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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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gerade gegenübersteht, bemerkt man eine seltsame Jnschrift in Zei-
chen von Rudolf's eigener Erfindung, welche nach Johann Keyser's
glücklicher Auslegung (bei Gerbert, "Topographia", P. 1, Lib. III,
p.
174) heißt: Hic est sepultus Dei gratia Dux Rudolphus
fundator.
" Dies ist alles und commentirt genugsam die zwei-
zeilige Jnschrift, welche nach dem erwähnten Kupferstich hier mit-
getheilt wird:
[fremdsprachliches Material]

Wenn nach verbürgter Autorität hier die bloße subjective
Willkür in Form und Wahl der Buchstaben vorliegt, so findet
man doch auch viele Aehnlichkeit in den einzelnen Charakteren
mit den verschiedenen von Vulcanius, a. a. O., S. 43 und 44,
dargestellten Alphabeten, welche er um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts von Daniel Rogersius erhalten hat und welche sämmt-
lich dänischen und gothländischen Ursprungs sind, auch zum Theil
mit den von Olaus Magnus in seiner "Historia Gothorum
Sueonumque", Lib. I, c.
7, dargestellten Alphabeten Uebereinstim-
mendes haben.



Einundsiebzigstes Kapitel.
g) Die krummen Zeilen in der Currentschrift.

Die gerade und festgezogenen horizontalen und verticalen
Grundzüge der hebräischen Quadratschrift, sowie die wennschon
minder eckigen und charakteristischen Züge der deutschrabbinischen
Schrift machen es zu einer fast natürlichen Nothwendigkeit, die
Zeilen der Schrift in durchaus gerader Linie laufen zu lassen.
Auch die Linien der Currentschrift, obwol die Züge derselben nichts
weniger als steif und eckig sind und die Führung der beim Schrei-
ben von rechts nach links durch Hand und Feder verdeckten Buch-
staben in gerader Linie mindestens für den Ungeübten schwierig

gerade gegenüberſteht, bemerkt man eine ſeltſame Jnſchrift in Zei-
chen von Rudolf’s eigener Erfindung, welche nach Johann Keyſer’s
glücklicher Auslegung (bei Gerbert, „Topographia“, P. 1, Lib. III,
p.
174) heißt: Hic est sepultus Dei gratia Dux Rudolphus
fundator.
“ Dies iſt alles und commentirt genugſam die zwei-
zeilige Jnſchrift, welche nach dem erwähnten Kupferſtich hier mit-
getheilt wird:
[fremdsprachliches Material]

Wenn nach verbürgter Autorität hier die bloße ſubjective
Willkür in Form und Wahl der Buchſtaben vorliegt, ſo findet
man doch auch viele Aehnlichkeit in den einzelnen Charakteren
mit den verſchiedenen von Vulcanius, a. a. O., S. 43 und 44,
dargeſtellten Alphabeten, welche er um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts von Daniel Rogerſius erhalten hat und welche ſämmt-
lich däniſchen und gothländiſchen Urſprungs ſind, auch zum Theil
mit den von Olaus Magnus in ſeiner „Historia Gothorum
Sueonumque“, Lib. I, c.
7, dargeſtellten Alphabeten Uebereinſtim-
mendes haben.



Einundſiebzigſtes Kapitel.
g) Die krummen Zeilen in der Currentſchrift.

Die gerade und feſtgezogenen horizontalen und verticalen
Grundzüge der hebräiſchen Quadratſchrift, ſowie die wennſchon
minder eckigen und charakteriſtiſchen Züge der deutſchrabbiniſchen
Schrift machen es zu einer faſt natürlichen Nothwendigkeit, die
Zeilen der Schrift in durchaus gerader Linie laufen zu laſſen.
Auch die Linien der Currentſchrift, obwol die Züge derſelben nichts
weniger als ſteif und eckig ſind und die Führung der beim Schrei-
ben von rechts nach links durch Hand und Feder verdeckten Buch-
ſtaben in gerader Linie mindeſtens für den Ungeübten ſchwierig

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[350/0384] gerade gegenüberſteht, bemerkt man eine ſeltſame Jnſchrift in Zei- chen von Rudolf’s eigener Erfindung, welche nach Johann Keyſer’s glücklicher Auslegung (bei Gerbert, „Topographia“, P. 1, Lib. III, p. 174) heißt: Hic est sepultus Dei gratia Dux Rudolphus fundator.“ Dies iſt alles und commentirt genugſam die zwei- zeilige Jnſchrift, welche nach dem erwähnten Kupferſtich hier mit- getheilt wird: _ Wenn nach verbürgter Autorität hier die bloße ſubjective Willkür in Form und Wahl der Buchſtaben vorliegt, ſo findet man doch auch viele Aehnlichkeit in den einzelnen Charakteren mit den verſchiedenen von Vulcanius, a. a. O., S. 43 und 44, dargeſtellten Alphabeten, welche er um die Mitte des 16. Jahr- hunderts von Daniel Rogerſius erhalten hat und welche ſämmt- lich däniſchen und gothländiſchen Urſprungs ſind, auch zum Theil mit den von Olaus Magnus in ſeiner „Historia Gothorum Sueonumque“, Lib. I, c. 7, dargeſtellten Alphabeten Uebereinſtim- mendes haben. Einundſiebzigſtes Kapitel. g) Die krummen Zeilen in der Currentſchrift. Die gerade und feſtgezogenen horizontalen und verticalen Grundzüge der hebräiſchen Quadratſchrift, ſowie die wennſchon minder eckigen und charakteriſtiſchen Züge der deutſchrabbiniſchen Schrift machen es zu einer faſt natürlichen Nothwendigkeit, die Zeilen der Schrift in durchaus gerader Linie laufen zu laſſen. Auch die Linien der Currentſchrift, obwol die Züge derſelben nichts weniger als ſteif und eckig ſind und die Führung der beim Schrei- ben von rechts nach links durch Hand und Feder verdeckten Buch- ſtaben in gerader Linie mindeſtens für den Ungeübten ſchwierig

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/384>, abgerufen am 22.11.2024.