allergeläufigsten Judendeutsch Schimpfreden ausstoßen hört. 1) So konnte denn auch der alte brieger Organist Wenzel Scherffer mit der vollsten Unbefangenheit und Leichtigkeit in seinen "Geist- und weltlichen Gedichten" (zum Briege 1652), I, 421--423, ohne alle weitere Commentirung, im bloßen Verlaß auf die Populari- tät der Gaunersprache, eine Menge Gaunerwörter in der "Deut- schen Ordonanz Martis" anbringen, welche in der That auch gar keiner Erklärung bedürfen. Das Gedicht hat und thut nichts in der Gaunersprache, als daß es mit absichtlichem Streben nach einer bloßen Nomenclatur der Gaunersprache ein kleines buntes Gaunersprachlexikon mit einigen schlesischen Provinzialismen in gebundener Sprache und ohne alle Originalität gibt. Aber gerade dadurch hat es in der Geschichte der Gaunersprache mindestens eine historische Bedeutsamkeit und muß deshalb nach Hoffmann von Fallersleben, welcher auf den in hohem Alter als Organist zu Brieg gestorbenen und daselbst am 2. Sept. 1674 begrabenen Wenzel Scherffer im "Weimar'schen Jahrbuch für deutsche Sprache" u. s. w., I, 338, zuerst wieder aufmerksam gemacht hat, ohne alle in der That auch nicht nöthige Commentirung, da die Vocabeln meistens schon im Liber Vagatorum vorkommen oder doch nach den bisher gegebenen Erläuterungen verständlich sind, hier Auf- nahme finden:
Martis deutsche Ordonanz vermischt mit gewöhnlicher Feld- oder Rot- welschen Sprache. An seine treue Bursche. Die Verse sein dactylisch und in jedem zum wenigsten ein rot- welsch Wort.
Hurtig ihr Lendiger, hurtig ihr Brüder, Die ihr viel Jahre mit eurem Geflieder Habet viel Gallen und manches Gefahr Emsig durchstromt bei paßgengender Schaar!
1) So z. B. S. 47: "Du verzweiffelter Raudesaunes (roe sonus), du bist Eischesisch (Esches isch) an mir geworden, du hast mir mein Bethu- lim genommen!
allergeläufigſten Judendeutſch Schimpfreden ausſtoßen hört. 1) So konnte denn auch der alte brieger Organiſt Wenzel Scherffer mit der vollſten Unbefangenheit und Leichtigkeit in ſeinen „Geiſt- und weltlichen Gedichten“ (zum Briege 1652), I, 421—423, ohne alle weitere Commentirung, im bloßen Verlaß auf die Populari- tät der Gaunerſprache, eine Menge Gaunerwörter in der „Deut- ſchen Ordonanz Martis“ anbringen, welche in der That auch gar keiner Erklärung bedürfen. Das Gedicht hat und thut nichts in der Gaunerſprache, als daß es mit abſichtlichem Streben nach einer bloßen Nomenclatur der Gaunerſprache ein kleines buntes Gaunerſprachlexikon mit einigen ſchleſiſchen Provinzialismen in gebundener Sprache und ohne alle Originalität gibt. Aber gerade dadurch hat es in der Geſchichte der Gaunerſprache mindeſtens eine hiſtoriſche Bedeutſamkeit und muß deshalb nach Hoffmann von Fallersleben, welcher auf den in hohem Alter als Organiſt zu Brieg geſtorbenen und daſelbſt am 2. Sept. 1674 begrabenen Wenzel Scherffer im „Weimar’ſchen Jahrbuch für deutſche Sprache“ u. ſ. w., I, 338, zuerſt wieder aufmerkſam gemacht hat, ohne alle in der That auch nicht nöthige Commentirung, da die Vocabeln meiſtens ſchon im Liber Vagatorum vorkommen oder doch nach den bisher gegebenen Erläuterungen verſtändlich ſind, hier Auf- nahme finden:
Martis deutſche Ordonanz vermiſcht mit gewöhnlicher Feld- oder Rot- welſchen Sprache. An ſeine treue Burſche. Die Verſe ſein dactyliſch und in jedem zum wenigſten ein rot- welſch Wort.
Hurtig ihr Lendiger, hurtig ihr Brüder, Die ihr viel Jahre mit eurem Geflieder Habet viel Gallen und manches Gefahr Emſig durchſtromt bei paßgengender Schaar!
1) So z. B. S. 47: „Du verzweiffelter Raudeſaunes (roe sonus), du biſt Eiſchesiſch (Esches isch) an mir geworden, du haſt mir mein Bethu- lim genommen!
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allergeläufigſten Judendeutſch Schimpfreden ausſtoßen hört. 1) So
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der vollſten Unbefangenheit und Leichtigkeit in ſeinen „Geiſt- und
weltlichen Gedichten“ (zum Briege 1652), I, 421—423, ohne
alle weitere Commentirung, im bloßen Verlaß auf die Populari-
tät der Gaunerſprache, eine Menge Gaunerwörter in der „Deut-
ſchen Ordonanz Martis“ anbringen, welche in der That auch gar
keiner Erklärung bedürfen. Das Gedicht hat und thut nichts in
der Gaunerſprache, als daß es mit abſichtlichem Streben nach
einer bloßen Nomenclatur der Gaunerſprache ein kleines buntes
Gaunerſprachlexikon mit einigen ſchleſiſchen Provinzialismen in
gebundener Sprache und ohne alle Originalität gibt. Aber gerade
dadurch hat es in der Geſchichte der Gaunerſprache mindeſtens
eine hiſtoriſche Bedeutſamkeit und muß deshalb nach Hoffmann
von Fallersleben, welcher auf den in hohem Alter als Organiſt
zu Brieg geſtorbenen und daſelbſt am 2. Sept. 1674 begrabenen
Wenzel Scherffer im „Weimar’ſchen Jahrbuch für deutſche Sprache“
u. ſ. w., I, 338, zuerſt wieder aufmerkſam gemacht hat, ohne alle
in der That auch nicht nöthige Commentirung, da die Vocabeln
meiſtens ſchon im Liber Vagatorum vorkommen oder doch nach
den bisher gegebenen Erläuterungen verſtändlich ſind, hier Auf-
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Martis
deutſche Ordonanz vermiſcht mit gewöhnlicher Feld- oder Rot-
welſchen Sprache.
An ſeine treue Burſche.
Die Verſe ſein dactyliſch und in jedem zum wenigſten ein rot-
welſch Wort.
Hurtig ihr Lendiger, hurtig ihr Brüder,
Die ihr viel Jahre mit eurem Geflieder
Habet viel Gallen und manches Gefahr
Emſig durchſtromt bei paßgengender Schaar!
1) So z. B. S. 47: „Du verzweiffelter Raudeſaunes (roe sonus), du
biſt Eiſchesiſch (Esches isch) an mir geworden, du haſt mir mein Bethu-
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/100>, abgerufen am 22.11.2024.
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