Umfange der Keimhaut, deren Mitte ganz über einer Flüssigkeit schwebt. Es sammelt sich nämlich unter dem Keime immer mehr Flüssigkeit, weswegen der Hügel der Keimschicht schon bedeutend von ihm absteht, und daher auch nicht immer an derselben Stelle im Verhältniss zu dem Fötus verdünnt liegt. Diese Flüssigkeit mag theils aus der Masse des benachbarten Dotters ausgeschieden seyn, theils aber aus der Centralhöhle des Dotters sich erhoben haben. Da der Gang, der aus der Centralhöhle nach dem Keime führt, durch den Hügel der Keimschicht oben gleichsam verstopft ist, so muss die Flüssigkeit sich in Kreisen um jenen Hügel sammeln, wodurch sich die oben bemerkte Furche zwischen dem Hügel und der übrigen Fläche des Dotters leicht erklärt. (Vergleiche Fig. I.) Dass aber auch der Dotter unter dem Embryo selbst umgewandelt wird, lehrt die weissliche Farbe, welche der nicht flüssige Theil annimmt.
Um die Metamorphosen zusammen zu fassen, welche von der Keimhaute. Neue Son- derung in der Keim- haut als solcher abhängen, erwähnen wir hier noch einer, welche allerdings erst deut- lich beobachtet wird, wenn schon die erste Grundlage des Embryo erschienen ist. Zwischen der 16ten und 20sten Stunde bemerkt man in dem äussern dunkelnin der Flä- che, Theile der Keimhaut eine durch grössere Dunkelheit auffallende Kreislinie, welche wie ein aufgeworfener Saum nach unten vorragt. Genauer angesehen zeigt sie sich nicht ganz kreisförmig, sondern aus 2 Bogenlinien bestehend, welche zu bei- den Seiten am meisten ausgebildet sind, nach vorn und hinten (im Verhältniss zum werdenden Embryo und zu dem in der Mitte liegenden Fruchthofe) aber un- scheinbarer werden, und vorn gleich Anfangs auffallend, zuweilen auch hinten, aber stets weniger deutlich gegen einander eingebogen sind. Durch diese beiden Bogenlinien wird der den Fruchthof umgebende dunkle Theil der Keimhaut wie- der in 2 Ringe getheilt, einen äussern und einen innern. Nur in dem innern Ringe bilden sich die am 2ten Tage entstehenden Gefässe, weshalb man ihn mit Recht den Gefässhof (Area vasculosa) genannt hat. Schon vor dieser Scheidungin der Dicke. in der Fläche, aber weniger in die Augen fallend, entsteht eine übereinstimmende in der Dicke der Keimhaut. Zwischen dem serösen und dem Schleimblatte bil- det sich nämlich eine Schicht von Kügelchen, welche Pander das Gefässblatt nennt, da aus diesen Kügelchen sich später die Gefässe bilden. Es fehlt diese Schicht in dem äussern Ringe. Sie findet sich dagegen im Gefässhofe und im durchsichtigen Fruchthofe. Verherrschend ist sie als wahre Gefässschicht im Ge- fässraume, so dass derselbe Wechsel, welchen wir in der Keimhaut der Tiefe nach, d. h. in seiner Dicke finden: seröses Blatt, Gefässblatt, Schleimblatt, sich auch in der Ebene vom Centrum zur Peripherie zeigt, im (durchsichtigen) Fruchthofe, dem Gefässhofe und dem äussern Ringe, den man, um ihm einen Namen zu ge-
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Umfange der Keimhaut, deren Mitte ganz über einer Flüssigkeit schwebt. Es sammelt sich nämlich unter dem Keime immer mehr Flüssigkeit, weswegen der Hügel der Keimschicht schon bedeutend von ihm absteht, und daher auch nicht immer an derselben Stelle im Verhältniſs zu dem Fötus verdünnt liegt. Diese Flüssigkeit mag theils aus der Masse des benachbarten Dotters ausgeschieden seyn, theils aber aus der Centralhöhle des Dotters sich erhoben haben. Da der Gang, der aus der Centralhöhle nach dem Keime führt, durch den Hügel der Keimschicht oben gleichsam verstopft ist, so muſs die Flüssigkeit sich in Kreisen um jenen Hügel sammeln, wodurch sich die oben bemerkte Furche zwischen dem Hügel und der übrigen Fläche des Dotters leicht erklärt. (Vergleiche Fig. I.) Daſs aber auch der Dotter unter dem Embryo selbst umgewandelt wird, lehrt die weiſsliche Farbe, welche der nicht flüssige Theil annimmt.
