Bogen haben sich etwas verdickt, am meisten freilich die beiden ersten, und ihre untern Enden werden nicht bloss durch eine dünne Haut verbunden, wie am dritten Tage, sondern sie sind zusammengerückt, und in der Mittellinie liegt ein Streifen festeren Bildungsgewebes, ähnlich der mittlern Knochenreihe im Kiemengerüste der Fische. Spaltet man die Rachenhöhle auf, so sieht man, wie sie vorn breiter ist und nach hinten sich trichterförmig verengt. Im vordern Theile ist eine etwas verdickte, aber noch wenig isolirte Stelle über den beiden ersten Kiemenbogen. Diese verdickte Stelle zeigt nach hinten schon zwei kurze Schenkel. Ich halte sie für die erste Anlage des Zungenbeins.
Da der stärkste Strom des Blutes durch den dritten und vierten Gefässbogen geht, so wird jetzt noch ein grösserer Theil der Aortenwurzel zur Kopfschlag- ader. An diesem Tage fand ich ausser derselben ein Gefäss, das ich für die Wirbelschlagader hielt. Das Blut, das auf das Hirn geführt wird, breitet sich fast strahlenförmig in mehrere Bogen über die Hirnblasen aus, und sammelt sich in Venen, von denen eine in Form eines Blutleiters in der Mittellinie der Vierhügel liegt. Aus der Aorta gehen sehr deutliche Gefässzweige in alle Wirbelzwischen- räume ein. Im Gefässhofe liegen Venen und Aorten mit ihren Verzweigungen dicht neben einander.
s. Wirbel.
Die Wirbelanlagen in den Rückenplatten verläugern sich nach unten gegen die Wirbelsaite, wodurch der Stamm der Wirbelsäule mehr ausgebildet wird; nach oben erreichen sie sich aber nicht.
t. Extremi- täten.
Die Extremitäten verwandeln sich aus Leisten in Blätter, welche hinten breiter und zugerundet sind, und nicht mehr auf dem Rande der Bauchplatte zu sitzen scheinen, sondern, da diese breiter geworden sind, auch auf der Furche zwischen den Bauch- und Rückenplatten ihre Basis haben.
u. Central- theil des Ner- vensystems.
Im Rückenmarke bilden sich beide Blätter mehr aus und sondern sich von einer äusserst zarten Hülle, welche noch sehr eng an den Rückenmarksblättern anliegt, und kaum ohne Verletzung getrennt werden kann. Ich habe daher nicht unterscheiden können, ob die Rückenmarksblätter oben mit einander verwachsen sind, oder nicht, doch scheinen sie bloss von der Hülle zusammengehalten, nach unten sind sie aber durch eine dünne Masse verbunden, die nicht zur Hülle gehört. In jedem Blatte zeigt eine deutliche innere Furche eine Theilung in einen obern und einen untern Strang an, von denen der untere stärker ist. Im verlängerten Marke legen sich beide Blätter weit aus einander; die Kräuselungen, die man am dritten Tage sah, sind zu deutlichen Queerstreifen geworden. Die vierte Hirnhöhle ist noch von einem Blatte bedeckt, das Nervenmasse zu enthalten scheint. Nicht nur zeigt es unter dem Microscope diese Ansicht, sondern es wird auch im Wein-
Bogen haben sich etwas verdickt, am meisten freilich die beiden ersten, und ihre untern Enden werden nicht bloſs durch eine dünne Haut verbunden, wie am dritten Tage, sondern sie sind zusammengerückt, und in der Mittellinie liegt ein Streifen festeren Bildungsgewebes, ähnlich der mittlern Knochenreihe im Kiemengerüste der Fische. Spaltet man die Rachenhöhle auf, so sieht man, wie sie vorn breiter ist und nach hinten sich trichterförmig verengt. Im vordern Theile ist eine etwas verdickte, aber noch wenig isolirte Stelle über den beiden ersten Kiemenbogen. Diese verdickte Stelle zeigt nach hinten schon zwei kurze Schenkel. Ich halte sie für die erste Anlage des Zungenbeins.
Da der stärkste Strom des Blutes durch den dritten und vierten Gefäſsbogen geht, so wird jetzt noch ein gröſserer Theil der Aortenwurzel zur Kopfschlag- ader. An diesem Tage fand ich auſser derselben ein Gefäſs, das ich für die Wirbelschlagader hielt. Das Blut, das auf das Hirn geführt wird, breitet sich fast strahlenförmig in mehrere Bogen über die Hirnblasen aus, und sammelt sich in Venen, von denen eine in Form eines Blutleiters in der Mittellinie der Vierhügel liegt. Aus der Aorta gehen sehr deutliche Gefäſszweige in alle Wirbelzwischen- räume ein. Im Gefäſshofe liegen Venen und Aorten mit ihren Verzweigungen dicht neben einander.
s. Wirbel.
