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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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selbst hinter rotboß, bedeler herberg, noch rottun, bedeler, und
rotten, bedelen, hat. Der Expertus in truphis (1668) hat auf
dem Titel rotwelsch, in der Ueberschrift des Vocabulars rott-
welsch
und im Vocabular selbst wieder Rotbeth, Bettlerherberg.
Die Rotwelsche Grammatik von 1755 hat auf dem Titel Rot-
wellsch,
auf S. 1 Rothwelsch, auf S. 29 und 51 Rot-
welsch
und im "Beytrag zur Rottwelschen Grammatik" wieder
Rotwellisch.

Vergleicht man das Wort rot (die Farbe) mit den verwand-
ten Ausdrücken: goth. rauds; ahd. rot; ags. read, reod; engl.
read, rod; schwed. röd; anrd. raudr (rod, rodi, rydi, Röthe,
Rost); walis. rhwdd; lat. rutilus, röthlich, russus, ruber, rufus,
roth; griech. e-ruthros; ags. rudu, Röthe, und vergleicht dazu
die verwandten Sprachen in Bezug auf das rott (die Rotte), nds.
rot, rott; ndl. rot, rotte, root; engl. rout; schwed. rote; mgr.
Routa, Routta; prov. rota; afrz. rote; mittellat. rupta 1), so
muß man es aufgeben, in dieser Schreibarts-Verwirrung irgend-
eine sichere Unterscheidung zu finden.

Wichtig erscheint nun aber, weiter nachzuforschen, was denn
das mit dem Schwartz in der baseler Bündnißacte von 1391
zusammengestellte Rot im Grunde bedeuten soll. Schwenck,
a. a. O., S. 532, wirft die Bemerkung hin, es sei möglich, daß
roth ursprünglich im allgemeinen gefärbt bedeutet habe. Er
leitet roth vom altnordischen rioda her, welches blutig machen,
beschmieren bedeutet, und bezieht sich auf die analoge Etymologie
des hebräischen chamar, gemischt, trübe, schlammig geworden.
Allerdings bedeutet [fremdsprachliches Material], chamar, zunächst nur das Aufgähren,
Brausen, Schäumen vom Sauerteig, Meer, Wein, Morast,
wovon sodann die Bedeutung roth, entzündet sein, vom verwein-
ten, entzündeten, gerötheten, rothgefärbten Angesicht; Derivata
sind [fremdsprachliches Material], chamor, der Esel, und [fremdsprachliches Material], chomer, der Thon,
Lehm, beides "von der röthlichen Farbe", wonach es mit dem
stricten Roth wol nicht so genau zu nehmen ist. Doch erscheint

1) Schwenck, a. a. O., S. 532.

ſelbſt hinter rotboß, bedeler herberg, noch rottun, bedeler, und
rotten, bedelen, hat. Der Expertus in truphis (1668) hat auf
dem Titel rotwelſch, in der Ueberſchrift des Vocabulars rott-
welſch
und im Vocabular ſelbſt wieder Rotbeth, Bettlerherberg.
Die Rotwelſche Grammatik von 1755 hat auf dem Titel Rot-
wellſch,
auf S. 1 Rothwelſch, auf S. 29 und 51 Rot-
welſch
und im „Beytrag zur Rottwelſchen Grammatik“ wieder
Rotwelliſch.

Vergleicht man das Wort rot (die Farbe) mit den verwand-
ten Ausdrücken: goth. rauds; ahd. rôt; agſ. read, reôd; engl.
read, rod; ſchwed. röd; anrd. raudr (rod, rodi, rydi, Röthe,
Roſt); waliſ. rhwdd; lat. rutilus, röthlich, russus, ruber, rufus,
roth; griech. ἐ-ρυϑρός; agſ. rudu, Röthe, und vergleicht dazu
die verwandten Sprachen in Bezug auf das rott (die Rotte), ndſ.
rot, rott; ndl. rot, rotte, root; engl. rout; ſchwed. rote; mgr.
ῥοῦτα, ῥοῦττα; prov. rota; afrz. rote; mittellat. rupta 1), ſo
muß man es aufgeben, in dieſer Schreibarts-Verwirrung irgend-
eine ſichere Unterſcheidung zu finden.

