der Mastdarm reicht, ist in dem gleichmässigen Kanale erst dann anzu- geben, wenn die Blinddärme hervorbrechen, was frühestens am Ende des dritten Tages erfolgt, und zwar nicht am Eingange, sondern in dem schon umschlosse- nen Theile, wo innerhalb der gleichmässigen Röhre erst dadurch ein Grenzpunkt gegeben wird.
Aus der aufgeschwollenen Gefässschicht des Speisekanals entwickeln sich im Verlaufe des dritten Tages die Lungen, die Leber, das Pankreas, die Blind- därme und der Harnsack. Alle diese Theile treten hervor, indem die Schleim- haut des Speisekanals aus der gleichmässigen Röhre sich in die Gefässschicht hin- einstülpt, und zwar alle aus dem umschlossenen Ende des Speisekanals, keine aus dem offenen Theile. Die Verschiedenheit derselben beruht nur auf geringen Modificationen der Entwickelungsweise, im Wesentlichen bleibt sie jedoch für alle gleich.
Schon nach der Mitte des dritten Tages sieht man in der Gefässschicht,s. Entwicke- lung der Lungen. welche den Speisekanal hinter der Rachenhöhle, die, wie ich bemerkt habe, schon ihre Selbstständigkeit hat und auffallend gross und auf jeder Seite von vier Spalten durchbohrt ist, stark aufgeschwollen. Die Aufschwellung reicht bis an den vordern Eingang. Ungefähr in der Mitte sieht man zwei Höckerchen von noch nicht 1/4 Linie Höhe. Nach vorn und unten verlaufen diese Höckerchen ganz allmählig in die übrige Gefässschicht ohne Grenze. Ihr hinterer Rand ist aber et- was aufgeworfen, und man sieht den aufgeworfenen Rand etwas nach oben ver- laufen, wo die Höckerchen auch ein wenig vorragen. Die Masse der Höckerchen ist völlig übereinstimmend, und auf keine Weise abgegrenzt von der Gefässschicht des Speisekanals. Jedes Höckerchen enthält eine kurze, kegelförmige Höhle, welche in den Speisekanal mündet. Die Höcker aber werden zu den Lungen, und die innern Kanäle sind die Luftröhrenäste, welche auf entgegengesetzten Sei- ten aus dem Speisekanal treten. Der Stamm der Luftröhre fehlt. Ob schon am Ende des dritten Tages beide Luftröhrenäste zusammentreten, weiss ich noch nicht. Am vierten ist kein Zweifel mehr darüber.
beruht nur darauf, daſs immer der Eingang weiter ist, als der früher gebildete, nachher in der Verengung begriffene Theil. Am Ende des dritten Tages ist auch der Theil vereugt, aus dem die Lebergänge kommen, da der Eingang nun weiter nach hinten liegt, und man sieht von der Rachenhöhle einen engen Kanal bis in die Nähe des Eingangs verlaufen, der in der Mitte kaum merklich aufzuschwellen anfängt, um die Gegend des Magens abzugrenzen, eine Abgrenzung, die aber erst am vierten Tage deutlich wird. Dasselbe gilt vom hintern Theile des Speisekanals. Wie weit der Mastdarm reicht, ist in dem gleichmäſsigen Kanale erst dann anzu- geben, wenn die Blinddärme hervorbrechen, was frühestens am Ende des dritten Tages erfolgt, und zwar nicht am Eingange, sondern in dem schon umschlosse- nen Theile, wo innerhalb der gleichmäſsigen Röhre erst dadurch ein Grenzpunkt gegeben wird.
Aus der aufgeschwollenen Gefäſsschicht des Speisekanals entwickeln sich im Verlaufe des dritten Tages die Lungen, die Leber, das Pankreas, die Blind- därme und der Harnsack. Alle diese Theile treten hervor, indem die Schleim- haut des Speisekanals aus der gleichmäſsigen Röhre sich in die Gefäſsschicht hin- einstülpt, und zwar alle aus dem umschlossenen Ende des Speisekanals, keine aus dem offenen Theile. Die Verschiedenheit derselben beruht nur auf geringen Modificationen der Entwickelungsweise, im Wesentlichen bleibt sie jedoch für alle gleich.