Die Wirbelanlagen in den Rückenplatten verläugern sich nach unten gegen die Wirbelsaite, wodurch der Stamm der Wirbelsäule mehr ausgebildet wird; nach oben erreichen sie sich aber nicht.
t. Extremi- täten.
Die Extremitäten verwandeln sich aus Leisten in Blätter, welche hinten breiter und zugerundet sind, und nicht mehr auf dem Rande der Bauchplatte zu sitzen scheinen, sondern, da diese breiter geworden sind, auch auf der Furche zwischen den Bauch- und Rückenplatten ihre Basis haben.
u. Central- theil des Ner- vensystems.
Im Rückenmarke bilden sich beide Blätter mehr aus und sondern sich von einer äuſserst zarten Hülle, welche noch sehr eng an den Rückenmarksblättern anliegt, und kaum ohne Verletzung getrennt werden kann. Ich habe daher nicht unterscheiden können, ob die Rückenmarksblätter oben mit einander verwachsen sind, oder nicht, doch scheinen sie bloſs von der Hülle zusammengehalten, nach unten sind sie aber durch eine dünne Masse verbunden, die nicht zur Hülle gehört. In jedem Blatte zeigt eine deutliche innere Furche eine Theilung in einen obern und einen untern Strang an, von denen der untere stärker ist. Im verlängerten Marke legen sich beide Blätter weit aus einander; die Kräuselungen, die man am dritten Tage sah, sind zu deutlichen Queerstreifen geworden. Die vierte Hirnhöhle ist noch von einem Blatte bedeckt, das Nervenmasse zu enthalten scheint. Nicht nur zeigt es unter dem Microscope diese Ansicht, sondern es wird auch im Wein-
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Bogen haben sich etwas verdickt, am meisten freilich die beiden ersten, und ihre
untern Enden werden nicht bloſs durch eine dünne Haut verbunden, wie am
dritten Tage, sondern sie sind zusammengerückt, und in der Mittellinie liegt
ein Streifen festeren Bildungsgewebes, ähnlich der mittlern Knochenreihe im
Kiemengerüste der Fische. Spaltet man die Rachenhöhle auf, so sieht man,
wie sie vorn breiter ist und nach hinten sich trichterförmig verengt. Im vordern
Theile ist eine etwas verdickte, aber noch wenig isolirte Stelle über den beiden
ersten Kiemenbogen. Diese verdickte Stelle zeigt nach hinten schon zwei kurze
Schenkel. Ich halte sie für die erste Anlage des Zungenbeins.
Da der stärkste Strom des Blutes durch den dritten und vierten Gefäſsbogen
geht, so wird jetzt noch ein gröſserer Theil der Aortenwurzel zur Kopfschlag-
ader. An diesem Tage fand ich auſser derselben ein Gefäſs, das ich für die
Wirbelschlagader hielt. Das Blut, das auf das Hirn geführt wird, breitet sich
fast strahlenförmig in mehrere Bogen über die Hirnblasen aus, und sammelt sich in
Venen, von denen eine in Form eines Blutleiters in der Mittellinie der Vierhügel
liegt. Aus der Aorta gehen sehr deutliche Gefäſszweige in alle Wirbelzwischen-
räume ein. Im Gefäſshofe liegen Venen und Aorten mit ihren Verzweigungen
dicht neben einander.
Die Wirbelanlagen in den Rückenplatten verläugern sich nach unten gegen
die Wirbelsaite, wodurch der Stamm der Wirbelsäule mehr ausgebildet wird;
nach oben erreichen sie sich aber nicht.
Die Extremitäten verwandeln sich aus Leisten in Blätter, welche hinten
breiter und zugerundet sind, und nicht mehr auf dem Rande der Bauchplatte zu
sitzen scheinen, sondern, da diese breiter geworden sind, auch auf der Furche
zwischen den Bauch- und Rückenplatten ihre Basis haben.
Im Rückenmarke bilden sich beide Blätter mehr aus und sondern sich von
einer äuſserst zarten Hülle, welche noch sehr eng an den Rückenmarksblättern
anliegt, und kaum ohne Verletzung getrennt werden kann. Ich habe daher nicht
unterscheiden können, ob die Rückenmarksblätter oben mit einander verwachsen
sind, oder nicht, doch scheinen sie bloſs von der Hülle zusammengehalten, nach
unten sind sie aber durch eine dünne Masse verbunden, die nicht zur Hülle gehört.
In jedem Blatte zeigt eine deutliche innere Furche eine Theilung in einen obern
und einen untern Strang an, von denen der untere stärker ist. Im verlängerten
Marke legen sich beide Blätter weit aus einander; die Kräuselungen, die man am
dritten Tage sah, sind zu deutlichen Queerstreifen geworden. Die vierte Hirnhöhle
ist noch von einem Blatte bedeckt, das Nervenmasse zu enthalten scheint. Nicht
nur zeigt es unter dem Microscope diese Ansicht, sondern es wird auch im Wein-
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/104>, abgerufen am 20.07.2024.
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