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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Bilde, das aus Pflastersteinen oder Granitblöcken zusammengesetzt ist. Am
ersten Tage besteht die Wirbelsaite fast nur aus einer Reihe solcher Kügel-
chen, die man mit ziemlicher Bestimmtheit zählen kann. Wenn an einer
Stelle zwei neben einander liegen, so wird sogleich dadurch dieser Theil
unförmlich.

Das vom Gewebe Gesagte findet auch seine Anwendung auf die äusserenoch in der
äussern
Form der
Theile.

Form. Alle Theile sind um so roher und ungeformter, je jünger sie sind. Die
Extremitäten geben das am meisten in die Augen springende Beispiel; es gilt
aber für alle Theile. Im Hühner-Embryo von zwei mal 24 Stunden kenne ich
nur einen einzigen Theil, der dünner als ein Haar ist, die Wirbelsaite nämlich.
Ein Haar ist aber schon dem blossen Auge erkennbar und kann leicht unter dem
Microscope bis zur Stärke einer Stange vergrössert werden.

Da die Wirbelsaite der dünnste Theil ist, den man findet, so hat es keinec. Die
Kleinheit
entzieht also
weder ein-
zelne Theile,

Wahrscheinlichkeit, dass im Embryo Theile vorkommen, die ihrer Dünne wegen
dem Microscope gar nicht erreichbar wären. Der Embryo hat überhaupt, je
jünger er ist, um so weniger kleine Theile. Alle Theile sind im Augenblicke
ihres Werdens im Verhältniss zum Umfange des Embryo gross zu nennen, wenig-
stens sind sie nie dünn und fein. Die Weite des Darmes nimmt im Anfange mehr
als 1/4 von der Weite der Bauchhöhle ein. Diejenigen Organe, welche durch Her-
vorstülpung aus allgemeinen Apparaten sich bilden, müssen zwar auch im Ver-
hältniss zum Embryo allmählig grösser werden, was am auffallendsten sich am
Harnsacke zeigt, allein sie haben wenigstens eine sehr breite Basis. So z. B. die
Extremitäten; so alle Hervorstülpungen aus dem Darme. Die Lebergänge sind
im Werden colossal gegen die spätere Zeit; der Harnsack und die Lungen haben
beim Hervortreten eine weite Communication mit dem Darme, eben weil sie, je
jünger, um so mehr nur Modificationen des Darmes sind. -- Noch wenigernoch den
ganzen Em-
bryo der Be-
obachtung.

kann der ganze Embryo des Huhnes sich durch seine Kleinheit verstecken. Wenn
er zuerst bemerkt wird, ist er schon über eine Linie lang und man kann daher
mit der grössten Sicherheit behaupten, dass im Anfange der Bebrütung der
Embryo nicht da ist, denn schon bei mittelmässiger Vergrösserung lassen sich im
Fruchthofe die einzelnen Kügelchen unterscheiden, von denen der Embryo beim
Erscheinen mehrere hundert enthält. Die Grösse dieser Kügelchen, die hell oder
dunkel in allen organischen Theilen sich finden, macht ein Vorgebildetseyn des
Embryo in der zweiten und dritten Generation völlig unmöglich.

Dagegen giebt es andere Grenzen, die der Untersuchung Schranken setzend. Hinder-
nisse für die
Untersu-
chung geben

und die eben in dem Mangel an bestimmter Form und Ausbildung liegen. Die
ursprüngliche Gleichmässigkeit aller Theile macht, dass wir diese erst erkennen,

T

Bilde, das aus Pflastersteinen oder Granitblöcken zusammengesetzt ist. Am
ersten Tage besteht die Wirbelsaite fast nur aus einer Reihe solcher Kügel-
chen, die man mit ziemlicher Bestimmtheit zählen kann. Wenn an einer
Stelle zwei neben einander liegen, so wird sogleich dadurch dieser Theil
unförmlich.

Das vom Gewebe Gesagte findet auch seine Anwendung auf die äuſserenoch in der
äuſsern
Form der
Theile.

Form. Alle Theile sind um so roher und ungeformter, je jünger sie sind. Die
Extremitäten geben das am meisten in die Augen springende Beispiel; es gilt
aber für alle Theile. Im Hühner-Embryo von zwei mal 24 Stunden kenne ich
nur einen einzigen Theil, der dünner als ein Haar ist, die Wirbelsaite nämlich.
Ein Haar ist aber schon dem bloſsen Auge erkennbar und kann leicht unter dem
Microscope bis zur Stärke einer Stange vergröſsert werden.