Um die Metamorphosen zusammen zu fassen, welche von der Keimhaute. Neue Son- derung in der Keim- haut als solcher abhängen, erwähnen wir hier noch einer, welche allerdings erst deut- lich beobachtet wird, wenn schon die erste Grundlage des Embryo erschienen ist. Zwischen der 16ten und 20sten Stunde bemerkt man in dem äuſsern dunkelnin der Flä- che, Theile der Keimhaut eine durch gröſsere Dunkelheit auffallende Kreislinie, welche wie ein aufgeworfener Saum nach unten vorragt. Genauer angesehen zeigt sie sich nicht ganz kreisförmig, sondern aus 2 Bogenlinien bestehend, welche zu bei- den Seiten am meisten ausgebildet sind, nach vorn und hinten (im Verhältniſs zum werdenden Embryo und zu dem in der Mitte liegenden Fruchthofe) aber un- scheinbarer werden, und vorn gleich Anfangs auffallend, zuweilen auch hinten, aber stets weniger deutlich gegen einander eingebogen sind. Durch diese beiden Bogenlinien wird der den Fruchthof umgebende dunkle Theil der Keimhaut wie- der in 2 Ringe getheilt, einen äuſsern und einen innern. Nur in dem innern Ringe bilden sich die am 2ten Tage entstehenden Gefäſse, weshalb man ihn mit Recht den Gefäſshof (Area vasculosa) genannt hat. Schon vor dieser Scheidungin der Dicke. in der Fläche, aber weniger in die Augen fallend, entsteht eine übereinstimmende in der Dicke der Keimhaut. Zwischen dem serösen und dem Schleimblatte bil- det sich nämlich eine Schicht von Kügelchen, welche Pander das Gefäſsblatt nennt, da aus diesen Kügelchen sich später die Gefäſse bilden. Es fehlt diese Schicht in dem äuſsern Ringe. Sie findet sich dagegen im Gefäſshofe und im durchsichtigen Fruchthofe. Verherrschend ist sie als wahre Gefäſsschicht im Ge- fäſsraume, so daſs derselbe Wechsel, welchen wir in der Keimhaut der Tiefe nach, d. h. in seiner Dicke finden: seröses Blatt, Gefäſsblatt, Schleimblatt, sich auch in der Ebene vom Centrum zur Peripherie zeigt, im (durchsichtigen) Fruchthofe, dem Gefäſshofe und dem äuſsern Ringe, den man, um ihm einen Namen zu ge-
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Umfange der Keimhaut, deren Mitte ganz über einer Flüssigkeit schwebt. Es
sammelt sich nämlich unter dem Keime immer mehr Flüssigkeit, weswegen der
Hügel der Keimschicht schon bedeutend von ihm absteht, und daher auch nicht
immer an derselben Stelle im Verhältniſs zu dem Fötus verdünnt liegt. Diese
Flüssigkeit mag theils aus der Masse des benachbarten Dotters ausgeschieden seyn,
theils aber aus der Centralhöhle des Dotters sich erhoben haben. Da der Gang,
der aus der Centralhöhle nach dem Keime führt, durch den Hügel der Keimschicht
oben gleichsam verstopft ist, so muſs die Flüssigkeit sich in Kreisen um jenen
Hügel sammeln, wodurch sich die oben bemerkte Furche zwischen dem Hügel
und der übrigen Fläche des Dotters leicht erklärt. (Vergleiche Fig. I.) Daſs aber
auch der Dotter unter dem Embryo selbst umgewandelt wird, lehrt die weiſsliche
Farbe, welche der nicht flüssige Theil annimmt.
Um die Metamorphosen zusammen zu fassen, welche von der Keimhaut
als solcher abhängen, erwähnen wir hier noch einer, welche allerdings erst deut-
lich beobachtet wird, wenn schon die erste Grundlage des Embryo erschienen ist.
Zwischen der 16ten und 20sten Stunde bemerkt man in dem äuſsern dunkeln
Theile der Keimhaut eine durch gröſsere Dunkelheit auffallende Kreislinie, welche
wie ein aufgeworfener Saum nach unten vorragt. Genauer angesehen zeigt sie
sich nicht ganz kreisförmig, sondern aus 2 Bogenlinien bestehend, welche zu bei-
den Seiten am meisten ausgebildet sind, nach vorn und hinten (im Verhältniſs
zum werdenden Embryo und zu dem in der Mitte liegenden Fruchthofe) aber un-
scheinbarer werden, und vorn gleich Anfangs auffallend, zuweilen auch hinten,
aber stets weniger deutlich gegen einander eingebogen sind. Durch diese beiden
Bogenlinien wird der den Fruchthof umgebende dunkle Theil der Keimhaut wie-
der in 2 Ringe getheilt, einen äuſsern und einen innern. Nur in dem innern
Ringe bilden sich die am 2ten Tage entstehenden Gefäſse, weshalb man ihn mit
Recht den Gefäſshof (Area vasculosa) genannt hat. Schon vor dieser Scheidung
in der Fläche, aber weniger in die Augen fallend, entsteht eine übereinstimmende
in der Dicke der Keimhaut. Zwischen dem serösen und dem Schleimblatte bil-
det sich nämlich eine Schicht von Kügelchen, welche Pander das Gefäſsblatt
nennt, da aus diesen Kügelchen sich später die Gefäſse bilden. Es fehlt diese
Schicht in dem äuſsern Ringe. Sie findet sich dagegen im Gefäſshofe und im
durchsichtigen Fruchthofe. Verherrschend ist sie als wahre Gefäſsschicht im Ge-
fäſsraume, so daſs derselbe Wechsel, welchen wir in der Keimhaut der Tiefe nach,
d. h. in seiner Dicke finden: seröses Blatt, Gefäſsblatt, Schleimblatt, sich auch
in der Ebene vom Centrum zur Peripherie zeigt, im (durchsichtigen) Fruchthofe,
dem Gefäſshofe und dem äuſsern Ringe, den man, um ihm einen Namen zu ge-
e. Neue Son-
derung in
der Keim-
haut
in der Flä-
che,
in der Dicke.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/41>, abgerufen am 16.07.2024.
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