traltheiles vom Nervensystem übereinzustimmen, denn wir finden, dass je mehr das Hirn das Rückenmark beherrscht, um so mehr im Allgemeinen der feste Punkt der Bewegung in dem entgegengesetzten Ende des Rumpfes fixirt ist. Wird nun aber aus irgend einem Grunde der feste Punkt der Bewegung in die Beckengegend versetzt, so muss nach unserm aufgefundenen Satze die dahin gehörige Extremi- tät eine festere Anheftung gewinnen. In der That finden wir, dass in den Am- phibien, wo dieser feste Punkt weniger bestimmt am hintern Ende, überhaupt weniger fixirt ist, die Anheftung nur lose bleibt. Man denke an Salamander, Schildkröten, Chamäleonen und andre Eidechsen. In den springenden Fröschen ist natürlich die Anheftung stärker. Am stärksten ist sie aber in den Vögeln, wo im Alter nicht selten eine wirkliche Verwachsung ist.
Ein zweiter Grund für die Besonderheit der hintern Extremität scheint mir darin zu liegen, dass sie die hintere ist. Eine Verschiedenheit in Bezug auf die Bewegung geht nämlich für beide Extremitäten schon aus den ihnen ursprünglich zukommenden Stellen hervor, im Verhältniss zu der Richtung der Bewegung. Der Wille des Thiers richtet die Bewegung nach vorn, und vorn ist für das Thier eben nichts als die Gegend, nach welcher sein Wille die Bewegung richtet. Nun ist aber die eine Extremität vor dem Rumpfe, die andere hinter dem Rumpfe be- festigt. Die vordere Extremität hat daher die Aufgabe, den Rumpf, den wir uns als Last im Schwerpunkte concentrirt denken können, zu ziehen, oder in mehr aufrechter Stellung, ihn zu heben, die hinter dem Schwerpunkt liegende, ihn zu schieben und in aufrechter Stellung, (also auch im Sprunge) zu stützen und zu tragen. Dass beide Extremitäten in Beziehung auf den Schwerpunkt des Lei- bes ein entgegengesetztes Verhältniss haben, scheint schon dargestellt durch die Lagerung der Wurzelglieder. Das vordere bildet einen Gürtel, der (mit Aus- nahme der Fische) schief von hinten nach vorn niedersteigt, das hintere steigt in entgegengesetzter Richtung von vorn nach hinten nieder *). Aus diesem ursprüng- lichen Unterschiede scheint es mir hervorzugehen, dass die hintere Extremität, wenn sie sich an das Rumpfskelet anlegt, ihre Anlagerung an dem Stamme der Wirbelsäule, der Stütze des ganzen Leibes sucht. Nur dadurch kann sie selbst wieder die Stütze des Leibes werden. Diese Anlagerung erfolgt aber nicht ganz unmittelbar am Stamme, indem der Beckengürtel seiner ursprünglichen Form nach nicht eine Entwickelung aus dem Stamme der Wirbelsäule und noch weni- ger aus dessen unterer Hälfte ist, sondern dadurch, dass ihr der Stamm der Wir-
*) Hieraus schon ist es ersichtlich, dass die Rumpfglieder der Extremitäten nicht einem einzelnen Ringe des Leibes entsprechen, sondern mehreren.
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traltheiles vom Nervensystem übereinzustimmen, denn wir finden, daſs je mehr das Hirn das Rückenmark beherrscht, um so mehr im Allgemeinen der feste Punkt der Bewegung in dem entgegengesetzten Ende des Rumpfes fixirt ist. Wird nun aber aus irgend einem Grunde der feste Punkt der Bewegung in die Beckengegend versetzt, so muſs nach unserm aufgefundenen Satze die dahin gehörige Extremi- tät eine festere Anheftung gewinnen. In der That finden wir, daſs in den Am- phibien, wo dieser feste Punkt weniger bestimmt am hintern Ende, überhaupt weniger fixirt ist, die Anheftung nur lose bleibt. Man denke an Salamander, Schildkröten, Chamäleonen und andre Eidechsen. In den springenden Fröschen ist natürlich die Anheftung stärker. Am stärksten ist sie aber in den Vögeln, wo im Alter nicht selten eine wirkliche Verwachsung ist.
