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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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ist im Hebräischen [fremdsprachliches Material], haaretz, die Erde, und [fremdsprachliches Material], am, das
Volk. Jm Jüdischdeutschen ist [fremdsprachliches Material], amhoretz, ein Ungelehrter,
Einfältiger, Jdiot. Der Plural [fremdsprachliches Material], amrazim, auch mit Vor-
setzung des Artikels [fremdsprachliches Material], hamrazim (vgl. Tendlau, Nr. 161),
Ungelehrte, Jdioten, aber auch die Strümpfe (vgl. "Prager Wör-
terbuch", S. 24). Davon ist im Niederdeutschen die sehr geläufige
Redensart: sick amratzeren, sich ankleiden, sich durch Ankleiden
zum Ausgehen anschicken, sich auf die Strümpfe machen,
woraus im Volksmund aus Unverstand die Redensart umgemodelt
ist in: sick anrocksern (als ob von Rock), z. B.: Nu will ick
mi anratzern (anrocksern) un na de Stadt wanken; jetzt will ich
mich auf die Strümpfe machen und zur Stadt gehen. Ferner
drückt die phonetisch belebte Abbreviatur [fremdsprachliches Material], akkum (aus
[fremdsprachliches Material], ewed kauchowim umasolos), den Widerwillen
des gegen die heidnischen Sterndeuter und Götzenanbeter erbitterten
Judenthums aus. Dies Akkum ist durchaus in die niederdeutsche
Volkssprache übergegangen und wird in der Redensart: pfi Akke;
dat is Akke; Akke pfi,
vorzüglich bei Kindern gebraucht, um sie
vor Unreinlichkeit und dem Angreifen unsauberer Gegenstände zu
warnen. Ferner ist hebr. [fremdsprachliches Material], tob, jüdischd. [fremdsprachliches Material], tof, gut, tüchtig.
Aus tof hat sich im Jüdischdeutschen nun das Wort teftig ge-
bildet 1), wovon im Niederdeutschen deftig, tüchtig, stark, z. B.:
een deftiger Keerl, ein tüchtiger, stämmiger Mensch; he hett
em deftig de Wohrheit segt,
er hat ihm derb die Wahrheit
gesagt. Ebenso vom hebr. [fremdsprachliches Material], maas, verwerfen, verachten,
jüdischd. [fremdsprachliches Material], meis, [fremdsprachliches Material] 2), meisig, musig, mausig, garstig, ekel-
haft, z. B.: dat is ein misig Wif, das ist ein garstiges Weib;
em geiht dat man meis, es geht ihm nur schlecht; mak di nich

1) Besonders in der Zusammensetzung mit Jom; [fremdsprachliches Material], jom tof, ist
der Feiertag; jonteftig ist unberührt, feirig, besonders von ledigen Frauen-
zimmern, die keinen Mann oder beim Tanze keinen Tänzer bekommen, demoi-
selle disponible.
2) Für [fremdsprachliches Material] mit deutscher Endfilbe ig. Zu unterscheiden davon ist [fremdsprachliches Material],
masik, Teufel, Beschädiger.

iſt im Hebräiſchen [fremdsprachliches Material], haaretz, die Erde, und [fremdsprachliches Material], am, das
Volk. Jm Jüdiſchdeutſchen iſt [fremdsprachliches Material], amhoretz, ein Ungelehrter,
Einfältiger, Jdiot. Der Plural [fremdsprachliches Material], amrazim, auch mit Vor-
ſetzung des Artikels [fremdsprachliches Material], hamrazim (vgl. Tendlau, Nr. 161),
Ungelehrte, Jdioten, aber auch die Strümpfe (vgl. „Prager Wör-
terbuch“, S. 24). Davon iſt im Niederdeutſchen die ſehr geläufige
Redensart: ſick amratzêren, ſich ankleiden, ſich durch Ankleiden
zum Ausgehen anſchicken, ſich auf die Strümpfe machen,
woraus im Volksmund aus Unverſtand die Redensart umgemodelt
iſt in: ſick anrockſêrn (als ob von Rock), z. B.: Nu will ick
mi anratzêrn (anrockſêrn) un na de Stadt wanken; jetzt will ich
mich auf die Strümpfe machen und zur Stadt gehen. Ferner
drückt die phonetiſch belebte Abbreviatur [fremdsprachliches Material], akkum (aus
[fremdsprachliches Material], ewed kauchowim umasolos), den Widerwillen
des gegen die heidniſchen Sterndeuter und Götzenanbeter erbitterten
Judenthums aus. Dies Akkum iſt durchaus in die niederdeutſche
Volksſprache übergegangen und wird in der Redensart: pfi Akke;
dat is Akke; Akke pfi,
vorzüglich bei Kindern gebraucht, um ſie
vor Unreinlichkeit und dem Angreifen unſauberer Gegenſtände zu
warnen. Ferner iſt hebr. [fremdsprachliches Material], tob, jüdiſchd. [fremdsprachliches Material], tof, gut, tüchtig.
Aus tof hat ſich im Jüdiſchdeutſchen nun das Wort teftig ge-
bildet 1), wovon im Niederdeutſchen deftig, tüchtig, ſtark, z. B.:
een deftiger Keerl, ein tüchtiger, ſtämmiger Menſch; he hett
em deftig de Wohrheit ſegt,
er hat ihm derb die Wahrheit
geſagt. Ebenſo vom hebr. [fremdsprachliches Material], maas, verwerfen, verachten,
jüdiſchd. [fremdsprachliches Material], mîs, [fremdsprachliches Material] 2), mîsig, muſig, mauſig, garſtig, ekel-
haft, z. B.: dat is ein miſig Wif, das iſt ein garſtiges Weib;
em geiht dat man mîs, es geht ihm nur ſchlecht; mak di nich

