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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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streut erläutert worden. Eine nochmalige zusammengedrängte Er-
läuterung unterbleibt deshalb hier, zumal da eine besondere und
ausführliche Bearbeitung des ältesten Rotwelsch bis zum Ende des
17. Jahrhunderts 1) schon seit 1859 in Aussicht gestellt ist und
mit Ungeduld erwartet wird.



Vierzehntes Kapitel.
g) Die Rotwelsche Grammatik.

Obwol, wie schon Th. I, S. 158, dargethan, die Rotwelsche
Grammatik nichts weiter ist als ein dreistes Plagiat des Liber
Vagatorum,
in welchem das Vocabular des letztern in der Rot-
welschen Grammatik vorangestellt, dann der zweite Theil (die No-
tabilien) angefügt und zuletzt der ganze Complex der 28 Kapitel
abgedruckt ist, mithin nichts wesentlich Neues gegeben wird, strebt
doch die Rotwelsche Grammatik, wenn auch in sehr beschränkter
und wenig gelungener Weise, nach größerer Vollständigkeit und
hat die im ersten Theil des Liber Vagatorum meistens als Ueber-
schriften und als technische Jndustriebezeichnungen gewählten Gau-
nerausdrücke sowol in das Vocabular aufgenommen, als auch im
zweiten Theile (dem ersten des Liber Vagatorum) in einem be-
sondern Jndex aufgeführt. Dies ist die eigenthümliche, wenn auch
immerhin beschränkte Originalität der Rotwelschen Grammatik.

1) Joseph Maria Wagner in Wien hat eine solche schon im August 1859
im "Neuen Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft", Jahrgang
1859, Heft 5, und im Aufseß'schen "Anzeiger für Kunde der deutschen Vor-
zeit", neue Folge, Nr. 3, Sp. 120, verheißen. Wie die Erwartung nach dieser
noch immer nicht erschienenen Bearbeitung groß ist, so sehr ist zu beklagen,
daß die Arbeit gerade da abbrechen soll, wo die classische Periode der Gauner-
sprache angefangen hat. Gerade in Wien mit seiner bunten Volksmischung,
seiner großartigen Verkehrsbewegung und der erfahrensten und geschultesten Po-
lizei Deutschlands ist die Hochschule für gaunerlinguistische Studien und eine
unermeßliche Sprachausbeute zu finden, wie denn auch die Fieselsprache jetzt die
immer neue Erscheinungen fördernde gewaltige Hauptströmung der deutschen
Gaunersprache ist.

ſtreut erläutert worden. Eine nochmalige zuſammengedrängte Er-
läuterung unterbleibt deshalb hier, zumal da eine beſondere und
ausführliche Bearbeitung des älteſten Rotwelſch bis zum Ende des
17. Jahrhunderts 1) ſchon ſeit 1859 in Ausſicht geſtellt iſt und
mit Ungeduld erwartet wird.



Vierzehntes Kapitel.
g) Die Rotwelſche Grammatik.

Obwol, wie ſchon Th. I, S. 158, dargethan, die Rotwelſche
Grammatik nichts weiter iſt als ein dreiſtes Plagiat des Liber
Vagatorum,
in welchem das Vocabular des letztern in der Rot-
welſchen Grammatik vorangeſtellt, dann der zweite Theil (die No-
tabilien) angefügt und zuletzt der ganze Complex der 28 Kapitel
abgedruckt iſt, mithin nichts weſentlich Neues gegeben wird, ſtrebt
doch die Rotwelſche Grammatik, wenn auch in ſehr beſchränkter
und wenig gelungener Weiſe, nach größerer Vollſtändigkeit und
hat die im erſten Theil des Liber Vagatorum meiſtens als Ueber-
ſchriften und als techniſche Jnduſtriebezeichnungen gewählten Gau-
nerausdrücke ſowol in das Vocabular aufgenommen, als auch im
zweiten Theile (dem erſten des Liber Vagatorum) in einem be-
ſondern Jndex aufgeführt. Dies iſt die eigenthümliche, wenn auch
immerhin beſchränkte Originalität der Rotwelſchen Grammatik.

