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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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(Eisenmenger) mit offenem Laden. 1) Der Meng des Liber Va-
gatorum
erscheint daher als der herumziehende Metallhändler und
Kesselflicker, wie das am Schluß der Notabilien des Liber Vaga-
torum
ja durch das mengen oder spenglen deutlich genug ge-
macht wird und der Bedeler orden durch den erläuternden Zusatz
ketelbode (Bode, Bote, Hausirer) genugsam ergänzt. Das
mencklen, menckeln, essen, des Liber Vagatorum und des
Bedeler orden hat sich noch besonders in der Bedeutung handeln,
tauschen, kleine Geschäfte machen, mit dem Nebenbegriff des Heim-
lichen, Unerlaubten oder Verächtlichen, erhalten. Davon noch ver-
mänkeln,
heimlich verhandeln, beiseite schaffen, also auch heim-
lich verzehren, wie im Niederdeutschen analog das Vermöbeln
für das heimliche, leichtsinnige Beiseitebringen, Verkaufen, Ver-
zehren, Vernichten, Beseitigen gebraucht wird. 2)

Das Weitere über Messingsprache vergleiche man im Ka-
pitel Galimatias, sowie über die corrumpirten Ausdrücke Fis-
sensprache, Fischsprache
im Kapitel von der Fieselsprache.



Funfzehntes Kapitel.
f) Gaunerterminologien.

Die unter den Gaunern selbst sprachgebräuchlichen Ausdrücke sind
gerade am leichtesten zu erklären. Um mit den Ausdrücken, die am mei-
sten gäng und gäbe sind, anzufangen, so sind Kochemerloschen, Ko-
chemerloschaun,
verdorben Kaloschensprache, Kokumloschen,
Kochemerkohl, Chessenloschen, Chessenloschaun, Ches-
senkohl,
die classischen Ausdrücke für den vollkommenen Begriff
der Gaunersprache. Chochem, Kochom, Kochem, Kochemer,
ist das hebräische [fremdsprachliches Material], sophos, kundig, weise, listig, schlau, und
ist schon Th. I, S. 12 erläutert als vollkommener Begriff des

1) Vgl. Frisch, S. 639; Schmidt, S. 373 unter Manghaus; Schwenck,
S. 390.
2) Vgl. Frisch, S. 639; Schmeller, II, 600.

(Eiſenmenger) mit offenem Laden. 1) Der Meng des Liber Va-
gatorum
erſcheint daher als der herumziehende Metallhändler und
Keſſelflicker, wie das am Schluß der Notabilien des Liber Vaga-
torum
ja durch das mengen oder ſpenglen deutlich genug ge-
macht wird und der Bedeler orden durch den erläuternden Zuſatz
ketelbode (Bode, Bote, Hauſirer) genugſam ergänzt. Das
mencklen, menckeln, eſſen, des Liber Vagatorum und des
Bedeler orden hat ſich noch beſonders in der Bedeutung handeln,
tauſchen, kleine Geſchäfte machen, mit dem Nebenbegriff des Heim-
lichen, Unerlaubten oder Verächtlichen, erhalten. Davon noch ver-
mänkeln,
heimlich verhandeln, beiſeite ſchaffen, alſo auch heim-
lich verzehren, wie im Niederdeutſchen analog das Vermöbeln
für das heimliche, leichtſinnige Beiſeitebringen, Verkaufen, Ver-
zehren, Vernichten, Beſeitigen gebraucht wird. 2)

Das Weitere über Meſſingſprache vergleiche man im Ka-
pitel Galimatias, ſowie über die corrumpirten Ausdrücke Fiſ-
ſenſprache, Fiſchſprache
im Kapitel von der Fieſelſprache.



Funfzehntes Kapitel.
f) Gaunerterminologien.

Die unter den Gaunern ſelbſt ſprachgebräuchlichen Ausdrücke ſind
gerade am leichteſten zu erklären. Um mit den Ausdrücken, die am mei-
ſten gäng und gäbe ſind, anzufangen, ſo ſind Kochemerloſchen, Ko-
chemerloſchaun,
verdorben Kaloſchenſprache, Kokumloſchen,
Kochemerkohl, Cheſſenloſchen, Cheſſenloſchaun, Cheſ-
ſenkohl,
die claſſiſchen Ausdrücke für den vollkommenen Begriff
der Gaunerſprache. Chochem, Kochom, Kochem, Kochemer,
iſt das hebräiſche [fremdsprachliches Material], σοφός, kundig, weiſe, liſtig, ſchlau, und
iſt ſchon Th. I, S. 12 erläutert als vollkommener Begriff des

1) Vgl. Friſch, S. 639; Schmidt, S. 373 unter Manghaus; Schwenck,
S. 390.
2) Vgl. Friſch, S. 639; Schmeller, II, 600.
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[32/0066] (Eiſenmenger) mit offenem Laden. 1) Der Meng des Liber Va- gatorum erſcheint daher als der herumziehende Metallhändler und Keſſelflicker, wie das am Schluß der Notabilien des Liber Vaga- torum ja durch das mengen oder ſpenglen deutlich genug ge- macht wird und der Bedeler orden durch den erläuternden Zuſatz ketelbode (Bode, Bote, Hauſirer) genugſam ergänzt. Das mencklen, menckeln, eſſen, des Liber Vagatorum und des Bedeler orden hat ſich noch beſonders in der Bedeutung handeln, tauſchen, kleine Geſchäfte machen, mit dem Nebenbegriff des Heim- lichen, Unerlaubten oder Verächtlichen, erhalten. Davon noch ver- mänkeln, heimlich verhandeln, beiſeite ſchaffen, alſo auch heim- lich verzehren, wie im Niederdeutſchen analog das Vermöbeln für das heimliche, leichtſinnige Beiſeitebringen, Verkaufen, Ver- zehren, Vernichten, Beſeitigen gebraucht wird. 2) Das Weitere über Meſſingſprache vergleiche man im Ka- pitel Galimatias, ſowie über die corrumpirten Ausdrücke Fiſ- ſenſprache, Fiſchſprache im Kapitel von der Fieſelſprache. Funfzehntes Kapitel. f) Gaunerterminologien. Die unter den Gaunern ſelbſt ſprachgebräuchlichen Ausdrücke ſind gerade am leichteſten zu erklären. Um mit den Ausdrücken, die am mei- ſten gäng und gäbe ſind, anzufangen, ſo ſind Kochemerloſchen, Ko- chemerloſchaun, verdorben Kaloſchenſprache, Kokumloſchen, Kochemerkohl, Cheſſenloſchen, Cheſſenloſchaun, Cheſ- ſenkohl, die claſſiſchen Ausdrücke für den vollkommenen Begriff der Gaunerſprache. Chochem, Kochom, Kochem, Kochemer, iſt das hebräiſche _ , σοφός, kundig, weiſe, liſtig, ſchlau, und iſt ſchon Th. I, S. 12 erläutert als vollkommener Begriff des 1) Vgl. Friſch, S. 639; Schmidt, S. 373 unter Manghaus; Schwenck, S. 390. 2) Vgl. Friſch, S. 639; Schmeller, II, 600.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/66>, abgerufen am 24.11.2024.