Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.ten ist, de- Diese Bemerkungen führen uns auf die Frage, ob wir denn nicht immer *) Diese Bemerkung hebt durchaus die frühere im ersten Scholion enthaltene, von der Unbestimmt-
heit derselben Form im frühesten Zustande, nicht auf. ten ist, de- Diese Bemerkungen führen uns auf die Frage, ob wir denn nicht immer *) Diese Bemerkung hebt durchaus die frühere im ersten Scholion enthaltene, von der Unbestimmt-
heit derselben Form im frühesten Zustande, nicht auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0252" n="222"/><note place="left">ten ist, de-<lb/> sto ähnlicher<lb/> findet man<lb/> auch sehr<lb/> heterogene<lb/> Thiere.</note><hi rendition="#i">stimmung zu finden</hi><note place="foot" n="*)">Diese Bemerkung hebt durchaus die frühere im ersten Scholion enthaltene, von der Unbestimmt-<lb/> heit derselben Form im frühesten Zustande, nicht auf.</note>. Wir wollen, um zu zeigen, daſs das Verhältniſs nicht<lb/> bloſs für die Wirbelthiere gilt, einige Beispiele aus der niedern Thierwelt wäh-<lb/> len. Die Differenz unter den langschwänzigen und kurzschwänzigen Krebsen ist<lb/> nicht sehr groſs. Der Fluſskrebs nun hat in der Mitte seines Embryonenlebens<lb/> einen ziemlich kurzen Schwanz im Verhältniſs zu dem breiten Bruststücke und<lb/> man würde ihn von kurzgeschwänzten Krebsen schwer unterscheiden, da diese<lb/> nach <hi rendition="#g">Cavolini’s</hi> Abbildung im Embryonenzustande verhältniſsmäſsig lang ge-<lb/> schwänzt sind. Je weiter wir zurückgehen, um desto ähnlicher finden wir im<lb/> Krebse die Freſswerkzeuge den Füſsen, ja sie sind im Anfange recht eigentlich<lb/> die vordern Füſse, und nichts weiter. Wir haben also nicht nur ein Näherstehen<lb/> am Grundtypus (Uebereinstimmung der verwandten Organe), sondern auch eine<lb/> Aehnlichkeit mit den Stomapoden, Amphipoden und Isopoden, die im ausgebil-<lb/> deten Zustande von den Decapoden viel mehr abweichen, als diese unter sich.<lb/> Dazu kommt noch, daſs in den Decapoden das Herz nach <hi rendition="#g">Rathke</hi> (<hi rendition="#i">Iris</hi> Bd. XVII.<lb/> S. 1098.) spindelförmig auftritt und gewiſs noch eine Menge bisher noch unbe-<lb/> kannter Uebereinstimmungen. Noch früher, wenn die Füſse zur Seite wie kleine<lb/> Knötchen hervorkeimen, und noch keine Kiemen sichtbar sind, ist auch mit wah-<lb/> ren Insecten im Embryonenzustande die Uebereinstimmung nicht zu verkennen. —<lb/> Ein Schmetterling und eine Sägewespe sind noch als ausgewachsene Larven leicht<lb/> zu verwechseln. Man hat zwar solche Larven auch mit Würmern verglichen,<lb/> indessen muſs man gestehen, daſs der Unterschied in wesentlichen Theilen noch<lb/> sehr groſs ist. Diese haben rothes Blut und keine Luftgefäſse. In jenen ist bei-<lb/> des umgekehrt. In der That aber sind die ausgewachsenen Raupen den Myria-<lb/> poden viel ähnlicher, und nur in sehr früher Zeit, wenn noch keine Luftgefäſse<lb/> entwickelt sind, die sich wahrscheinlich durch histologische Sonderung bilden,<lb/> ist eine nähere Uebereinstimmung mit dem Embryo des Blutegels, so lange er noch<lb/> kein rothes Blut hat.</p><lb/> <p>Diese Bemerkungen führen uns auf die Frage, ob wir denn nicht immer<lb/> weiter zurückgehend auf eine Stufe gelangen können, wo auch die Embryonen der<lb/> Wirbelthiere und der Wirbellosen übereinstimmen. Ich werde in einem spätern<lb/> Zusatze, wo besonders von der Verschiedenheit des Bildungsschema für die Haupt-<lb/> typen der Thiere gesprochen wird, zu erweisen suchen, daſs auch die gegliederte<lb/> Thierreihe mit einem Primitivstreifen ihre Entwickelung beginnt. In diesem kur-<lb/> zen Momente würde also Uebereinstimmung zwischen ihnen und den Wirbelthie-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0252]