1) Joſeph Maria Wagner in Wien hat eine ſolche ſchon im Auguſt 1859
im „Neuen Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwiſſenſchaft“, Jahrgang
1859, Heft 5, und im Aufſeß’ſchen „Anzeiger für Kunde der deutſchen Vor-
zeit“, neue Folge, Nr. 3, Sp. 120, verheißen. Wie die Erwartung nach dieſer
noch immer nicht erſchienenen Bearbeitung groß iſt, ſo ſehr iſt zu beklagen,
daß die Arbeit gerade da abbrechen ſoll, wo die claſſiſche Periode der Gauner-
ſprache angefangen hat. Gerade in Wien mit ſeiner bunten Volksmiſchung,
ſeiner großartigen Verkehrsbewegung und der erfahrenſten und geſchulteſten Po-
lizei Deutſchlands iſt die Hochſchule für gaunerlinguiſtiſche Studien und eine
unermeßliche Sprachausbeute zu finden, wie denn auch die Fieſelſprache jetzt die
immer neue Erſcheinungen fördernde gewaltige Hauptſtrömung der deutſchen
Gaunerſprache iſt.
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[63/0075] ſtreut erläutert worden. Eine nochmalige zuſammengedrängte Er- läuterung unterbleibt deshalb hier, zumal da eine beſondere und ausführliche Bearbeitung des älteſten Rotwelſch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts 1) ſchon ſeit 1859 in Ausſicht geſtellt iſt und mit Ungeduld erwartet wird. Vierzehntes Kapitel. g) Die Rotwelſche Grammatik. Obwol, wie ſchon Th. I, S. 158, dargethan, die Rotwelſche Grammatik nichts weiter iſt als ein dreiſtes Plagiat des Liber Vagatorum, in welchem das Vocabular des letztern in der Rot- welſchen Grammatik vorangeſtellt, dann der zweite Theil (die No- tabilien) angefügt und zuletzt der ganze Complex der 28 Kapitel abgedruckt iſt, mithin nichts weſentlich Neues gegeben wird, ſtrebt doch die Rotwelſche Grammatik, wenn auch in ſehr beſchränkter und wenig gelungener Weiſe, nach größerer Vollſtändigkeit und hat die im erſten Theil des Liber Vagatorum meiſtens als Ueber- ſchriften und als techniſche Jnduſtriebezeichnungen gewählten Gau- nerausdrücke ſowol in das Vocabular aufgenommen, als auch im zweiten Theile (dem erſten des Liber Vagatorum) in einem be- ſondern Jndex aufgeführt. Dies iſt die eigenthümliche, wenn auch immerhin beſchränkte Originalität der Rotwelſchen Grammatik. 1) Joſeph Maria Wagner in Wien hat eine ſolche ſchon im Auguſt 1859 im „Neuen Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwiſſenſchaft“, Jahrgang 1859, Heft 5, und im Aufſeß’ſchen „Anzeiger für Kunde der deutſchen Vor- zeit“, neue Folge, Nr. 3, Sp. 120, verheißen. Wie die Erwartung nach dieſer noch immer nicht erſchienenen Bearbeitung groß iſt, ſo ſehr iſt zu beklagen, daß die Arbeit gerade da abbrechen ſoll, wo die claſſiſche Periode der Gauner- ſprache angefangen hat. Gerade in Wien mit ſeiner bunten Volksmiſchung, ſeiner großartigen Verkehrsbewegung und der erfahrenſten und geſchulteſten Po- lizei Deutſchlands iſt die Hochſchule für gaunerlinguiſtiſche Studien und eine unermeßliche Sprachausbeute zu finden, wie denn auch die Fieſelſprache jetzt die immer neue Erſcheinungen fördernde gewaltige Hauptſtrömung der deutſchen Gaunerſprache iſt.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/75>, abgerufen am 22.11.2024.