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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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aber nachweislich erst in ganz neuerer Zeit Currentschriftlettern,
wie diese dem handschriftlichen Gebrauch entsprechen, in den typo-
graphischen Anstalten gegossen werden, von dem wirklichen frühern
Vorkommen solcher Lettern aber durchaus nichts Verlässiges be-
kannt ist, so erscheinen die von ältern Schriftstellern blos dem Titel
nach aufgeführten Bücher der Art sehr apokryph. Der älteste Nach-
weis findet sich bei Chrysander, "Abhandlung vom Nutzen des
Juden-Teutsch", S. 18, nämlich: "[fremdsprachliches Material], seder cha-
noch lanaar,
ist eine Anweisung zur Erlernung des geschriebenen
Hebräischen, mit solchen Zügen, als die Juden im Schreiben ge-
brauchen" (Amsterdam 1715). Weiter sagt Chrysander nichts von
dem Buche, welches er auch wol schwerlich selbst gesehen haben mag.
Steinschneider führt dasselbe Buch in Naumann's "Serapeum",
Stück 21, Jahrg. 1848, unter Nr. 72 (S. 335) so an: "[fremdsprachliches Material],
Chanoch la-naar (Unterweise den Knaben) 1) von Mose Bendin
(B. Josef Sundel) und seinen Collegen; enthält alle Arten Briefe,
Wechsel, Assignationen, Quittungen, nebst Erläuterung von meh-
ren hundert lateinischen, französischen und hochdeutschen Wörtern 2),
Amsterdam 1713 und 1715". Dieser Jnhaltsangabe entspricht
vollkommen eine in meiner Sammlung befindliche fürther Ausgabe
([fremdsprachliches Material]) von 1780: "[fremdsprachliches Material]", deren ich noch in kei-
nem Verzeichniß erwähnt gefunden habe und welche selbst Stein-

1) Anfangsworte des V. 6, Kap. 22 der Sprichw. Sal.: [fremdsprachliches Material]. Der
ganze Vers ist unten auf dem Titelblatt meiner obenerwähnten fürther Ausgabe
vollständig ausgedruckt, wobei die Majuskeln die kleine Zahl 540 ergeben. Diese
fürther Ausgabe scheint jedoch nach der ältern amsterdamer Ausgabe von 1713
gedruckt zu sein, da im arithmetischen Theile (Fol. [fremdsprachliches Material], S. 2, Zeile 5) als Bei-
spiel besonders steht:
5473 [fremdsprachliches Material]
was also auf das christliche Jahr 1713 hinausläuft.
2) Bei dieser Erläuterung lernt man die Eigenthümlichkeit der jüdisch-
deutschen Orthographie besonders genau kennen. Die Menge der fremden Wör-
ter ist zum Theil treffend und glücklich erläutert, zum Theil aber auch etwas
sonderbar, z. B. [fremdsprachliches Material] mit [fremdsprachliches Material] (alliance) mit [fremdsprachliches Material]
mit [fremdsprachliches Material] (mandatiren) mit [fremdsprachliches Material]
u. s. w.
Ave-Lallemant, Gaunerthum. III. 16

aber nachweislich erſt in ganz neuerer Zeit Currentſchriftlettern,
wie dieſe dem handſchriftlichen Gebrauch entſprechen, in den typo-
graphiſchen Anſtalten gegoſſen werden, von dem wirklichen frühern
Vorkommen ſolcher Lettern aber durchaus nichts Verläſſiges be-
kannt iſt, ſo erſcheinen die von ältern Schriftſtellern blos dem Titel
nach aufgeführten Bücher der Art ſehr apokryph. Der älteſte Nach-
weis findet ſich bei Chryſander, „Abhandlung vom Nutzen des
Juden-Teutſch“, S. 18, nämlich: „[fremdsprachliches Material], seder cha-
noch lanaar,
iſt eine Anweiſung zur Erlernung des geſchriebenen
Hebräiſchen, mit ſolchen Zügen, als die Juden im Schreiben ge-
brauchen“ (Amſterdam 1715). Weiter ſagt Chryſander nichts von
dem Buche, welches er auch wol ſchwerlich ſelbſt geſehen haben mag.
Steinſchneider führt daſſelbe Buch in Naumann’s „Serapeum“,
Stück 21, Jahrg. 1848, unter Nr. 72 (S. 335) ſo an: „[fremdsprachliches Material],
Chanoch la-naar (Unterweiſe den Knaben) 1) von Moſe Bendin
(B. Joſef Sundel) und ſeinen Collegen; enthält alle Arten Briefe,
Wechſel, Aſſignationen, Quittungen, nebſt Erläuterung von meh-
ren hundert lateiniſchen, franzöſiſchen und hochdeutſchen Wörtern 2),
Amſterdam 1713 und 1715“. Dieſer Jnhaltsangabe entſpricht
vollkommen eine in meiner Sammlung befindliche fürther Ausgabe
([fremdsprachliches Material]) von 1780: „[fremdsprachliches Material]“, deren ich noch in kei-
nem Verzeichniß erwähnt gefunden habe und welche ſelbſt Stein-

