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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Augen völlig unbedeckt. Am achten Tage sieht man rund um das Auge in der
Haut einen fast kreisförmigen Saum, nur nach innen ist der Kreis etwas verlän-
gert. Hier sieht man dagegen innerhalb des Saumes eine dünne Falte sich bil-
den, letztere ist die Nickhaut. Der kreisförmige Saum erhebt sich in Form einer
Falte gegen die Mitte, jedoch mehr von oben und von unten, als von beiden Sei-
ten. Dadurch wird allmählig eine Ellipse gebildet, welche am 10ten Tage noch
so weit ist, dass der grösste Theil des Auges unbedeckt bleibt. Die harte Augen-
haut ist sehr dünn. Die Gefässhaut hat noch einen länglichen Flecken ohne
Pigment, der, vom Eintritte des Sehnerven nach dem Rande zu immer schmaler
werdend, in ziemlicher Entfernung vom Rande aufhört. Dann sieht man aber
weiter nach aussen an der innern Fläche des Ciliarkörpers wieder einen weissen
Strich. Dieser schien jedoch nicht im Ciliarkörper, sondern auf seiner innern
Fläche aufzuliegen, und in einer Falte zu bestehen, aus der ich zuweilen eine (in
Weingeist geronnene) Masse hervorzog, die an die Campanula Halleri im Fisch-
auge erinnert. Ueberhaupt bildet die Netzhaut an dem pigmentlosen Streifen jetzt
eine deutliche Falte nach innen, die in dem Glaskörper sich eindrückt. Der Ci-
liarkörper wächst und ist an der hintern Fläche von einer dünnen Haut bedeckt,
die sich jetzt scharf von der Netzhaut sondert, und die ich früher schon als Strah-
lenblättchen bezeichnet habe. Sie scheint nämlich an der Linsenkapsel aufzuhö-
ren, oder mit ihr verwachsen zu seyn. Sehr deutlich ist es, dass die Netzhaut
mit aufgeworfenem, zuweilen gekerbtem Saume sich von dem Strahlenblättchen
sondert. Gegen Ende dieses Zeitraumes erscheint die Regenbogenhaut als ein
schmaler Ring an der Oeffnung der Gefässhaut. Sie ist noch ungefärbt.

v. Nase.

Der Nasengang stellt sich allmählig mehr horizontal, theils indem der
Schnabel mehr hervortritt, vorzüglich aber dadurch, dass der Oberkiefer, nach-
dem er den Stirnfortsatz erreicht hat, nach innen sich gegen den benachbarten
ausdehnt, und von der Schnabelspitze aus nach hinten zu immer mehr mit ihm
verwächst, wobei sich zugleich die Nasenscheidewand bildet. Dadurch werden
also die Gaumenbogen geformt. Vorn stossen sie an einander, nach hinten wer-
den sie durch einen Schlitz getrennt. In diesen Schlitz laufen die Nasengänge aus.
Gegen Ende dieses Zeitraumes fangen die Gaumenbogen schon an zu verknorpeln.
Die Muscheln wachsen aus der Nasengrube hervor gegen den Nasengang.

w. Ohr.

Der äussere Gehörgang ist weit und tief. Die Eustachische Röhre ist nicht
ganz so weit, als im frühern Zustande, aber noch nicht vom Keilbeine umfasst.
Spaltet man diese Röhre auf, so führt sie zum innern Ohr, welches mehrere Theile
zeigt, die ich nicht bestimmen kann, da ich ihrer Entwickelung nicht stufenweise
gefolgt bin. Unter andern sieht man eine weissliche Blase, noch von weicher

Augen völlig unbedeckt. Am achten Tage sieht man rund um das Auge in der
Haut einen fast kreisförmigen Saum, nur nach innen ist der Kreis etwas verlän-
gert. Hier sieht man dagegen innerhalb des Saumes eine dünne Falte sich bil-
den, letztere ist die Nickhaut. Der kreisförmige Saum erhebt sich in Form einer
Falte gegen die Mitte, jedoch mehr von oben und von unten, als von beiden Sei-
ten. Dadurch wird allmählig eine Ellipse gebildet, welche am 10ten Tage noch
so weit ist, daſs der gröſste Theil des Auges unbedeckt bleibt. Die harte Augen-
haut ist sehr dünn. Die Gefäſshaut hat noch einen länglichen Flecken ohne
Pigment, der, vom Eintritte des Sehnerven nach dem Rande zu immer schmaler
werdend, in ziemlicher Entfernung vom Rande aufhört. Dann sieht man aber
weiter nach auſsen an der innern Fläche des Ciliarkörpers wieder einen weiſsen
Strich. Dieser schien jedoch nicht im Ciliarkörper, sondern auf seiner innern
Fläche aufzuliegen, und in einer Falte zu bestehen, aus der ich zuweilen eine (in
Weingeist geronnene) Masse hervorzog, die an die Campanula Halleri im Fisch-
auge erinnert. Ueberhaupt bildet die Netzhaut an dem pigmentlosen Streifen jetzt
eine deutliche Falte nach innen, die in dem Glaskörper sich eindrückt. Der Ci-
liarkörper wächst und ist an der hintern Fläche von einer dünnen Haut bedeckt,
die sich jetzt scharf von der Netzhaut sondert, und die ich früher schon als Strah-
lenblättchen bezeichnet habe. Sie scheint nämlich an der Linsenkapsel aufzuhö-
ren, oder mit ihr verwachsen zu seyn. Sehr deutlich ist es, daſs die Netzhaut
mit aufgeworfenem, zuweilen gekerbtem Saume sich von dem Strahlenblättchen
sondert. Gegen Ende dieses Zeitraumes erscheint die Regenbogenhaut als ein
schmaler Ring an der Oeffnung der Gefäſshaut. Sie ist noch ungefärbt.

v. Nase.

