Viertes Capitel. Von dem uneigentlichen verminderten harmonischen Dreyklange.
§. 1.
Der uneigentliche verminderte Dreyklang hat, im vier- stimmigen Accompagnement, ausser der falschen Quinte noch die kleine Terz und Octave bey sich. Bey der drey- stimmigen Begleitung bleibt die Octave weg.
§. 2.
Er wird entweder gar nicht, oder durch die gewöhn- liche Signatur der falschen Quinte ([5b]) angedeutet. In den Ton- arten mit Creutzen kann, statt des runden Bees, ein viereckigtes bey der 5 stehen (5). Zuweilen stehen die übrigen Ziffern dieses Dreyklanges noch mit über der Grundnote.
§. 3.
Das Zeichen der falschen Quinte allein wird oft der Bequemlichkeit wegen über Grundnoten gesetzt, wo dieses Inter- vall die Sexte bey sich hat. Die Modulation muß alsdenn ent- scheiden, ob unser Dreyklang, oder der Sextquintenaccord gegrif- fen werden soll. Im erstern Falle setzt der Herr Capellmeister Telemann mit gutem Grunde in seinen Bezifferungen einen Bogen über die @. Das Versetzungszeichen behält diese Ziffer demohngeachtet, wenn es nöthig ist (@). Hierdurch wird aller Verwirrung vorgebeuget, und die Ungeübten, welche noch nicht hinlängliche Einsichten in die Modulation haben, werden aus einer grossen Verlegenheit gezogen.
§. 4.
H 3
Viertes Capitel. Von dem uneigentlichen verminderten harmoniſchen Dreyklange.
§. 1.
Der uneigentliche verminderte Dreyklang hat, im vier- ſtimmigen Accompagnement, auſſer der falſchen Quinte noch die kleine Terz und Octave bey ſich. Bey der drey- ſtimmigen Begleitung bleibt die Octave weg.
§. 2.
Er wird entweder gar nicht, oder durch die gewöhn- liche Signatur der falſchen Quinte ([5b]) angedeutet. In den Ton- arten mit Creutzen kann, ſtatt des runden Bees, ein viereckigtes bey der 5 ſtehen (5♮). Zuweilen ſtehen die übrigen Ziffern dieſes Dreyklanges noch mit über der Grundnote.
§. 3.
Das Zeichen der falſchen Quinte allein wird oft der Bequemlichkeit wegen über Grundnoten geſetzt, wo dieſes Inter- vall die Sexte bey ſich hat. Die Modulation muß alsdenn ent- ſcheiden, ob unſer Dreyklang, oder der Sextquintenaccord gegrif- fen werden ſoll. Im erſtern Falle ſetzt der Herr Capellmeiſter Telemann mit gutem Grunde in ſeinen Bezifferungen einen Bogen über die . Das Verſetzungszeichen behält dieſe Ziffer demohngeachtet, wenn es nöthig iſt (). Hierdurch wird aller Verwirrung vorgebeuget, und die Ungeübten, welche noch nicht hinlängliche Einſichten in die Modulation haben, werden aus einer groſſen Verlegenheit gezogen.
§. 4.
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Viertes Capitel.
Von dem uneigentlichen verminderten harmoniſchen
Dreyklange.
§. 1.
Der uneigentliche verminderte Dreyklang hat, im vier-
ſtimmigen Accompagnement, auſſer der falſchen Quinte
noch die kleine Terz und Octave bey ſich. Bey der drey-
ſtimmigen Begleitung bleibt die Octave weg.
§. 2. Er wird entweder gar nicht, oder durch die gewöhn-
liche Signatur der falſchen Quinte (5b) angedeutet. In den Ton-
arten mit Creutzen kann, ſtatt des runden Bees, ein viereckigtes
bey der 5 ſtehen (5♮). Zuweilen ſtehen die übrigen Ziffern dieſes
Dreyklanges noch mit über der Grundnote.
§. 3. Das Zeichen der falſchen Quinte allein wird oft der
Bequemlichkeit wegen über Grundnoten geſetzt, wo dieſes Inter-
vall die Sexte bey ſich hat. Die Modulation muß alsdenn ent-
ſcheiden, ob unſer Dreyklang, oder der Sextquintenaccord gegrif-
fen werden ſoll. Im erſtern Falle ſetzt der Herr Capellmeiſter
Telemann mit gutem Grunde in ſeinen Bezifferungen einen
Bogen über die . Das Verſetzungszeichen behält dieſe Ziffer
demohngeachtet, wenn es nöthig iſt (). Hierdurch wird
aller Verwirrung vorgebeuget, und die Ungeübten, welche noch
nicht hinlängliche Einſichten in die Modulation haben, werden
aus einer groſſen Verlegenheit gezogen.
§. 4.
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/71>, abgerufen am 22.02.2025.
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