Bey der zweystimmigen Begleitung nimmt man, wenn es kein andrer Umstand hindert, die Terz allein.
§. 15.
Man merke sich, um auf dem System einen ge- meinen Accord leicht finden zu lernen, daß Noten auf drey Li- nien oder drey Spatiis, welche zunächst über einander sind, einen Dreyklang abgeben.
§. 16.
Wenn ich zween Töne greife, wo drey Tasten dar- zwischen sind, so habe ich die grosse Terz; sind aber nur zwo Tasten in der Mitte, so ist die Terz klein.
§. 17.
Die Gegenbewegung ist überhaupt beym Accom- pagnement die schönste und sicherste, besonders bey unsern Accorden; man entgehet dadurch den offenbaren und verdeckten Quin- ten und Octaven.
§. 18.
Verdeckte Quinten und Octaven erkennt man, wenn bey zwoen in der gleichen Bewegung springenden Stim- men die ledigen Intervalle ausgefüllt werden, und bey dieser Ausfüllung in einigen von den letzten Noten Quinten und Octa- ven vorkommen:
[Abbildung]
§. 19.
Man kann sie noch eher in den Mittelstimmen unter sich, und gegen den Baß, als in der Oberstimme gegen den Baß erlauben, weil bey der letztern auf eine genaue Reinig- keit und auf den guten Gesang hauptsächlich gesehen werden muß; diese Progreßion aber macht einen unreinen, und folglich schlechten Gesang.
§. 20.
Folgende verdeckte Quinten können auch in den äussersten Stimmen angehen:
Z. E.
Zweytes Capitel. Erſter Abſchnitt.
§. 14.
Bey der zweyſtimmigen Begleitung nimmt man, wenn es kein andrer Umſtand hindert, die Terz allein.
§. 15.
Man merke ſich, um auf dem Syſtem einen ge- meinen Accord leicht finden zu lernen, daß Noten auf drey Li- nien oder drey Spatiis, welche zunächſt über einander ſind, einen Dreyklang abgeben.
§. 16.
Wenn ich zween Töne greife, wo drey Taſten dar- zwiſchen ſind, ſo habe ich die groſſe Terz; ſind aber nur zwo Taſten in der Mitte, ſo iſt die Terz klein.
§. 17.
Die Gegenbewegung iſt überhaupt beym Accom- pagnement die ſchönſte und ſicherſte, beſonders bey unſern Accorden; man entgehet dadurch den offenbaren und verdeckten Quin- ten und Octaven.
§. 18.
Verdeckte Quinten und Octaven erkennt man, wenn bey zwoen in der gleichen Bewegung ſpringenden Stim- men die ledigen Intervalle ausgefüllt werden, und bey dieſer Ausfüllung in einigen von den letzten Noten Quinten und Octa- ven vorkommen:
[Abbildung]
§. 19.
Man kann ſie noch eher in den Mittelſtimmen unter ſich, und gegen den Baß, als in der Oberſtimme gegen den Baß erlauben, weil bey der letztern auf eine genaue Reinig- keit und auf den guten Geſang hauptſächlich geſehen werden muß; dieſe Progreßion aber macht einen unreinen, und folglich ſchlechten Geſang.
§. 20.
Folgende verdeckte Quinten können auch in den äuſſerſten Stimmen angehen:
Z. E.
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Zweytes Capitel. Erſter Abſchnitt.
§. 14. Bey der zweyſtimmigen Begleitung nimmt man,
wenn es kein andrer Umſtand hindert, die Terz allein.
§. 15. Man merke ſich, um auf dem Syſtem einen ge-
meinen Accord leicht finden zu lernen, daß Noten auf drey Li-
nien oder drey Spatiis, welche zunächſt über einander ſind, einen
Dreyklang abgeben.
§. 16. Wenn ich zween Töne greife, wo drey Taſten dar-
zwiſchen ſind, ſo habe ich die groſſe Terz; ſind aber nur zwo
Taſten in der Mitte, ſo iſt die Terz klein.
§. 17. Die Gegenbewegung iſt überhaupt beym Accom-
pagnement die ſchönſte und ſicherſte, beſonders bey unſern Accorden;
man entgehet dadurch den offenbaren und verdeckten Quin-
ten und Octaven.
§. 18. Verdeckte Quinten und Octaven erkennt man,
wenn bey zwoen in der gleichen Bewegung ſpringenden Stim-
men die ledigen Intervalle ausgefüllt werden, und bey dieſer
Ausfüllung in einigen von den letzten Noten Quinten und Octa-
ven vorkommen:
[Abbildung]
§. 19. Man kann ſie noch eher in den Mittelſtimmen
unter ſich, und gegen den Baß, als in der Oberſtimme gegen
den Baß erlauben, weil bey der letztern auf eine genaue Reinig-
keit und auf den guten Geſang hauptſächlich geſehen werden muß;
dieſe Progreßion aber macht einen unreinen, und folglich ſchlechten
Geſang.
§. 20. Folgende verdeckte Quinten können auch in den
äuſſerſten Stimmen angehen:
Z. E.
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/44>, abgerufen am 22.02.2025.
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