Schon nach der Mitte des dritten Tages sieht man in der Gefäſsschicht,s. Entwicke- lung der Lungen. welche den Speisekanal hinter der Rachenhöhle, die, wie ich bemerkt habe, schon ihre Selbstständigkeit hat und auffallend groſs und auf jeder Seite von vier Spalten durchbohrt ist, stark aufgeschwollen. Die Aufschwellung reicht bis an den vordern Eingang. Ungefähr in der Mitte sieht man zwei Höckerchen von noch nicht ¼ Linie Höhe. Nach vorn und unten verlaufen diese Höckerchen ganz allmählig in die übrige Gefäſsschicht ohne Grenze. Ihr hinterer Rand ist aber et- was aufgeworfen, und man sieht den aufgeworfenen Rand etwas nach oben ver- laufen, wo die Höckerchen auch ein wenig vorragen. Die Masse der Höckerchen ist völlig übereinstimmend, und auf keine Weise abgegrenzt von der Gefäſsschicht des Speisekanals. Jedes Höckerchen enthält eine kurze, kegelförmige Höhle, welche in den Speisekanal mündet. Die Höcker aber werden zu den Lungen, und die innern Kanäle sind die Luftröhrenäste, welche auf entgegengesetzten Sei- ten aus dem Speisekanal treten. Der Stamm der Luftröhre fehlt. Ob schon am Ende des dritten Tages beide Luftröhrenäste zusammentreten, weiſs ich noch nicht. Am vierten ist kein Zweifel mehr darüber.
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[61/0091]
beruht nur darauf, daſs immer der Eingang weiter ist, als der früher gebildete,
nachher in der Verengung begriffene Theil. Am Ende des dritten Tages ist auch
der Theil vereugt, aus dem die Lebergänge kommen, da der Eingang nun weiter
nach hinten liegt, und man sieht von der Rachenhöhle einen engen Kanal bis in
die Nähe des Eingangs verlaufen, der in der Mitte kaum merklich aufzuschwellen
anfängt, um die Gegend des Magens abzugrenzen, eine Abgrenzung, die aber erst
am vierten Tage deutlich wird. Dasselbe gilt vom hintern Theile des Speisekanals.
Wie weit der Mastdarm reicht, ist in dem gleichmäſsigen Kanale erst dann anzu-
geben, wenn die Blinddärme hervorbrechen, was frühestens am Ende des dritten
Tages erfolgt, und zwar nicht am Eingange, sondern in dem schon umschlosse-
nen Theile, wo innerhalb der gleichmäſsigen Röhre erst dadurch ein Grenzpunkt
gegeben wird.
Aus der aufgeschwollenen Gefäſsschicht des Speisekanals entwickeln sich
im Verlaufe des dritten Tages die Lungen, die Leber, das Pankreas, die Blind-
därme und der Harnsack. Alle diese Theile treten hervor, indem die Schleim-
haut des Speisekanals aus der gleichmäſsigen Röhre sich in die Gefäſsschicht hin-
einstülpt, und zwar alle aus dem umschlossenen Ende des Speisekanals, keine
aus dem offenen Theile. Die Verschiedenheit derselben beruht nur auf geringen
Modificationen der Entwickelungsweise, im Wesentlichen bleibt sie jedoch für
alle gleich.
Schon nach der Mitte des dritten Tages sieht man in der Gefäſsschicht,
welche den Speisekanal hinter der Rachenhöhle, die, wie ich bemerkt habe,
schon ihre Selbstständigkeit hat und auffallend groſs und auf jeder Seite von vier
Spalten durchbohrt ist, stark aufgeschwollen. Die Aufschwellung reicht bis an
den vordern Eingang. Ungefähr in der Mitte sieht man zwei Höckerchen von
noch nicht ¼ Linie Höhe. Nach vorn und unten verlaufen diese Höckerchen ganz
allmählig in die übrige Gefäſsschicht ohne Grenze. Ihr hinterer Rand ist aber et-
was aufgeworfen, und man sieht den aufgeworfenen Rand etwas nach oben ver-
laufen, wo die Höckerchen auch ein wenig vorragen. Die Masse der Höckerchen
ist völlig übereinstimmend, und auf keine Weise abgegrenzt von der Gefäſsschicht
des Speisekanals. Jedes Höckerchen enthält eine kurze, kegelförmige Höhle,
welche in den Speisekanal mündet. Die Höcker aber werden zu den Lungen,
und die innern Kanäle sind die Luftröhrenäste, welche auf entgegengesetzten Sei-
ten aus dem Speisekanal treten. Der Stamm der Luftröhre fehlt. Ob schon am
Ende des dritten Tages beide Luftröhrenäste zusammentreten, weiſs ich noch nicht.
Am vierten ist kein Zweifel mehr darüber.
s. Entwicke-
lung der
Lungen.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/91>, abgerufen am 16.07.2024.
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