Ein zweiter Grund für die Besonderheit der hintern Extremität scheint mir darin zu liegen, daſs sie die hintere ist. Eine Verschiedenheit in Bezug auf die Bewegung geht nämlich für beide Extremitäten schon aus den ihnen ursprünglich zukommenden Stellen hervor, im Verhältniſs zu der Richtung der Bewegung. Der Wille des Thiers richtet die Bewegung nach vorn, und vorn ist für das Thier eben nichts als die Gegend, nach welcher sein Wille die Bewegung richtet. Nun ist aber die eine Extremität vor dem Rumpfe, die andere hinter dem Rumpfe be- festigt. Die vordere Extremität hat daher die Aufgabe, den Rumpf, den wir uns als Last im Schwerpunkte concentrirt denken können, zu ziehen, oder in mehr aufrechter Stellung, ihn zu heben, die hinter dem Schwerpunkt liegende, ihn zu schieben und in aufrechter Stellung, (also auch im Sprunge) zu stützen und zu tragen. Daſs beide Extremitäten in Beziehung auf den Schwerpunkt des Lei- bes ein entgegengesetztes Verhältniſs haben, scheint schon dargestellt durch die Lagerung der Wurzelglieder. Das vordere bildet einen Gürtel, der (mit Aus- nahme der Fische) schief von hinten nach vorn niedersteigt, das hintere steigt in entgegengesetzter Richtung von vorn nach hinten nieder *). Aus diesem ursprüng- lichen Unterschiede scheint es mir hervorzugehen, daſs die hintere Extremität, wenn sie sich an das Rumpfskelet anlegt, ihre Anlagerung an dem Stamme der Wirbelsäule, der Stütze des ganzen Leibes sucht. Nur dadurch kann sie selbst wieder die Stütze des Leibes werden. Diese Anlagerung erfolgt aber nicht ganz unmittelbar am Stamme, indem der Beckengürtel seiner ursprünglichen Form nach nicht eine Entwickelung aus dem Stamme der Wirbelsäule und noch weni- ger aus dessen unterer Hälfte ist, sondern dadurch, daſs ihr der Stamm der Wir-
*) Hieraus schon ist es ersichtlich, daſs die Rumpfglieder der Extremitäten nicht einem einzelnen Ringe des Leibes entsprechen, sondern mehreren.
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traltheiles vom Nervensystem übereinzustimmen, denn wir finden, daſs je mehr
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der Bewegung in dem entgegengesetzten Ende des Rumpfes fixirt ist. Wird nun
aber aus irgend einem Grunde der feste Punkt der Bewegung in die Beckengegend
versetzt, so muſs nach unserm aufgefundenen Satze die dahin gehörige Extremi-
tät eine festere Anheftung gewinnen. In der That finden wir, daſs in den Am-
phibien, wo dieser feste Punkt weniger bestimmt am hintern Ende, überhaupt
weniger fixirt ist, die Anheftung nur lose bleibt. Man denke an Salamander,
Schildkröten, Chamäleonen und andre Eidechsen. In den springenden Fröschen
ist natürlich die Anheftung stärker. Am stärksten ist sie aber in den Vögeln, wo
im Alter nicht selten eine wirkliche Verwachsung ist.
Ein zweiter Grund für die Besonderheit der hintern Extremität scheint mir
darin zu liegen, daſs sie die hintere ist. Eine Verschiedenheit in Bezug auf die
Bewegung geht nämlich für beide Extremitäten schon aus den ihnen ursprünglich
zukommenden Stellen hervor, im Verhältniſs zu der Richtung der Bewegung.
Der Wille des Thiers richtet die Bewegung nach vorn, und vorn ist für das Thier
eben nichts als die Gegend, nach welcher sein Wille die Bewegung richtet. Nun
ist aber die eine Extremität vor dem Rumpfe, die andere hinter dem Rumpfe be-
festigt. Die vordere Extremität hat daher die Aufgabe, den Rumpf, den wir uns
als Last im Schwerpunkte concentrirt denken können, zu ziehen, oder in mehr
aufrechter Stellung, ihn zu heben, die hinter dem Schwerpunkt liegende, ihn
zu schieben und in aufrechter Stellung, (also auch im Sprunge) zu stützen und
zu tragen. Daſs beide Extremitäten in Beziehung auf den Schwerpunkt des Lei-
bes ein entgegengesetztes Verhältniſs haben, scheint schon dargestellt durch die
Lagerung der Wurzelglieder. Das vordere bildet einen Gürtel, der (mit Aus-
nahme der Fische) schief von hinten nach vorn niedersteigt, das hintere steigt in
entgegengesetzter Richtung von vorn nach hinten nieder *). Aus diesem ursprüng-
lichen Unterschiede scheint es mir hervorzugehen, daſs die hintere Extremität,
wenn sie sich an das Rumpfskelet anlegt, ihre Anlagerung an dem Stamme der
Wirbelsäule, der Stütze des ganzen Leibes sucht. Nur dadurch kann sie selbst
wieder die Stütze des Leibes werden. Diese Anlagerung erfolgt aber nicht ganz
unmittelbar am Stamme, indem der Beckengürtel seiner ursprünglichen Form
nach nicht eine Entwickelung aus dem Stamme der Wirbelsäule und noch weni-
ger aus dessen unterer Hälfte ist, sondern dadurch, daſs ihr der Stamm der Wir-
*) Hieraus schon ist es ersichtlich, daſs die Rumpfglieder der Extremitäten nicht einem einzelnen
Ringe des Leibes entsprechen, sondern mehreren.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/217>, abgerufen am 17.07.2024.
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