1) Beſonders in der Zuſammenſetzung mit Jom; [fremdsprachliches Material], jom tof, iſt
der Feiertag; jonteftig iſt unberührt, feirig, beſonders von ledigen Frauen-
zimmern, die keinen Mann oder beim Tanze keinen Tänzer bekommen, demoi-
selle disponible.
2) Für [fremdsprachliches Material] mit deutſcher Endfilbe ig. Zu unterſcheiden davon iſt [fremdsprachliches Material],
masik, Teufel, Beſchädiger.
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[418/0452] iſt im Hebräiſchen _ , haaretz, die Erde, und _ , am, das Volk. Jm Jüdiſchdeutſchen iſt _ , amhoretz, ein Ungelehrter, Einfältiger, Jdiot. Der Plural _ , amrazim, auch mit Vor- ſetzung des Artikels _ , hamrazim (vgl. Tendlau, Nr. 161), Ungelehrte, Jdioten, aber auch die Strümpfe (vgl. „Prager Wör- terbuch“, S. 24). Davon iſt im Niederdeutſchen die ſehr geläufige Redensart: ſick amratzêren, ſich ankleiden, ſich durch Ankleiden zum Ausgehen anſchicken, ſich auf die Strümpfe machen, woraus im Volksmund aus Unverſtand die Redensart umgemodelt iſt in: ſick anrockſêrn (als ob von Rock), z. B.: Nu will ick mi anratzêrn (anrockſêrn) un na de Stadt wanken; jetzt will ich mich auf die Strümpfe machen und zur Stadt gehen. Ferner drückt die phonetiſch belebte Abbreviatur _ , akkum (aus _ , ewed kauchowim umasolos), den Widerwillen des gegen die heidniſchen Sterndeuter und Götzenanbeter erbitterten Judenthums aus. Dies Akkum iſt durchaus in die niederdeutſche Volksſprache übergegangen und wird in der Redensart: pfi Akke; dat is Akke; Akke pfi, vorzüglich bei Kindern gebraucht, um ſie vor Unreinlichkeit und dem Angreifen unſauberer Gegenſtände zu warnen. Ferner iſt hebr. _ , tob, jüdiſchd. _ , tof, gut, tüchtig. Aus tof hat ſich im Jüdiſchdeutſchen nun das Wort teftig ge- bildet 1), wovon im Niederdeutſchen deftig, tüchtig, ſtark, z. B.: een deftiger Keerl, ein tüchtiger, ſtämmiger Menſch; he hett em deftig de Wohrheit ſegt, er hat ihm derb die Wahrheit geſagt. Ebenſo vom hebr. _ , maas, verwerfen, verachten, jüdiſchd. _ , mîs, _ 2), mîsig, muſig, mauſig, garſtig, ekel- haft, z. B.: dat is ein miſig Wif, das iſt ein garſtiges Weib; em geiht dat man mîs, es geht ihm nur ſchlecht; mak di nich 1) Beſonders in der Zuſammenſetzung mit Jom; _ , jom tof, iſt der Feiertag; jonteftig iſt unberührt, feirig, beſonders von ledigen Frauen- zimmern, die keinen Mann oder beim Tanze keinen Tänzer bekommen, demoi- selle disponible. 2) Für _ mit deutſcher Endfilbe ig. Zu unterſcheiden davon iſt _ , masik, Teufel, Beſchädiger.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/452>, abgerufen am 22.11.2024.