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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünf und zwanzigstes Capitel.
[Abbildung]

§. 17.

In den Exempeln bey (a), welche man zuweilen
antrifft, sollten in der Grundstimme Punkte auf die Achttheile
folgen, wie wir in der zweyten Vorbildung aller dieser Exempel
sehen. Der einmahl festgesetzte Vortrag dieser Vorschläge machet
diese Exempel falsch, woran eine Zerstreuung oder eine Unwissen-
heit Schuld seyn kann. Wenn man die Vorschläge ausschriebe,
und ordentlich nach ihrer Geltung in den Tackt mit eintheilete,
so würden solche Fehler nicht vorkommen. Es entstehet durch den
Vortrag dieser Vorschläge gegen die Grundstimme eine unleid-
liche Härte, an statt, daß man sonst bey allen Vorschlägen das
Schmeichelnde zum Endzweck hat. Oft kann man sich hier nicht
einmahl durch Pausen helfen, welche die Auflösung der Vorschläge
oder den Abzug abwarten, indem nachher die rechte Hand bey
dieser Auflösung wieder einfällt. Der Vorschlag, der Abzug, alles
dissonirt bey der Fortschreitung der Grundstimme. Es fliessen aus
diesen Exempeln entweder gar keine, oder wenigstens keine natür-
lichen, und folglich guten Mittelstimmen. Ein sicheres Kennzeichen
eines schlechten, oder wenigstens nicht recht überdachten Satzes.
Wer bey der Composition richtig denken will, der muß Melodie
und Harmonie zugleich denken. Es sind nicht leicht Exempel

mög-

Fünf und zwanzigſtes Capitel.
[Abbildung]

§. 17.

In den Exempeln bey (a), welche man zuweilen
antrifft, ſollten in der Grundſtimme Punkte auf die Achttheile
folgen, wie wir in der zweyten Vorbildung aller dieſer Exempel
ſehen. Der einmahl feſtgeſetzte Vortrag dieſer Vorſchläge machet
dieſe Exempel falſch, woran eine Zerſtreuung oder eine Unwiſſen-
heit Schuld ſeyn kann. Wenn man die Vorſchläge ausſchriebe,
und ordentlich nach ihrer Geltung in den Tackt mit eintheilete,
ſo würden ſolche Fehler nicht vorkommen. Es entſtehet durch den
Vortrag dieſer Vorſchläge gegen die Grundſtimme eine unleid-
liche Härte, an ſtatt, daß man ſonſt bey allen Vorſchlägen das
Schmeichelnde zum Endzweck hat. Oft kann man ſich hier nicht
einmahl durch Pauſen helfen, welche die Auflöſung der Vorſchläge
oder den Abzug abwarten, indem nachher die rechte Hand bey
dieſer Auflöſung wieder einfällt. Der Vorſchlag, der Abzug, alles
diſſonirt bey der Fortſchreitung der Grundſtimme. Es flieſſen aus
dieſen Exempeln entweder gar keine, oder wenigſtens keine natür-
lichen, und folglich guten Mittelſtimmen. Ein ſicheres Kennzeichen
eines ſchlechten, oder wenigſtens nicht recht überdachten Satzes.
Wer bey der Compoſition richtig denken will, der muß Melodie
und Harmonie zugleich denken. Es ſind nicht leicht Exempel

mög-
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[212/0222] Fünf und zwanzigſtes Capitel. [Abbildung] §. 17.In den Exempeln bey (a), welche man zuweilen antrifft, ſollten in der Grundſtimme Punkte auf die Achttheile folgen, wie wir in der zweyten Vorbildung aller dieſer Exempel ſehen. Der einmahl feſtgeſetzte Vortrag dieſer Vorſchläge machet dieſe Exempel falſch, woran eine Zerſtreuung oder eine Unwiſſen- heit Schuld ſeyn kann. Wenn man die Vorſchläge ausſchriebe, und ordentlich nach ihrer Geltung in den Tackt mit eintheilete, ſo würden ſolche Fehler nicht vorkommen. Es entſtehet durch den Vortrag dieſer Vorſchläge gegen die Grundſtimme eine unleid- liche Härte, an ſtatt, daß man ſonſt bey allen Vorſchlägen das Schmeichelnde zum Endzweck hat. Oft kann man ſich hier nicht einmahl durch Pauſen helfen, welche die Auflöſung der Vorſchläge oder den Abzug abwarten, indem nachher die rechte Hand bey dieſer Auflöſung wieder einfällt. Der Vorſchlag, der Abzug, alles diſſonirt bey der Fortſchreitung der Grundſtimme. Es flieſſen aus dieſen Exempeln entweder gar keine, oder wenigſtens keine natür- lichen, und folglich guten Mittelſtimmen. Ein ſicheres Kennzeichen eines ſchlechten, oder wenigſtens nicht recht überdachten Satzes. Wer bey der Compoſition richtig denken will, der muß Melodie und Harmonie zugleich denken. Es ſind nicht leicht Exempel mög-

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/222>, abgerufen am 24.11.2024.