Wenn da der Grantner bei lauterer Schwärz Funkert wird kriegen in Leib und ins Herz. Keine Schmalkachel wirds uns nicht verderben, Bschuderlins Stand soll auch hier ihn nicht ferben, Jeder soll gleich sich frei schätzen der Klems, Sprechen: Adone, wie herrlich und ems! Meher will ich auch diesmal nicht barlaren, Führet den Stetinger ihr nur im Baaren Oder nicht, dennoch zur Hochzeit mit schiebt, Wer weiß was draußen ein Kummerer giebt!
Zwanzigstes Kapitel. n)Wahlerei des Andreas Hempel.
Kaum hatte die in angstvoller Nothwehr gegen das über- mächtig gewordene Gaunerthum sich aufraffende Justiz die hastige Beförderung des Verbrechers von der Ertappung bis auf das Schaffot mit hellerm Blicke und tieferer geistiger Erforschung des verbrecherischen Thatbestandes und der Jndividualität des Ver- brechers zu einer dem Wesen wahrer christlicher Gerechtigkeit schon mehr entsprechenden wirklichen Untersuchung umgeschaffen: so ergaben sich auch sofort Resultate, welche bei weitem wichtiger und einflußreicher waren als die herzlose, handwerksmäßige Abfer- tigung ganzer Räuberbanden mit Galgen und Schwert, indem in der Zusammenhäufung des geistigen Materials bei der Unter- suchung die Erkenntniß des Gaunerthums nach seinem innersten Wesen angebahnt wurde. Zur Erkenntniß dieses Wesens trug aber der Umstand sehr erheblich bei, daß bei der vermöge der Unter- suchungen allmählich aufdämmernden Offenbarung des Gauner- thums auch sein wichtiges Lebenszeugniß, die Gaunersprache, sich überall mit hervordrängte, wenn auch der getrübte Blick der vom Volksleben und seiner hellen Erkenntniß noch ganz geschiedenen Justiz so wenig an eine specifische Gaunersprache als ausschließ-
Wenn da der Grantner bei lauterer Schwärz Funkert wird kriegen in Leib und ins Herz. Keine Schmalkachel wirds uns nicht verderben, Bſchuderlins Stand ſoll auch hier ihn nicht ferben, Jeder ſoll gleich ſich frei ſchätzen der Klems, Sprechen: Adone, wie herrlich und ems! Meher will ich auch diesmal nicht barlaren, Führet den Stetinger ihr nur im Baaren Oder nicht, dennoch zur Hochzeit mit ſchiebt, Wer weiß was draußen ein Kummerer giebt!
Zwanzigſtes Kapitel. n)Wahlerei des Andreas Hempel.
Kaum hatte die in angſtvoller Nothwehr gegen das über- mächtig gewordene Gaunerthum ſich aufraffende Juſtiz die haſtige Beförderung des Verbrechers von der Ertappung bis auf das Schaffot mit hellerm Blicke und tieferer geiſtiger Erforſchung des verbrecheriſchen Thatbeſtandes und der Jndividualität des Ver- brechers zu einer dem Weſen wahrer chriſtlicher Gerechtigkeit ſchon mehr entſprechenden wirklichen Unterſuchung umgeſchaffen: ſo ergaben ſich auch ſofort Reſultate, welche bei weitem wichtiger und einflußreicher waren als die herzloſe, handwerksmäßige Abfer- tigung ganzer Räuberbanden mit Galgen und Schwert, indem in der Zuſammenhäufung des geiſtigen Materials bei der Unter- ſuchung die Erkenntniß des Gaunerthums nach ſeinem innerſten Weſen angebahnt wurde. Zur Erkenntniß dieſes Weſens trug aber der Umſtand ſehr erheblich bei, daß bei der vermöge der Unter- ſuchungen allmählich aufdämmernden Offenbarung des Gauner- thums auch ſein wichtiges Lebenszeugniß, die Gaunerſprache, ſich überall mit hervordrängte, wenn auch der getrübte Blick der vom Volksleben und ſeiner hellen Erkenntniß noch ganz geſchiedenen Juſtiz ſo wenig an eine ſpecifiſche Gaunerſprache als ausſchließ-
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Wenn da der Grantner bei lauterer Schwärz
Funkert wird kriegen in Leib und ins Herz.
Keine Schmalkachel wirds uns nicht verderben,
Bſchuderlins Stand ſoll auch hier ihn nicht ferben,
Jeder ſoll gleich ſich frei ſchätzen der Klems,
Sprechen: Adone, wie herrlich und ems!
Meher will ich auch diesmal nicht barlaren,
Führet den Stetinger ihr nur im Baaren
Oder nicht, dennoch zur Hochzeit mit ſchiebt,
Wer weiß was draußen ein Kummerer giebt!
Zwanzigſtes Kapitel.
n) Wahlerei des Andreas Hempel.
Kaum hatte die in angſtvoller Nothwehr gegen das über-
mächtig gewordene Gaunerthum ſich aufraffende Juſtiz die haſtige
Beförderung des Verbrechers von der Ertappung bis auf das
Schaffot mit hellerm Blicke und tieferer geiſtiger Erforſchung des
verbrecheriſchen Thatbeſtandes und der Jndividualität des Ver-
brechers zu einer dem Weſen wahrer chriſtlicher Gerechtigkeit ſchon
mehr entſprechenden wirklichen Unterſuchung umgeſchaffen: ſo
ergaben ſich auch ſofort Reſultate, welche bei weitem wichtiger
und einflußreicher waren als die herzloſe, handwerksmäßige Abfer-
tigung ganzer Räuberbanden mit Galgen und Schwert, indem in
der Zuſammenhäufung des geiſtigen Materials bei der Unter-
ſuchung die Erkenntniß des Gaunerthums nach ſeinem innerſten
Weſen angebahnt wurde. Zur Erkenntniß dieſes Weſens trug aber
der Umſtand ſehr erheblich bei, daß bei der vermöge der Unter-
ſuchungen allmählich aufdämmernden Offenbarung des Gauner-
thums auch ſein wichtiges Lebenszeugniß, die Gaunerſprache, ſich
überall mit hervordrängte, wenn auch der getrübte Blick der vom
Volksleben und ſeiner hellen Erkenntniß noch ganz geſchiedenen
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/103>, abgerufen am 23.11.2024.
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