Der Nasengang stellt sich allmählig mehr horizontal, theils indem der
Schnabel mehr hervortritt, vorzüglich aber dadurch, daſs der Oberkiefer, nach-
dem er den Stirnfortsatz erreicht hat, nach innen sich gegen den benachbarten
ausdehnt, und von der Schnabelspitze aus nach hinten zu immer mehr mit ihm
verwächst, wobei sich zugleich die Nasenscheidewand bildet. Dadurch werden
also die Gaumenbogen geformt. Vorn stoſsen sie an einander, nach hinten wer-
den sie durch einen Schlitz getrennt. In diesen Schlitz laufen die Nasengänge aus.
Gegen Ende dieses Zeitraumes fangen die Gaumenbogen schon an zu verknorpeln.
Die Muscheln wachsen aus der Nasengrube hervor gegen den Nasengang.

w. Ohr.

Der äuſsere Gehörgang ist weit und tief. Die Eustachische Röhre ist nicht
ganz so weit, als im frühern Zustande, aber noch nicht vom Keilbeine umfaſst.
Spaltet man diese Röhre auf, so führt sie zum innern Ohr, welches mehrere Theile
zeigt, die ich nicht bestimmen kann, da ich ihrer Entwickelung nicht stufenweise
gefolgt bin. Unter andern sieht man eine weiſsliche Blase, noch von weicher

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[122/0152] Augen völlig unbedeckt. Am achten Tage sieht man rund um das Auge in der Haut einen fast kreisförmigen Saum, nur nach innen ist der Kreis etwas verlän- gert. Hier sieht man dagegen innerhalb des Saumes eine dünne Falte sich bil- den, letztere ist die Nickhaut. Der kreisförmige Saum erhebt sich in Form einer Falte gegen die Mitte, jedoch mehr von oben und von unten, als von beiden Sei- ten. Dadurch wird allmählig eine Ellipse gebildet, welche am 10ten Tage noch so weit ist, daſs der gröſste Theil des Auges unbedeckt bleibt. Die harte Augen- haut ist sehr dünn. Die Gefäſshaut hat noch einen länglichen Flecken ohne Pigment, der, vom Eintritte des Sehnerven nach dem Rande zu immer schmaler werdend, in ziemlicher Entfernung vom Rande aufhört. Dann sieht man aber weiter nach auſsen an der innern Fläche des Ciliarkörpers wieder einen weiſsen Strich. Dieser schien jedoch nicht im Ciliarkörper, sondern auf seiner innern Fläche aufzuliegen, und in einer Falte zu bestehen, aus der ich zuweilen eine (in Weingeist geronnene) Masse hervorzog, die an die Campanula Halleri im Fisch- auge erinnert. Ueberhaupt bildet die Netzhaut an dem pigmentlosen Streifen jetzt eine deutliche Falte nach innen, die in dem Glaskörper sich eindrückt. Der Ci- liarkörper wächst und ist an der hintern Fläche von einer dünnen Haut bedeckt, die sich jetzt scharf von der Netzhaut sondert, und die ich früher schon als Strah- lenblättchen bezeichnet habe. Sie scheint nämlich an der Linsenkapsel aufzuhö- ren, oder mit ihr verwachsen zu seyn. Sehr deutlich ist es, daſs die Netzhaut mit aufgeworfenem, zuweilen gekerbtem Saume sich von dem Strahlenblättchen sondert. Gegen Ende dieses Zeitraumes erscheint die Regenbogenhaut als ein schmaler Ring an der Oeffnung der Gefäſshaut. Sie ist noch ungefärbt. Der Nasengang stellt sich allmählig mehr horizontal, theils indem der Schnabel mehr hervortritt, vorzüglich aber dadurch, daſs der Oberkiefer, nach- dem er den Stirnfortsatz erreicht hat, nach innen sich gegen den benachbarten ausdehnt, und von der Schnabelspitze aus nach hinten zu immer mehr mit ihm verwächst, wobei sich zugleich die Nasenscheidewand bildet. Dadurch werden also die Gaumenbogen geformt. Vorn stoſsen sie an einander, nach hinten wer- den sie durch einen Schlitz getrennt. In diesen Schlitz laufen die Nasengänge aus. Gegen Ende dieses Zeitraumes fangen die Gaumenbogen schon an zu verknorpeln. Die Muscheln wachsen aus der Nasengrube hervor gegen den Nasengang. Der äuſsere Gehörgang ist weit und tief. Die Eustachische Röhre ist nicht ganz so weit, als im frühern Zustande, aber noch nicht vom Keilbeine umfaſst. Spaltet man diese Röhre auf, so führt sie zum innern Ohr, welches mehrere Theile zeigt, die ich nicht bestimmen kann, da ich ihrer Entwickelung nicht stufenweise gefolgt bin. Unter andern sieht man eine weiſsliche Blase, noch von weicher

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/152>, abgerufen am 27.11.2024.