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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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treibung endigt aber nicht sphärisch, wie im Auge, sondern, wie es scheint, ist
die äussere Fläche etwas concav. Auf jeden Fall steht der vordere Rand der Auf-
treibung nicht mehr vor, als der hintere. Die Auskleidung von Nervenmark ist
der Gehörnerv.

Von andern Nerven sah ich nichts.

Die Ausbildung des Blutsystems habe ich nicht in allen einzelnen Momen-p. Blutbil-
dung.

ten verfolgen können. Nach Pander sollen schon sehr früh unter dem serösen
Blatte dunkle Inselchen sich bilden, welche aus kleinen Kügelchen bestehen.
Gegen die 20ste Stunde soll das inselartige wieder verschwinden und die ganze
Fläche gleichförmig mit Kügelchen angefüllt seyn. Gegen die 30ste Stunde zei-
gen sich wieder zarte Risse zwischen den Kügelchen. Diese sammeln sich von
neuem zu Inseln, welche zuerst eine gelbliche Farbe annehmen, dann nach und
nach roth werden, und nun die von Wolff beschriebenen Blutinseln sind. Diese
Inseln verlängern sich, werden schmaler, greifen mit ihren Enden in einander,
und bilden ein röthliches Netz mit durchsichtigen Zwischenräumen. So entstehen
zarte Ströme röthlicher Kügelchen, die sich nach ihrer verschiedenen Dicke in
Aeste und Stämme einreihen. Der Zwischenraum zwischen diesen Strömungen
wird unterdessen durch eine zarte Haut ausgefüllt.

Ich kann über die Blutbildung nur sagen, dass in dem Gefässblatte am er-
sten Tage Bläschen entstehen, vom Bildungsgewebe zusammengehalten, dass et-
was später dunkle Körner sich zeigen, dass dann zwischen diesen Körnern Risse
sich bilden, welche die Körner wie Maschen umgeben. Den Inbegriff der Kör-
ner, welche von einer solchen Masche umgeben sind, nennt Pander eine Insel.
In den Rinnen erkennt man bald eine Strömung, welche ich jedoch nur im durch-
sichtigen Fruchthofe sehen konnte, da der Gefässhof zu dunkel ist, um so zarte
Strömungen erkennen zu lassen. Im Gefässhofe sieht man vielmehr eine Flüssig-
keit in grossen Massen sich ansammeln, sich röthen und dem blossen Auge als
Blutstropfen erscheinen, und zwar sah ich im Gefässhofe schon Blutinseln, wenn
ich im Fruchthofe noch keine Strömung entdecken konnte. Dagegen ist das, was
im Fruchthofe zuerst fliesst, ungefärbt, und es bilden sich in demselben gar keine
rothen Blutstropfen. Ja es schien mir, dass zuerst Bewegung im Herzen sich fin-
det, etwas später die Strömung in den Rinnen des Fruchthofes und zuletzt erst ein
Hinzuströmen des rothen Blutes aus dem Gefässhofe. So viel ist gewiss, dass im
Herzen einige Stunden hindurch eine ganz helle Flüssigkeit sich bewegt, die nicht
etwa nur deshalb ungefärbt erscheint, weil ihre Quantität gering ist, denn zu der-
selben Zeit sind schon rothe, oder wenigstens gelbe Blutinseln im Fruchthofe, de-
ren Durchmesser geringer ist, als die Weite des Herzens. Nicht ohne grosse Be-

treibung endigt aber nicht sphärisch, wie im Auge, sondern, wie es scheint, ist
die äuſsere Fläche etwas concav. Auf jeden Fall steht der vordere Rand der Auf-
treibung nicht mehr vor, als der hintere. Die Auskleidung von Nervenmark ist
der Gehörnerv.

Von andern Nerven sah ich nichts.

Die Ausbildung des Blutsystems habe ich nicht in allen einzelnen Momen-p. Blutbil-
dung.

ten verfolgen können. Nach Pander sollen schon sehr früh unter dem serösen
Blatte dunkle Inselchen sich bilden, welche aus kleinen Kügelchen bestehen.
Gegen die 20ste Stunde soll das inselartige wieder verschwinden und die ganze
Fläche gleichförmig mit Kügelchen angefüllt seyn. Gegen die 30ste Stunde zei-
gen sich wieder zarte Risse zwischen den Kügelchen. Diese sammeln sich von
neuem zu Inseln, welche zuerst eine gelbliche Farbe annehmen, dann nach und
nach roth werden, und nun die von Wolff beschriebenen Blutinseln sind. Diese
Inseln verlängern sich, werden schmaler, greifen mit ihren Enden in einander,
und bilden ein röthliches Netz mit durchsichtigen Zwischenräumen. So entstehen
zarte Ströme röthlicher Kügelchen, die sich nach ihrer verschiedenen Dicke in
Aeste und Stämme einreihen. Der Zwischenraum zwischen diesen Strömungen
wird unterdessen durch eine zarte Haut ausgefüllt.