stimmung zu finden *). Wir wollen, um zu zeigen, daſs das Verhältniſs nicht
bloſs für die Wirbelthiere gilt, einige Beispiele aus der niedern Thierwelt wäh-
len. Die Differenz unter den langschwänzigen und kurzschwänzigen Krebsen ist
nicht sehr groſs. Der Fluſskrebs nun hat in der Mitte seines Embryonenlebens
einen ziemlich kurzen Schwanz im Verhältniſs zu dem breiten Bruststücke und
man würde ihn von kurzgeschwänzten Krebsen schwer unterscheiden, da diese
nach Cavolini’s Abbildung im Embryonenzustande verhältniſsmäſsig lang ge-
schwänzt sind. Je weiter wir zurückgehen, um desto ähnlicher finden wir im
Krebse die Freſswerkzeuge den Füſsen, ja sie sind im Anfange recht eigentlich
die vordern Füſse, und nichts weiter. Wir haben also nicht nur ein Näherstehen
am Grundtypus (Uebereinstimmung der verwandten Organe), sondern auch eine
Aehnlichkeit mit den Stomapoden, Amphipoden und Isopoden, die im ausgebil-
deten Zustande von den Decapoden viel mehr abweichen, als diese unter sich.
Dazu kommt noch, daſs in den Decapoden das Herz nach Rathke (Iris Bd. XVII.
S. 1098.) spindelförmig auftritt und gewiſs noch eine Menge bisher noch unbe-
kannter Uebereinstimmungen. Noch früher, wenn die Füſse zur Seite wie kleine
Knötchen hervorkeimen, und noch keine Kiemen sichtbar sind, ist auch mit wah-
ren Insecten im Embryonenzustande die Uebereinstimmung nicht zu verkennen. —
Ein Schmetterling und eine Sägewespe sind noch als ausgewachsene Larven leicht
zu verwechseln. Man hat zwar solche Larven auch mit Würmern verglichen,
indessen muſs man gestehen, daſs der Unterschied in wesentlichen Theilen noch
sehr groſs ist. Diese haben rothes Blut und keine Luftgefäſse. In jenen ist bei-
des umgekehrt. In der That aber sind die ausgewachsenen Raupen den Myria-
poden viel ähnlicher, und nur in sehr früher Zeit, wenn noch keine Luftgefäſse
entwickelt sind, die sich wahrscheinlich durch histologische Sonderung bilden,
ist eine nähere Uebereinstimmung mit dem Embryo des Blutegels, so lange er noch
kein rothes Blut hat.
ten ist, de-
sto ähnlicher
findet man
auch sehr
heterogene
Thiere.
Diese Bemerkungen führen uns auf die Frage, ob wir denn nicht immer
weiter zurückgehend auf eine Stufe gelangen können, wo auch die Embryonen der
Wirbelthiere und der Wirbellosen übereinstimmen. Ich werde in einem spätern
Zusatze, wo besonders von der Verschiedenheit des Bildungsschema für die Haupt-
typen der Thiere gesprochen wird, zu erweisen suchen, daſs auch die gegliederte
Thierreihe mit einem Primitivstreifen ihre Entwickelung beginnt. In diesem kur-
zen Momente würde also Uebereinstimmung zwischen ihnen und den Wirbelthie-
*) Diese Bemerkung hebt durchaus die frühere im ersten Scholion enthaltene, von der Unbestimmt-
heit derselben Form im frühesten Zustande, nicht auf.
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