1) Anfangsworte des V. 6, Kap. 22 der Sprichw. Sal.: [fremdsprachliches Material]. Der
ganze Vers iſt unten auf dem Titelblatt meiner obenerwähnten fürther Ausgabe
vollſtändig ausgedruckt, wobei die Majuskeln die kleine Zahl 540 ergeben. Dieſe
fürther Ausgabe ſcheint jedoch nach der ältern amſterdamer Ausgabe von 1713
gedruckt zu ſein, da im arithmetiſchen Theile (Fol. [fremdsprachliches Material], S. 2, Zeile 5) als Bei-
ſpiel beſonders ſteht:
5473 [fremdsprachliches Material]
was alſo auf das chriſtliche Jahr 1713 hinausläuft.
2) Bei dieſer Erläuterung lernt man die Eigenthümlichkeit der jüdiſch-
deutſchen Orthographie beſonders genau kennen. Die Menge der fremden Wör-
ter iſt zum Theil treffend und glücklich erläutert, zum Theil aber auch etwas
ſonderbar, z. B. [fremdsprachliches Material] mit [fremdsprachliches Material] (alliance) mit [fremdsprachliches Material]
mit [fremdsprachliches Material] (mandatiren) mit [fremdsprachliches Material]
u. ſ. w.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. III. 16
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[241/0275] aber nachweislich erſt in ganz neuerer Zeit Currentſchriftlettern, wie dieſe dem handſchriftlichen Gebrauch entſprechen, in den typo- graphiſchen Anſtalten gegoſſen werden, von dem wirklichen frühern Vorkommen ſolcher Lettern aber durchaus nichts Verläſſiges be- kannt iſt, ſo erſcheinen die von ältern Schriftſtellern blos dem Titel nach aufgeführten Bücher der Art ſehr apokryph. Der älteſte Nach- weis findet ſich bei Chryſander, „Abhandlung vom Nutzen des Juden-Teutſch“, S. 18, nämlich: „_ , seder cha- noch lanaar, iſt eine Anweiſung zur Erlernung des geſchriebenen Hebräiſchen, mit ſolchen Zügen, als die Juden im Schreiben ge- brauchen“ (Amſterdam 1715). Weiter ſagt Chryſander nichts von dem Buche, welches er auch wol ſchwerlich ſelbſt geſehen haben mag. Steinſchneider führt daſſelbe Buch in Naumann’s „Serapeum“, Stück 21, Jahrg. 1848, unter Nr. 72 (S. 335) ſo an: „_ , Chanoch la-naar (Unterweiſe den Knaben) 1) von Moſe Bendin (B. Joſef Sundel) und ſeinen Collegen; enthält alle Arten Briefe, Wechſel, Aſſignationen, Quittungen, nebſt Erläuterung von meh- ren hundert lateiniſchen, franzöſiſchen und hochdeutſchen Wörtern 2), Amſterdam 1713 und 1715“. Dieſer Jnhaltsangabe entſpricht vollkommen eine in meiner Sammlung befindliche fürther Ausgabe (_ ) von 1780: „_ “, deren ich noch in kei- nem Verzeichniß erwähnt gefunden habe und welche ſelbſt Stein- 1) Anfangsworte des V. 6, Kap. 22 der Sprichw. Sal.: _ . Der ganze Vers iſt unten auf dem Titelblatt meiner obenerwähnten fürther Ausgabe vollſtändig ausgedruckt, wobei die Majuskeln die kleine Zahl 540 ergeben. Dieſe fürther Ausgabe ſcheint jedoch nach der ältern amſterdamer Ausgabe von 1713 gedruckt zu ſein, da im arithmetiſchen Theile (Fol. _ , S. 2, Zeile 5) als Bei- ſpiel beſonders ſteht: 5473 _ was alſo auf das chriſtliche Jahr 1713 hinausläuft. 2) Bei dieſer Erläuterung lernt man die Eigenthümlichkeit der jüdiſch- deutſchen Orthographie beſonders genau kennen. Die Menge der fremden Wör- ter iſt zum Theil treffend und glücklich erläutert, zum Theil aber auch etwas ſonderbar, z. B. _ mit _ (alliance) mit _ mit _ (mandatiren) mit _ u. ſ. w. Avé-Lallemant, Gaunerthum. III. 16

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/275>, abgerufen am 24.11.2024.