Ich kann über die Blutbildung nur sagen, daſs in dem Gefäſsblatte am er-
sten Tage Bläschen entstehen, vom Bildungsgewebe zusammengehalten, daſs et-
was später dunkle Körner sich zeigen, daſs dann zwischen diesen Körnern Risse
sich bilden, welche die Körner wie Maschen umgeben. Den Inbegriff der Kör-
ner, welche von einer solchen Masche umgeben sind, nennt Pander eine Insel.
In den Rinnen erkennt man bald eine Strömung, welche ich jedoch nur im durch-
sichtigen Fruchthofe sehen konnte, da der Gefäſshof zu dunkel ist, um so zarte
Strömungen erkennen zu lassen. Im Gefäſshofe sieht man vielmehr eine Flüssig-
keit in groſsen Massen sich ansammeln, sich röthen und dem bloſsen Auge als
Blutstropfen erscheinen, und zwar sah ich im Gefäſshofe schon Blutinseln, wenn
ich im Fruchthofe noch keine Strömung entdecken konnte. Dagegen ist das, was
im Fruchthofe zuerst flieſst, ungefärbt, und es bilden sich in demselben gar keine
rothen Blutstropfen. Ja es schien mir, daſs zuerst Bewegung im Herzen sich fin-
det, etwas später die Strömung in den Rinnen des Fruchthofes und zuletzt erst ein
Hinzuströmen des rothen Blutes aus dem Gefäſshofe. So viel ist gewiſs, daſs im
Herzen einige Stunden hindurch eine ganz helle Flüssigkeit sich bewegt, die nicht
etwa nur deshalb ungefärbt erscheint, weil ihre Quantität gering ist, denn zu der-
selben Zeit sind schon rothe, oder wenigstens gelbe Blutinseln im Fruchthofe, de-
ren Durchmesser geringer ist, als die Weite des Herzens. Nicht ohne groſse Be-

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[31/0061] treibung endigt aber nicht sphärisch, wie im Auge, sondern, wie es scheint, ist die äuſsere Fläche etwas concav. Auf jeden Fall steht der vordere Rand der Auf- treibung nicht mehr vor, als der hintere. Die Auskleidung von Nervenmark ist der Gehörnerv. Von andern Nerven sah ich nichts. Die Ausbildung des Blutsystems habe ich nicht in allen einzelnen Momen- ten verfolgen können. Nach Pander sollen schon sehr früh unter dem serösen Blatte dunkle Inselchen sich bilden, welche aus kleinen Kügelchen bestehen. Gegen die 20ste Stunde soll das inselartige wieder verschwinden und die ganze Fläche gleichförmig mit Kügelchen angefüllt seyn. Gegen die 30ste Stunde zei- gen sich wieder zarte Risse zwischen den Kügelchen. Diese sammeln sich von neuem zu Inseln, welche zuerst eine gelbliche Farbe annehmen, dann nach und nach roth werden, und nun die von Wolff beschriebenen Blutinseln sind. Diese Inseln verlängern sich, werden schmaler, greifen mit ihren Enden in einander, und bilden ein röthliches Netz mit durchsichtigen Zwischenräumen. So entstehen zarte Ströme röthlicher Kügelchen, die sich nach ihrer verschiedenen Dicke in Aeste und Stämme einreihen. Der Zwischenraum zwischen diesen Strömungen wird unterdessen durch eine zarte Haut ausgefüllt. p. Blutbil- dung. Ich kann über die Blutbildung nur sagen, daſs in dem Gefäſsblatte am er- sten Tage Bläschen entstehen, vom Bildungsgewebe zusammengehalten, daſs et- was später dunkle Körner sich zeigen, daſs dann zwischen diesen Körnern Risse sich bilden, welche die Körner wie Maschen umgeben. Den Inbegriff der Kör- ner, welche von einer solchen Masche umgeben sind, nennt Pander eine Insel. In den Rinnen erkennt man bald eine Strömung, welche ich jedoch nur im durch- sichtigen Fruchthofe sehen konnte, da der Gefäſshof zu dunkel ist, um so zarte Strömungen erkennen zu lassen. Im Gefäſshofe sieht man vielmehr eine Flüssig- keit in groſsen Massen sich ansammeln, sich röthen und dem bloſsen Auge als Blutstropfen erscheinen, und zwar sah ich im Gefäſshofe schon Blutinseln, wenn ich im Fruchthofe noch keine Strömung entdecken konnte. Dagegen ist das, was im Fruchthofe zuerst flieſst, ungefärbt, und es bilden sich in demselben gar keine rothen Blutstropfen. Ja es schien mir, daſs zuerst Bewegung im Herzen sich fin- det, etwas später die Strömung in den Rinnen des Fruchthofes und zuletzt erst ein Hinzuströmen des rothen Blutes aus dem Gefäſshofe. So viel ist gewiſs, daſs im Herzen einige Stunden hindurch eine ganz helle Flüssigkeit sich bewegt, die nicht etwa nur deshalb ungefärbt erscheint, weil ihre Quantität gering ist, denn zu der- selben Zeit sind schon rothe, oder wenigstens gelbe Blutinseln im Fruchthofe, de- ren Durchmesser geringer ist, als die Weite des Herzens. Nicht ohne groſse Be-

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/61>, abgerufen am 28.11.2024.