wechselnd gefunden, zuweilen schien sie ganz zu fehlen und, in andern Fällen sass sie am ganzen Umfange des eirunden Loches an, und ragte in Form einer kurzen Röhre in die linke Kammer hinein, so dass ich nicht im Stande bin, das normale Verhältniss in diesem Zeitraume anzugeben. Ueberdies habe ich es nicht oft genug im frischen Zustande untersuchen können.
Die communicirenden Kanäle zwischen den vordern Schlagadern und Wurzeln der Aorta schwinden in der Regel. Zuweilen sah ich jedoch einen noch am neunzehnten Tage. Die Lungenschlagadern verzweigen sich stark in die Lungen, und die Uebergänge in die Aorta erscheinen immer mehr als blos communicirende Kanäle. Da nun die linke Wurzel blos aus diesem Kanale besteht, so ist sie sehr viel dünner, als die rechte.
Unter den Lungen ist die Haut, welche die Stelle des Zwerchfelles der Lage nach vertritt, völlig ausgebildet und verhältnissmässig fest.
Die Leber ist gelb. In den Blinddärmen sind die Schleimgruben sehr deutlich.
§. 14. Zwanzigster und ein und zwanzigster Tag.
In den beiden letzten Tagen beginnt schon das Auskriechen. Wir werfen hier aber nur noch einen Blick auf die Vorbereitungen. -- Aus dem Amnion hat sich allmählig fast alle Feuchtigkeit verloren, eben so aus dem Raume zwischen der äussern und innern Hälfte des Chorions, wo desto mehr Harnniederschlag sich findet. Der Embryo nimmt ausser dem Luftraume fast die ganze Höhlung des Eies ein, denn der Dottersack ist auch in den Leib des Embryo getreten. Mit dem neunzehnten Tage ungefähr beginnt dieses Eintreten, indem der Dottersack nur von seiner nächsten Hülle umgeben dem Darme folgt. Der Nabel ist nicht weit genug, um den Dottersack in seinem ganzen Durchmesser durchzulassen. Es tritt daher zuerst nur der dem immer mehr erweiterten Dottergange nahe gelegene Theil ein, indem er sich zu- spitzt. Ist aber nur ein Theil des Dottersackes so durch den Nabel gegangen, so erweitert er sich wiederum in der Bauchhöhle, und der Dottersack besteht nun aus zwei Hälften, einer innern und einer äussern, welche durch eine
ver-
wechselnd gefunden, zuweilen schien sie ganz zu fehlen und, in andern Fällen saſs sie am ganzen Umfange des eirunden Loches an, und ragte in Form einer kurzen Röhre in die linke Kammer hinein, so daſs ich nicht im Stande bin, das normale Verhältniſs in diesem Zeitraume anzugeben. Ueberdies habe ich es nicht oft genug im frischen Zustande untersuchen können.
Die communicirenden Kanäle zwischen den vordern Schlagadern und Wurzeln der Aorta schwinden in der Regel. Zuweilen sah ich jedoch einen noch am neunzehnten Tage. Die Lungenschlagadern verzweigen sich stark in die Lungen, und die Uebergänge in die Aorta erscheinen immer mehr als blos communicirende Kanäle. Da nun die linke Wurzel blos aus diesem Kanale besteht, so ist sie sehr viel dünner, als die rechte.
Unter den Lungen ist die Haut, welche die Stelle des Zwerchfelles der Lage nach vertritt, völlig ausgebildet und verhältniſsmäſsig fest.
Die Leber ist gelb. In den Blinddärmen sind die Schleimgruben sehr deutlich.
§. 14. Zwanzigster und ein und zwanzigster Tag.
In den beiden letzten Tagen beginnt schon das Auskriechen. Wir werfen hier aber nur noch einen Blick auf die Vorbereitungen. — Aus dem Amnion hat sich allmählig fast alle Feuchtigkeit verloren, eben so aus dem Raume zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Chorions, wo desto mehr Harnniederschlag sich findet. Der Embryo nimmt auſser dem Luftraume fast die ganze Höhlung des Eies ein, denn der Dottersack ist auch in den Leib des Embryo getreten. Mit dem neunzehnten Tage ungefähr beginnt dieses Eintreten, indem der Dottersack nur von seiner nächsten Hülle umgeben dem Darme folgt. Der Nabel ist nicht weit genug, um den Dottersack in seinem ganzen Durchmesser durchzulassen. Es tritt daher zuerst nur der dem immer mehr erweiterten Dottergange nahe gelegene Theil ein, indem er sich zu- spitzt. Ist aber nur ein Theil des Dottersackes so durch den Nabel gegangen, so erweitert er sich wiederum in der Bauchhöhle, und der Dottersack besteht nun aus zwei Hälften, einer innern und einer äuſsern, welche durch eine
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wechselnd gefunden, zuweilen schien sie ganz zu fehlen und, in andern
Fällen saſs sie am ganzen Umfange des eirunden Loches an, und ragte in
Form einer kurzen Röhre in die linke Kammer hinein, so daſs ich nicht
im Stande bin, das normale Verhältniſs in diesem Zeitraume anzugeben.
Ueberdies habe ich es nicht oft genug im frischen Zustande untersuchen
können.
Die communicirenden Kanäle zwischen den vordern Schlagadern und
Wurzeln der Aorta schwinden in der Regel. Zuweilen sah ich jedoch einen
noch am neunzehnten Tage. Die Lungenschlagadern verzweigen sich stark
in die Lungen, und die Uebergänge in die Aorta erscheinen immer mehr als
blos communicirende Kanäle. Da nun die linke Wurzel blos aus diesem Kanale
besteht, so ist sie sehr viel dünner, als die rechte.
Unter den Lungen ist die Haut, welche die Stelle des Zwerchfelles der
Lage nach vertritt, völlig ausgebildet und verhältniſsmäſsig fest.
Die Leber ist gelb. In den Blinddärmen sind die Schleimgruben sehr
deutlich.
§. 14.
Zwanzigster und ein und zwanzigster Tag.
In den beiden letzten Tagen beginnt schon das Auskriechen. Wir
werfen hier aber nur noch einen Blick auf die Vorbereitungen. — Aus dem
Amnion hat sich allmählig fast alle Feuchtigkeit verloren, eben so aus dem
Raume zwischen der äuſsern und innern Hälfte des Chorions, wo desto mehr
Harnniederschlag sich findet. Der Embryo nimmt auſser dem Luftraume fast
die ganze Höhlung des Eies ein, denn der Dottersack ist auch in den Leib
des Embryo getreten. Mit dem neunzehnten Tage ungefähr beginnt dieses
Eintreten, indem der Dottersack nur von seiner nächsten Hülle umgeben dem
Darme folgt. Der Nabel ist nicht weit genug, um den Dottersack in seinem
ganzen Durchmesser durchzulassen. Es tritt daher zuerst nur der dem immer
mehr erweiterten Dottergange nahe gelegene Theil ein, indem er sich zu-
spitzt. Ist aber nur ein Theil des Dottersackes so durch den Nabel gegangen,
so erweitert er sich wiederum in der Bauchhöhle, und der Dottersack besteht
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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