Da die Wirbelsaite der dünnste Theil ist, den man findet, so hat es keinec. Die
Kleinheit
entzieht also
weder ein-
zelne Theile,

Wahrscheinlichkeit, daſs im Embryo Theile vorkommen, die ihrer Dünne wegen
dem Microscope gar nicht erreichbar wären. Der Embryo hat überhaupt, je
jünger er ist, um so weniger kleine Theile. Alle Theile sind im Augenblicke
ihres Werdens im Verhältniſs zum Umfange des Embryo groſs zu nennen, wenig-
stens sind sie nie dünn und fein. Die Weite des Darmes nimmt im Anfange mehr
als ¼ von der Weite der Bauchhöhle ein. Diejenigen Organe, welche durch Her-
vorstülpung aus allgemeinen Apparaten sich bilden, müssen zwar auch im Ver-
hältniſs zum Embryo allmählig gröſser werden, was am auffallendsten sich am
Harnsacke zeigt, allein sie haben wenigstens eine sehr breite Basis. So z. B. die
Extremitäten; so alle Hervorstülpungen aus dem Darme. Die Lebergänge sind
im Werden colossal gegen die spätere Zeit; der Harnsack und die Lungen haben
beim Hervortreten eine weite Communication mit dem Darme, eben weil sie, je
jünger, um so mehr nur Modificationen des Darmes sind. — Noch wenigernoch den
ganzen Em-
bryo der Be-
obachtung.

kann der ganze Embryo des Huhnes sich durch seine Kleinheit verstecken. Wenn
er zuerst bemerkt wird, ist er schon über eine Linie lang und man kann daher
mit der gröſsten Sicherheit behaupten, daſs im Anfange der Bebrütung der
Embryo nicht da ist, denn schon bei mittelmäſsiger Vergröſserung lassen sich im
Fruchthofe die einzelnen Kügelchen unterscheiden, von denen der Embryo beim
Erscheinen mehrere hundert enthält. Die Gröſse dieser Kügelchen, die hell oder
dunkel in allen organischen Theilen sich finden, macht ein Vorgebildetseyn des
Embryo in der zweiten und dritten Generation völlig unmöglich.

Dagegen giebt es andere Grenzen, die der Untersuchung Schranken setzend. Hinder-
nisse für die
Untersu-
chung geben

und die eben in dem Mangel an bestimmter Form und Ausbildung liegen. Die
ursprüngliche Gleichmäſsigkeit aller Theile macht, daſs wir diese erst erkennen,

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[145/0175] Bilde, das aus Pflastersteinen oder Granitblöcken zusammengesetzt ist. Am ersten Tage besteht die Wirbelsaite fast nur aus einer Reihe solcher Kügel- chen, die man mit ziemlicher Bestimmtheit zählen kann. Wenn an einer Stelle zwei neben einander liegen, so wird sogleich dadurch dieser Theil unförmlich. Das vom Gewebe Gesagte findet auch seine Anwendung auf die äuſsere Form. Alle Theile sind um so roher und ungeformter, je jünger sie sind. Die Extremitäten geben das am meisten in die Augen springende Beispiel; es gilt aber für alle Theile. Im Hühner-Embryo von zwei mal 24 Stunden kenne ich nur einen einzigen Theil, der dünner als ein Haar ist, die Wirbelsaite nämlich. Ein Haar ist aber schon dem bloſsen Auge erkennbar und kann leicht unter dem Microscope bis zur Stärke einer Stange vergröſsert werden. noch in der äuſsern Form der Theile. Da die Wirbelsaite der dünnste Theil ist, den man findet, so hat es keine Wahrscheinlichkeit, daſs im Embryo Theile vorkommen, die ihrer Dünne wegen dem Microscope gar nicht erreichbar wären. Der Embryo hat überhaupt, je jünger er ist, um so weniger kleine Theile. Alle Theile sind im Augenblicke ihres Werdens im Verhältniſs zum Umfange des Embryo groſs zu nennen, wenig- stens sind sie nie dünn und fein. Die Weite des Darmes nimmt im Anfange mehr als ¼ von der Weite der Bauchhöhle ein. Diejenigen Organe, welche durch Her- vorstülpung aus allgemeinen Apparaten sich bilden, müssen zwar auch im Ver- hältniſs zum Embryo allmählig gröſser werden, was am auffallendsten sich am Harnsacke zeigt, allein sie haben wenigstens eine sehr breite Basis. So z. B. die Extremitäten; so alle Hervorstülpungen aus dem Darme. Die Lebergänge sind im Werden colossal gegen die spätere Zeit; der Harnsack und die Lungen haben beim Hervortreten eine weite Communication mit dem Darme, eben weil sie, je jünger, um so mehr nur Modificationen des Darmes sind. — Noch weniger kann der ganze Embryo des Huhnes sich durch seine Kleinheit verstecken. Wenn er zuerst bemerkt wird, ist er schon über eine Linie lang und man kann daher mit der gröſsten Sicherheit behaupten, daſs im Anfange der Bebrütung der Embryo nicht da ist, denn schon bei mittelmäſsiger Vergröſserung lassen sich im Fruchthofe die einzelnen Kügelchen unterscheiden, von denen der Embryo beim Erscheinen mehrere hundert enthält. Die Gröſse dieser Kügelchen, die hell oder dunkel in allen organischen Theilen sich finden, macht ein Vorgebildetseyn des Embryo in der zweiten und dritten Generation völlig unmöglich. c. Die Kleinheit entzieht also weder ein- zelne Theile, noch den ganzen Em- bryo der Be- obachtung. Dagegen giebt es andere Grenzen, die der Untersuchung Schranken setzen und die eben in dem Mangel an bestimmter Form und Ausbildung liegen. Die ursprüngliche Gleichmäſsigkeit aller Theile macht, daſs wir diese erst erkennen, d. Hinder- nisse für die Untersu- chung geben T

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/175>, abgerufen am 23.11.2024.