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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Das erste Hauptstück.
Tab. III.aber, daß man das verbunden ist zu thun, was man in weni-
gen Veränderungen ohne Unbequemlichkeit verrichten kan.

§. 93.

Jn den Probe-Stücken finden sich ein paar Stellen,
wo wider die gegebene Regel, in einer einzeln Stimme der kleine
Finger gebraucht wird an einem Orte, wo die Weite der Pas-
sagie nicht mit ihm zu Ende gehet. Die Abbildung beyder Pas-
sagien findet sich bey Fig. LXIV. Der erstere Fall ist durch die
mäßige Zeit-Maaß der Noten zu entschuldigen. Man darf dieses
Ueberschlagen nicht anders gebrauchen, als wenn der vierte längere
Finger über den auf eine der untersten Tasten liegenden kleinen,
auf einen halben Ton ziemlich bequem durch eine kleine Wendung
der Hand klettern kan, und dieses muß nur einmal und nicht
öfter hinter einander geschehen. Der andere Fall ist ein Zeichen
der nöthigen Zusammenziehung der Hand und wird durch die Hal-
tung erleichtert; ausserdem aber ist diese Art von Applicatur falsch.
Da die Zeit-Maaß des gantzen Stückes sehr geschwind ist, so
möchte die Einsetzung zweyer Finger auf das f fast schwerer ge-
wesen seyn, als dieses Zusammenziehen. Die Hand wird bey
diesem Falle gleichfalls etwas weniges nach der rechten Seite ge-
wendet. Das Einsetzen in eben demselben Stücke auf einer
kürtzern Note vor einer Manier, hat nicht vermieden werden
können, oder man hätte einen ungewissen Sprung wagen müssen.
Wir werden dieses aus der Erklärung dieser Manier deutlicher
begreifen.

§. 94.

Jn Stücken von drey und mehrern Stimmen, wo
jede Stimme ihren ausdrücklichen Gesang behält, ereignen sich
dann und wann Fälle, wo beyde Hände abwechseln müssen,
wenn die Gattung der Noten genau beobachtet werden soll, ob-
gleich nach dem Noten-Plane der Gang nur einer Hand allein
zu gehören scheinet. Fig. LXV.

§. 95.

Das erſte Hauptſtuͤck.
Tab. III.aber, daß man das verbunden iſt zu thun, was man in weni-
gen Veraͤnderungen ohne Unbequemlichkeit verrichten kan.

§. 93.

Jn den Probe-Stuͤcken finden ſich ein paar Stellen,
wo wider die gegebene Regel, in einer einzeln Stimme der kleine
Finger gebraucht wird an einem Orte, wo die Weite der Paſ-
ſagie nicht mit ihm zu Ende gehet. Die Abbildung beyder Paſ-
ſagien findet ſich bey Fig. LXIV. Der erſtere Fall iſt durch die
maͤßige Zeit-Maaß der Noten zu entſchuldigen. Man darf dieſes
Ueberſchlagen nicht anders gebrauchen, als wenn der vierte laͤngere
Finger uͤber den auf eine der unterſten Taſten liegenden kleinen,
auf einen halben Ton ziemlich bequem durch eine kleine Wendung
der Hand klettern kan, und dieſes muß nur einmal und nicht
oͤfter hinter einander geſchehen. Der andere Fall iſt ein Zeichen
der noͤthigen Zuſammenziehung der Hand und wird durch die Hal-
tung erleichtert; auſſerdem aber iſt dieſe Art von Applicatur falſch.
Da die Zeit-Maaß des gantzen Stuͤckes ſehr geſchwind iſt, ſo
moͤchte die Einſetzung zweyer Finger auf das f faſt ſchwerer ge-
weſen ſeyn, als dieſes Zuſammenziehen. Die Hand wird bey
dieſem Falle gleichfalls etwas weniges nach der rechten Seite ge-
wendet. Das Einſetzen in eben demſelben Stuͤcke auf einer
kuͤrtzern Note vor einer Manier, hat nicht vermieden werden
koͤnnen, oder man haͤtte einen ungewiſſen Sprung wagen muͤſſen.
Wir werden dieſes aus der Erklaͤrung dieſer Manier deutlicher
begreifen.

§. 94.

Jn Stuͤcken von drey und mehrern Stimmen, wo
jede Stimme ihren ausdruͤcklichen Geſang behaͤlt, ereignen ſich
dann und wann Faͤlle, wo beyde Haͤnde abwechſeln muͤſſen,
wenn die Gattung der Noten genau beobachtet werden ſoll, ob-
gleich nach dem Noten-Plane der Gang nur einer Hand allein
zu gehoͤren ſcheinet. Fig. LXV.

§. 95.
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[42/0050] Das erſte Hauptſtuͤck. aber, daß man das verbunden iſt zu thun, was man in weni- gen Veraͤnderungen ohne Unbequemlichkeit verrichten kan. Tab. III. §. 93. Jn den Probe-Stuͤcken finden ſich ein paar Stellen, wo wider die gegebene Regel, in einer einzeln Stimme der kleine Finger gebraucht wird an einem Orte, wo die Weite der Paſ- ſagie nicht mit ihm zu Ende gehet. Die Abbildung beyder Paſ- ſagien findet ſich bey Fig. LXIV. Der erſtere Fall iſt durch die maͤßige Zeit-Maaß der Noten zu entſchuldigen. Man darf dieſes Ueberſchlagen nicht anders gebrauchen, als wenn der vierte laͤngere Finger uͤber den auf eine der unterſten Taſten liegenden kleinen, auf einen halben Ton ziemlich bequem durch eine kleine Wendung der Hand klettern kan, und dieſes muß nur einmal und nicht oͤfter hinter einander geſchehen. Der andere Fall iſt ein Zeichen der noͤthigen Zuſammenziehung der Hand und wird durch die Hal- tung erleichtert; auſſerdem aber iſt dieſe Art von Applicatur falſch. Da die Zeit-Maaß des gantzen Stuͤckes ſehr geſchwind iſt, ſo moͤchte die Einſetzung zweyer Finger auf das f faſt ſchwerer ge- weſen ſeyn, als dieſes Zuſammenziehen. Die Hand wird bey dieſem Falle gleichfalls etwas weniges nach der rechten Seite ge- wendet. Das Einſetzen in eben demſelben Stuͤcke auf einer kuͤrtzern Note vor einer Manier, hat nicht vermieden werden koͤnnen, oder man haͤtte einen ungewiſſen Sprung wagen muͤſſen. Wir werden dieſes aus der Erklaͤrung dieſer Manier deutlicher begreifen. §. 94. Jn Stuͤcken von drey und mehrern Stimmen, wo jede Stimme ihren ausdruͤcklichen Geſang behaͤlt, ereignen ſich dann und wann Faͤlle, wo beyde Haͤnde abwechſeln muͤſſen, wenn die Gattung der Noten genau beobachtet werden ſoll, ob- gleich nach dem Noten-Plane der Gang nur einer Hand allein zu gehoͤren ſcheinet. Fig. LXV. §. 95.

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/50>, abgerufen am 24.11.2024.