Wichtig erſcheint nun aber, weiter nachzuforſchen, was denn
das mit dem Schwartz in der baſeler Bündnißacte von 1391
zuſammengeſtellte Rot im Grunde bedeuten ſoll. Schwenck,
a. a. O., S. 532, wirft die Bemerkung hin, es ſei möglich, daß
roth urſprünglich im allgemeinen gefärbt bedeutet habe. Er
leitet roth vom altnordiſchen rioda her, welches blutig machen,
beſchmieren bedeutet, und bezieht ſich auf die analoge Etymologie
des hebräiſchen chamar, gemiſcht, trübe, ſchlammig geworden.
Allerdings bedeutet [fremdsprachliches Material], chamar, zunächſt nur das Aufgähren,
Brauſen, Schäumen vom Sauerteig, Meer, Wein, Moraſt,
wovon ſodann die Bedeutung roth, entzündet ſein, vom verwein-
ten, entzündeten, gerötheten, rothgefärbten Angeſicht; Derivata
ſind [fremdsprachliches Material], chamor, der Eſel, und [fremdsprachliches Material], chomer, der Thon,
Lehm, beides „von der röthlichen Farbe“, wonach es mit dem
ſtricten Roth wol nicht ſo genau zu nehmen iſt. Doch erſcheint

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[15/0049] ſelbſt hinter rotboß, bedeler herberg, noch rottun, bedeler, und rotten, bedelen, hat. Der Expertus in truphis (1668) hat auf dem Titel rotwelſch, in der Ueberſchrift des Vocabulars rott- welſch und im Vocabular ſelbſt wieder Rotbeth, Bettlerherberg. Die Rotwelſche Grammatik von 1755 hat auf dem Titel Rot- wellſch, auf S. 1 Rothwelſch, auf S. 29 und 51 Rot- welſch und im „Beytrag zur Rottwelſchen Grammatik“ wieder Rotwelliſch. Vergleicht man das Wort rot (die Farbe) mit den verwand- ten Ausdrücken: goth. rauds; ahd. rôt; agſ. read, reôd; engl. read, rod; ſchwed. röd; anrd. raudr (rod, rodi, rydi, Röthe, Roſt); waliſ. rhwdd; lat. rutilus, röthlich, russus, ruber, rufus, roth; griech. ἐ-ρυϑρός; agſ. rudu, Röthe, und vergleicht dazu die verwandten Sprachen in Bezug auf das rott (die Rotte), ndſ. rot, rott; ndl. rot, rotte, root; engl. rout; ſchwed. rote; mgr. ῥοῦτα, ῥοῦττα; prov. rota; afrz. rote; mittellat. rupta 1), ſo muß man es aufgeben, in dieſer Schreibarts-Verwirrung irgend- eine ſichere Unterſcheidung zu finden. Wichtig erſcheint nun aber, weiter nachzuforſchen, was denn das mit dem Schwartz in der baſeler Bündnißacte von 1391 zuſammengeſtellte Rot im Grunde bedeuten ſoll. Schwenck, a. a. O., S. 532, wirft die Bemerkung hin, es ſei möglich, daß roth urſprünglich im allgemeinen gefärbt bedeutet habe. Er leitet roth vom altnordiſchen rioda her, welches blutig machen, beſchmieren bedeutet, und bezieht ſich auf die analoge Etymologie des hebräiſchen chamar, gemiſcht, trübe, ſchlammig geworden. Allerdings bedeutet _ , chamar, zunächſt nur das Aufgähren, Brauſen, Schäumen vom Sauerteig, Meer, Wein, Moraſt, wovon ſodann die Bedeutung roth, entzündet ſein, vom verwein- ten, entzündeten, gerötheten, rothgefärbten Angeſicht; Derivata ſind _ , chamor, der Eſel, und _ , chomer, der Thon, Lehm, beides „von der röthlichen Farbe“, wonach es mit dem ſtricten Roth wol nicht ſo genau zu nehmen iſt. Doch erſcheint 1) Schwenck, a. a. O., S. 532.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/49>, abgerufen am 26.12.2024.