sie vorbereitet und auflöset, d. i. wenn sie vorher als Con- sonanzen schon da sind, und nachher wieder zu Consonanzen wer- den. Sie klingen einfach widrig genug, folglich darf man sie nicht verdoppeln; ihre Auflösung ist nöthig, folglich würde diese Verdoppelung verbotene Octaven hervorbringen.
§. 59.
Damit wir bey dieser Gelegenheit einen deutlichen Begriff von dem Gebrauch der Dissonanzen überhaupt bekommen, so sehen wir bey dem ersten Tacte in folgenden Exempeln ihre Vor- bereitung, und bey dem zweyten ihre Auflösung, vermöge wel- cher sie entweder eine Stufe herunter oder hinauf treten:
[Abbildung]
§. 60.
Die Auflösung ist bey den Dissonanzen ganz und gar nothwendig, aber die Vorbereitung nicht allezeit. Wir wer- den weiter unten von ein paar Fällen handeln, wo ebenfals die Auflösung wegbleiben kann.
§. 61.
Ueber liegenden, oder in einem Tone bleibenden Baßnoten können alle Dissonanzen unvorbereitet angeschlagen werden. Weil hier keine Vorbereitung wegen der Unbeweglich- keit des Basses möglich ist: so wird dieser Mangel durch diese Unbeweglichkeit ersetzet.
§. 62.
Aber auch ausser diesem Falle können viele Disso- nanzen bisweilen unvorbereitet vorkommen.
§. 63.
Ein neu hinzugefügtes Versetzungszeichen, welches eine vorbereitete Dissonanz noch mehr erniedrigt, hebt die Vorberei- tung nicht auf. Es folgt dieses aus dem, was wir im eilften § angeführet haben:
Z. E.
Erſtes Capitel.
ſie vorbereitet und auflöſet, d. i. wenn ſie vorher als Con- ſonanzen ſchon da ſind, und nachher wieder zu Conſonanzen wer- den. Sie klingen einfach widrig genug, folglich darf man ſie nicht verdoppeln; ihre Auflöſung iſt nöthig, folglich würde dieſe Verdoppelung verbotene Octaven hervorbringen.
§. 59.
Damit wir bey dieſer Gelegenheit einen deutlichen Begriff von dem Gebrauch der Diſſonanzen überhaupt bekommen, ſo ſehen wir bey dem erſten Tacte in folgenden Exempeln ihre Vor- bereitung, und bey dem zweyten ihre Auflöſung, vermöge wel- cher ſie entweder eine Stufe herunter oder hinauf treten:
[Abbildung]
§. 60.
Die Auflöſung iſt bey den Diſſonanzen ganz und gar nothwendig, aber die Vorbereitung nicht allezeit. Wir wer- den weiter unten von ein paar Fällen handeln, wo ebenfals die Auflöſung wegbleiben kann.
§. 61.
Ueber liegenden, oder in einem Tone bleibenden Baßnoten können alle Diſſonanzen unvorbereitet angeſchlagen werden. Weil hier keine Vorbereitung wegen der Unbeweglich- keit des Baſſes möglich iſt: ſo wird dieſer Mangel durch dieſe Unbeweglichkeit erſetzet.
§. 62.
Aber auch auſſer dieſem Falle können viele Diſſo- nanzen bisweilen unvorbereitet vorkommen.
§. 63.
Ein neu hinzugefügtes Verſetzungszeichen, welches eine vorbereitete Diſſonanz noch mehr erniedrigt, hebt die Vorberei- tung nicht auf. Es folgt dieſes aus dem, was wir im eilften § angeführet haben:
Z. E.
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Erſtes Capitel.
ſie vorbereitet und auflöſet, d. i. wenn ſie vorher als Con-
ſonanzen ſchon da ſind, und nachher wieder zu Conſonanzen wer-
den. Sie klingen einfach widrig genug, folglich darf man ſie
nicht verdoppeln; ihre Auflöſung iſt nöthig, folglich würde dieſe
Verdoppelung verbotene Octaven hervorbringen.
§. 59. Damit wir bey dieſer Gelegenheit einen deutlichen
Begriff von dem Gebrauch der Diſſonanzen überhaupt bekommen,
ſo ſehen wir bey dem erſten Tacte in folgenden Exempeln ihre Vor-
bereitung, und bey dem zweyten ihre Auflöſung, vermöge wel-
cher ſie entweder eine Stufe herunter oder hinauf treten:
[Abbildung]
§. 60. Die Auflöſung iſt bey den Diſſonanzen ganz und
gar nothwendig, aber die Vorbereitung nicht allezeit. Wir wer-
den weiter unten von ein paar Fällen handeln, wo ebenfals die
Auflöſung wegbleiben kann.
§. 61. Ueber liegenden, oder in einem Tone bleibenden
Baßnoten können alle Diſſonanzen unvorbereitet angeſchlagen
werden. Weil hier keine Vorbereitung wegen der Unbeweglich-
keit des Baſſes möglich iſt: ſo wird dieſer Mangel durch dieſe
Unbeweglichkeit erſetzet.
§. 62. Aber auch auſſer dieſem Falle können viele Diſſo-
nanzen bisweilen unvorbereitet vorkommen.
§. 63. Ein neu hinzugefügtes Verſetzungszeichen, welches
eine vorbereitete Diſſonanz noch mehr erniedrigt, hebt die Vorberei-
tung nicht auf. Es folgt dieſes aus dem, was wir im eilften
§ angeführet haben:
Z. E.
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/36>, abgerufen am 16.02.2025.
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