Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Periode.


§. 1.
Erster Tag.

Die erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischena. Sonderung
des Keimes
vom Dotter.

Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in
den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als
früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so dass er beim Abziehen derselben
ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die oberslächliche Schicht des
Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, dass sie mit ihr ab-
gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der
Keimschicht (Pander's Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich
jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit.
Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei-
mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeit. Der Keim wird da-
bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig.

Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen,b. Sonderung
innerhalb
des Keimes
1) in der
Dicke,

eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut-ähnliche, und eine untere,
dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderung
selbst lässt sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn
sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der
Bebrütung. Sie lässt sich schon vor der zwölsten Stunde nachweisen, wenn
man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerreisst. Vollstän-
dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des
Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit
Pander das seröse Blatt *), die untere das Schleimblatt.

*) Diese Benennung ist wenig passend und muss einst mit einer neuen vertauscht werden, da
diese Schicht, jetzt zwar wie ein blosser Ueberzug erscheinend, doch die Grundlage des gan-
zen animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen.
Ich habe die Pander'sche Beuenuung der Blätter beibehalten.
B
Erste Periode.


§. 1.
Erster Tag.

Die erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischena. Sonderung
des Keimes
vom Dotter.

Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in
den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als
früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so daſs er beim Abziehen derselben
ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die oberſlächliche Schicht des
Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, daſs sie mit ihr ab-
gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der
Keimschicht (Pander’s Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich
jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit.
Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei-
mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeit. Der Keim wird da-
bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig.

Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen,b. Sonderung
innerhalb
des Keimes
1) in der
Dicke,

eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut-ähnliche, und eine untere,
dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderung
selbst läſst sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn
sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der
Bebrütung. Sie läſst sich schon vor der zwölſten Stunde nachweisen, wenn
man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerreiſst. Vollstän-
dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des
Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit
Pander das seröse Blatt *), die untere das Schleimblatt.

*) Diese Benennung ist wenig passend und muſs einst mit einer neuen vertauscht werden, da
diese Schicht, jetzt zwar wie ein bloſser Ueberzug erscheinend, doch die Grundlage des gan-
zen animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen.
Ich habe die Pander’sche Beuenuung der Blätter beibehalten.
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0039" n="9"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Erste Periode.</hi> </hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Erster Tag.</hi></hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischen<note place="right"><hi rendition="#i">a.</hi> Sonderung<lb/>
des Keimes<lb/>
vom Dotter.</note><lb/>
Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in<lb/>
den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als<lb/>
früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so da&#x017F;s er beim Abziehen derselben<lb/>
ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die ober&#x017F;lächliche Schicht des<lb/>
Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, da&#x017F;s sie mit ihr ab-<lb/>
gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der<lb/>
Keimschicht (<hi rendition="#g">Pander</hi>&#x2019;s Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich<lb/>
jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit.<lb/>
Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei-<lb/>
mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeit. Der Keim wird da-<lb/>
bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig.</p><lb/>
            <p>Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen,<note place="right"><hi rendition="#i">b.</hi> Sonderung<lb/>
innerhalb<lb/>
des Keimes<lb/>
1) in der<lb/>
Dicke,</note><lb/>
eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut-ähnliche, und eine untere,<lb/>
dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderung<lb/>
selbst lä&#x017F;st sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn<lb/>
sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der<lb/>
Bebrütung. Sie lä&#x017F;st sich schon vor der zwöl&#x017F;ten Stunde nachweisen, wenn<lb/>
man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerrei&#x017F;st. Vollstän-<lb/>
dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des<lb/>
Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit<lb/><hi rendition="#g">Pander</hi> das <hi rendition="#i">seröse Blatt</hi> <note place="foot" n="*)">Diese Benennung ist wenig passend und mu&#x017F;s einst mit einer neuen vertauscht werden, da<lb/>
diese Schicht, jetzt zwar wie ein blo&#x017F;ser Ueberzug erscheinend, doch die Grundlage des gan-<lb/>
zen animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen.<lb/>
Ich habe die <hi rendition="#g">Pander</hi>&#x2019;sche Beuenuung der Blätter beibehalten.</note>, die untere das <hi rendition="#i">Schleimblatt.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0039] Erste Periode. §. 1. Erster Tag. Die erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischen Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so daſs er beim Abziehen derselben ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die oberſlächliche Schicht des Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, daſs sie mit ihr ab- gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der Keimschicht (Pander’s Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit. Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei- mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeit. Der Keim wird da- bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig. a. Sonderung des Keimes vom Dotter. Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen, eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut-ähnliche, und eine untere, dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderung selbst läſst sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der Bebrütung. Sie läſst sich schon vor der zwölſten Stunde nachweisen, wenn man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerreiſst. Vollstän- dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit Pander das seröse Blatt *), die untere das Schleimblatt. b. Sonderung innerhalb des Keimes 1) in der Dicke, *) Diese Benennung ist wenig passend und muſs einst mit einer neuen vertauscht werden, da diese Schicht, jetzt zwar wie ein bloſser Ueberzug erscheinend, doch die Grundlage des gan- zen animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen. Ich habe die Pander’sche Beuenuung der Blätter beibehalten. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/39
Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/39>, abgerufen am 24.11.2024.